Mehr Azubi-Wohnen in Halle (Saale): was sagen die Wohnungsunternehmen und Wirtschaftsverbände? Ausschuss vertagt Antrag

Seit Wochen schon wird in den Stadtratsausschüssen in Halle (Saale) über einen SPD-Antrag zu Azubi-Wohnen diskutiert. Die Sozialdemokraten wollen ermitteln lassen, wie hoch der Bedarf ist, was man gemeinsam mit Kammern und Wohnungsunternehmen machen kann und welche Förderprogramme es gibt. Nach anderthalb Stunden Debatte wurde der Antrag vertagt.
Es sei ein “sehr sehr wichtiges Thema für Halle”, sagte Thorsten Schiedung (SPD). Überall werden Fachkräfte gebraucht, doch zuvor stehe die Ausbildung an. Und dafür brauche es vernünftige Bedingungen, so Schiedung. Mit dem Antrag solle ja zunächst erst einmal der Bedarf ermittelt werden, wieviele weitere Plätze es in der Saalestadt braucht.
Einen Mehrbedarf gebe es auf alle Fälle, meinte Udo Nistripke (AfD), der für die Handwerkskammer tätig ist. Allerdings handele es sich um eine Freiwillige Aufgabe, die Stadt ist also nicht verpflichtet. “Das ist ein grundsätzlich schönes Anliegen”, meinte Annette Kreutzfeld (Grüne). Sie gab es zu Bedenken, dass ja die betreffenden Jugendlichen nicht immer da sind und deshalb auch in den Wohnheimen zu Rotationen / Doppelbelegungen möglich sind. Halle sei zudem nicht in der Pflicht, eine Aufgabe für das Land übernehmen.
“Wir sind an diesem Thema schon lange dran”, erklärte Alexander Frolow, Leiter des Fachbereichs Bildung. Rund eine halbe Million Euro gebe die Stadt aktuell schon für die Azubi-Wohnheim mit 99 Plätzen aus, der Rest wird über Gastschulbeiträge gedeckt. Doch die fallen dem neuen Schulgesetz zufolge weg, dann muss Halle also die komplette Einrichtung selbst tragen. Für Bürgermeister und Finanzdezernent Egbert Geier ist das nicht darstellbar. “Wie soll man haushaltstechnisch erklären, das man ein Ausbildungsverhältnis in der Altmark stützt”, fragte er. Denn genau das sei die Folge. Halle würde Wohnheime oder Wohnungen zur Verfügung stellen und bezahlen, zu denen es rechtlich nicht verpflichtet ist, damit Jugendliche von außerhalb während der Berufsschulwochen in Halle übernachten können.
Erstmals kamen auch Wohnungsunternehmen und Wirtschaftskammern zu Wort. GWG-Chefin Jana Kozyk berichtete, dass kommunale Wohnungsunternehmen und Wohnungsgenossenschaften in einer Netzwerkrunde verbunden sind, bei der vor wenigen Tagen das Thema angesprochen wurde. Selbst kleine Wohnungsgenossenschaften würden Azubi-Wohnungen anbieten. Momentan stellt die GWG auch 99 Plätze in einem Azubi-Wohnheim in der Nähe der Feuerwache zur Verfügung. Betreiber ist die Stadt, Man würde auch den Betrieb selbst nicht übernehmen, so Kozyk. Aber ein weiteres Wohnheim sei durchaus machbar. “Dafür brauchen wir aber anderthalb Jahre Vorlauf”, so Kozyk, denn der entsprechende Wohnblock muss zunächst leergezogen und dann hergerichtet werden, anschließend folgt die Möblierung. Doch nicht nur Plätze im Azubi-Wohnheim hat die GWG, sondern auch in ganz normalen Wohnungen. Denn immer mehr Firmen, aktuell vor allem aus der Pflege und der Gastro, mieten Wohnungen an und stellen diese ihren Azubis zur Verfügung – als Benefit im Kampf um den Nachwuchs.
Johannes Streckenbach von der Handwerkskammer sagte, dies habe direkt mit der Fachkräftesicherung zu tun. Allerdings würden die Regionen unterschiedlich verfahren. Halle sei hier aber positiv zu erwähnen. “Hier wird gehandelt”, sagt er. Jedes Jahr würden sich bei der Handwerkskammer Halle (Diese ist für den gesamten Süden Sachsen-Anhalts zuständig) Firmen melden, die keinen Wohnraum für ihre Azubis haben. “Wir verlieren jedes Jahr Azubis, weil die Bedingungen nicht stimmen.” Genaue Zahlen, wie hoch der Bedarf ist, kann Streckenbach zwar nicht nennen, er geht aber von etwa 80 Jugendlichen aus.
“Viele Unternehmen beklagen, dass Ausbildungsverträge nicht angetreten werden, weil die Rahmenbedingungen nicht stimmen”, meinte Silvia Voigt, Bildungsreferentin der IHK Halle-Dessau. Insbesondere sehe man derzeit den Bedarf, für die ausländischen Azubis günstige Wohnraum zu finden. In der Region gibt es derzeit 883 Azubis mit nichtdeutschen Wurzeln, sie stammen aus 83 Ländern.
Aber es kann eben nicht Aufgabe der Stadt oder der stadteigenen Wohnungsgesellschaften sein, das Handwerk ausserhalb der Stadt zu stützen. Dann sollen die Betriebe und Kammern selber beim Land vorsprechen und entsprechende Gelder von dort zur Kompensierung bringen.
Doch kann es, da haben wir wieder das hallesche Provinzdenken was an den eigenen Stadtgrenzen endet, und bloß nicht einen Schritt weiter in Richtung einer besseren Zukunft unseres gesamten Bundeslands denken. Und dabei will man in der kommunalpolitischen Oberzentren – Liga doch so gern mit einem Superlativen Zukunftszentrum mitspielen!
Hier ist ganz klar unsere Landespolitik gefragt, denn die Azubis von heute werden unsere Fachkräfte von morgen sein!
Wir haben in den vergangenen 35 Jahren genug von ihnen, vor allen Dingen junge Frauen, an die alten Bundesländer verloren. Damit muss endlich Schluss sein.
Die Rahmenbedingungen und die Zukunftschancen waren und sind eben nicht gleich oder besser „westdeutsch“ ausgedrückt, gleichwertig!
Die Lösung muss somit auch in Halle ganz klar ein nachhaltiges Azubi-Werk sein und zwingt alle verantwortlichen Akteure schnellstmöglich an einem gemeinsamen Tisch!
in Berlin hat man es erkannt : https://www.parlament-berlin.de/ados/19/IIIPlen/vorgang/d19-1363.pdf
in Hamburg hat man es schon: https://azubiwerk.de/
und München auch: https://www.azubiwerk-muenchen.de/
Und was machen wir in unserer Provinzstadt? reißen konzipierte und archetektonisch einzigartige Studentenwohnheimhochhäuser in Halle-Neustadt ab, unweit einer der größten Ausbildungszentren im Land.
Morgen nicht von gestern sein, wann bestimmt endlich der gesunde Menschenverstand in unserer halleschen Kommunalpolitik wieder ein weitsichtiges Handel und ein konstruktives Miteinander?
Macht die Jahrzehnte lange Abhängigkeit von Fördermitteln wirklich so zukunftsblind?
Berlin und Hamburg sind Stadtstaaten, die Situation ist also eine völlig andere als in einem Flächenland wie Sachsen-Anhalt.
Es ist auch kein hallesches „Provinzdenken“. Sondern ein rein finanzielles. Die Stadt darf keine neuen freiwilligen Aufgaben starten. Und dann soll eine finanziell klamme Stadt auch noch die Kosten übernehmen, die eigentlich beispielsweise die Altmarkt oder auch die Landkreis um Halle herum leisten müssten. Zumal ab kommenden Jahr auch noch die Gastschulbeiträge wegfallen. Sprich: Halle unterhält die Schulen, bekommt dafür aber keine Mittel mehr, obwohl die Schüler aus ganz Sachsen-Anhalt unterrichtet werden. Wer davon profitiert? Die Landkreise, die keine Schulen in der Masse unterhalten müssen…
Deshalb steht ja wie deutlich erwähnt, auch unsere CDU – geführte Landespolitik in der grundsätzlichen Verantwortung, wie in den beispielgebenden Stadtstaaten auch.
Allerdings sind die, auch gleichzeitig eine Kommune!
Bildung und Ausbildung, so wird immer wieder in den Wahlprogrammen der Parteien proklamiert, ist die Zukunft unseres Landes!
Und daran wird nachweislich nach den Wahlen immer und immer wieder gespart? Zwingend notwendige Rahmenbedingungen als freiwillige Leistung einer Kommune definieren und schon sind sie grundsätzlich nicht mehr notwendig?
Die Folgen dieser Politik sind schon jetzt kaum zu bewältigen, ein weiter so führt unweigerlich in einen noch weiteren wirtschaftlichen Abgrund und gefährdet massiv unsere Demokratie.
Davon profitieren nicht die Landkreise, sondern ausschließlich die politischen Gegner unserer Demokratie.
Die entsprechenden Ausbildungsbetriebe müssen da schon mal selbst Initiative ergreifen. Gewiss kann die Stadt für hier Auszubildende preiswerten Wohnraum vorhalten. Die finanzielle Seite ist dann die Angelegenheit jedes einzelnen Auszubildenden und seines Betriebes. Auch dafür bekommen sie ja ihre Vergütung, damit man eine Bleibe anmieten kann. Ist eben wie mit einem „richtigen“ Mietverhältnis, wo man die Nutzungsmöglichkeit bezahlt, oder einem Hotelzimmer.
Sollen die betriebe eine höhere Ausbildungsvergütung zahlen die zum leben reich! Aber nein die Chefs weinen lieber rum dass niemand mehr ins handwer will
Gibt doch genügend Leerstand in den Plattenbauten !
Es sollte vielmehr vernünftiger und bezahlbarer Wohnraum für mittelständische Familien entstehen welche nicht über 1000euro kosten und vor allem nicht in sozialen Brennpunkten liegen!