Planungsausschuss stimmt für neues Wohngebiet neben dem Ritterhaus – drei Winterlinden sollen gefällt werden
Am Dienstag hat der Planungsausschuss den Abwägungs- und den Satzungsbeschluss zum Bebauungsplan für ein neues Wohngebiet in der halleschen Innenstadt gefasst. Es gab 6 Ja-Stimmen und 5 Enthaltungen. Abgelehnt wurde ein Antrag der Grünen, der den Erhalt von drei Winterlinden gefordert hat, die sich direkt an der Ecke Große / Kleine Brauhausstraße befinden.
Das Projekt gibt es schon viele Jahre. Allerdings musste der Bauherr deutlich umplanen, das Projekt reduzieren. Am Ende sind noch 140 Wohnungen, 10 Gewerbeeinheiten und 65 Stellplätze in einer Tiefgarage übrig geblieben. Baudezernent René Rebenstorf freut sich, dass sich das Projekt nun in die Altstadtbebauung einfügt und eine ordentliche Blockrandbebauung hergestellt wird. Positiv sei auch der Verzicht auf Stellplätze im Innenhof zugunsten eine Begrünung, “das tut der Wohnqualität gut”, so Rebenstorf. Das Gelände liegt schon seit Jahrzehnten brach, seit vielen Jahren ist es eine Schotterfläche, auf der Parkplätze angemietet werden können.
“Wir sehen die Stadtreparatur positiv”, sagte Wolfgang Aldag (Grüne), aber trotz Reduzierung werde immer noch ein “wahnsinniger Klopper” hingestellt. Aldag verwies auch auf eine Petition mit 3.000 Unterschriften, die den Erhalt der drei Winterlinden fordert. “Das kann man nicht einfach unter den Teppich kehren”, sagte er. Baudezernent Rebenstorf warnte aber davor, dann wäre die komplette Wirtschaftlichkeit nicht mehr gegeben, wenn man den Bereich aussparen würde.
Torben Vierkant (AfD) beklagte den Wegfall der Parkplätze. Denn in der Tiefgarage entstehen weniger Stellplätze als oberirdisch wegfallen. „Fassungslos“ zeigte sich Klaus E. Hänsel (FDP) über den Grünen-Antrag. “Sie riskieren, dass sich der Investor zurückzieht.” Schon jetzt sei der Wohnungsbau bundesweit tot. Da könne man froh sein, dass noch ein Projekt in Halle realisiert werde. Man könne auch nicht jede Ecke grün machen, dann wäre es ein Wald. “Die Bäume sind wichtig für das Binnenklima”, entgegnete Christian Feigl (Grüne). Das ganze Projekt passe nicht hinein, es komme zudem zu einer hundertprozentigen Versiegelung.Es sei auch immer das gleiche Spiel, dass mit dem Rückzug eines Investors gedroht werde.
Eric Eigendorf (SPD) begrüßte eine Regelung, die im Zuge eines städtebaulichen Vertrags realisiert werden kann. Denn jede fünfte Wohnung soll zu günstigen Mietpreisen angeboten werden. Hier soll der Netto-Kaltmietpreis die Höhe des jeweils aktuellen KdU-Richtwerts (Kosten der Unterkunft) um nicht mehr als 20 Prozent übersteigen. “Ein Betrag, um der Segregation entgegenzuwirken”, so Eigendorf.
In den ersten Planungen waren zwei Tiefgaragenebenen vorgesehen. Auf eine wird nun verzichtet. Das beklagte Martin Sehrndt (AfD). Dieses könnte man ja auch im Ernstfall als Schutzraum aufsuchen. Unrealistisch nennt Klaus E. Hänsel das. Er hat einst am Ritterhaus mitgearbeitet. Dadurch kennt er auch die Bodenbeschaffenheit. Mit Braunkohle und hohem Grundwasser hat man hier zu tun, für das Ritterhaus wurden deshalb damals Bohrpfähle in den Boden gerammt. Den nötigen finanziellen Aufwand hält er für die hier vorgesehene Wohnbebauung für nicht realisierbar. “Wir können schon froh sein, eine Etage hinzubekommen.”
Zu den Gewerbeeinheiten erkundigte sich Ferdinand Raabe (Volt). Ob diese nicht möglicherweise an anderer Stelle Leerstand zur Folge haben. Die Stadt favorisiert eine Nutzungsmischung in der Altstadt. Das hat auch etwas damit zu tun, dass bei einer reinen Wohnbebauung die gesetzlichen Schutzansprüche (Zum Beispiel Lärm) höher sind.
Es ist im Sommer schon jetzt sehr heiß in der Innenstadt. Diese Art von Neubau macht das noch schlimmer. Warum wird nicht klimaangepasst gebaut? Mit mehr Grünflächen und Lücken zwischen den Gebäuden bzw. Gebäudeteilen? Wie soll da Luft zirkulieren können? Und vor allem – wo soll da Kaltluft entstehen können? Das Bisschen Grün am Jerusalemer Platz reicht da nicht und ist ja auch nicht wirklich an das neue Wohngebiet angeschlossen.
Die neuen Bewohner würden es sicher ziemlich gut finden, eine alte Linde vor dem Fenster zu haben….
Deine Argumente würden auf die Auflösung der Stadt als solche hinauslaufen. Urbaner Raum heißt bauliche Dichte – was du willst würde auf die Auflösung einer Stadt mit engen historishen altstädtischen Gassen hinauslaufen zugunsten eines Park – aus einer Altstadt soll ein Park werden. Deine linksgrüne Fakenews sind brandgefährlich und zudem völlig faktenfrei.
„Mit mehr Grünflächen und Lücken zwischen den Gebäuden bzw. Gebäudeteilen? Wie soll da Luft zirkulieren können?“ – das würde praktisch bedeuten, aus der halleschen Altstadt europäischen Typs eine Art Halle-Neustadt zu machen. „Klimaanpassung“ ist eine brandgefährliche Ideologie, die auf die Zerstörung all unserer alten Städte hinaulaufen würde.
Wann wird eigentlich im Böllberger die große Freifläche bebaut ?
Bei 20% über KdU-Richtwert noch von sozialer Durchmischung zu träumen zeigt, wie weit entfernt die SPD (und andere) von der Wirklichkeit sind. Mit dieser Steigerung schließt man quasi alle Wohngeldbezieher aus….
Mit der Möglichkeit, dass dann auch „osteuropäische Bürger im Wohngeldbezug“ einziehen können, wird sich „die Hausgemeinschaft ändern, und zwar drastisch. Und da freuen sich vor allem die Grünen drauf“ oder jedenfalls so ähnlich ging doch der Spruch von KGE! Aber ich denke mal, im Kern wollten die Grünen das mit der 20%-Regelung durch den Bestandsschutz der drei Linen verhindern, die haben das eben nur nicht ausreichend kommuniziert!
Chr. Feigl (Grüne) beklagt eine“Versiegelung“ – meint er das ernst oder ist er nur sarkastisch.
Man muß sich einmal die ehemaligen Grünflächen / teils Wälder anschauen, welche u.a. wegen der „Grünen“ vernichtet und deren Grund versiegelt wurden, um „Wälder“ von Windrädern zu bauen.
vor allem die ernorme Versiegelung durch Erneuerbaren-Energie-Anlagen bundesweit – jetzt dürfen sogar für Windräder Wälder gerodet werden…
Warum muss man die Bäume immer gleich fällen? Ausgraben, und umsetzen. Wo ist das Problem?