Spezielle Höhenrettungsaktion der Feuerwehr an der Uniklinik: Weihnachtsmann, Grinch und Pikachú seilen sich ab – Geschenke für die Kinder auf Station
Freitagvormittag, kurz nach zehn Uhr. Ein kalter Wind zieht über die Dächer des Universitätsklinikums Halle. Unten im Innenhof haben sich bereits einige Mitarbeiter:innen versammelt, während auf den Stationen des Departments für operative und konservative Kinder- und Jugendmedizin gespannte Aufregung herrscht. Die Kinder an den Fenstern drücken ihre Gesichter an die Scheiben, manche aufgeregt, manche neugierig und alle voller Erwartung. Dann fällt ein Schatten über die gläsernen Fassaden. Hoch oben auf dem Dach der Kinderklinik regt sich etwas. Erst leise, dann immer deutlicher erscheinen vier farbenfrohe Silhouetten in schwindelerregender Höhe. Und plötzlich wird klar: Die Weihnachtszeit hat am Uniklinikum Halle gerade einen ganz besonderen Höhepunkt erreicht. Vier Höhenretter der Berufsfeuerwehr Halle (Saale) – im Alltag Spezialist:innen für komplexe Rettungseinsätze – haben sich an diesem Adventswochenende einer ganz anderen Mission verschrieben: weihnachtliche Magie direkt ans Krankenbett zu bringen. Doch an diesem Tag tragen sie keine Helme, Einsatzjacken und Seile in leuchtendem Feuerwehrrot. Stattdessen schweben ein grimmiger Grinch, ein fröhlicher Weihnachtsmann, ein strahlender Engel und sehr zur Begeisterung der jüngsten Zuschauer:innen ein festlich geschmücktes Pikachú die Klinikfassade hinab. Es ist ein Anblick, der selbst hartgesottene Klinikmitarbeiter:innen ins Staunen versetzt und der den kleinen Patient:innen die Augen leuchten lässt. Die Traditionsaktion ist im Uniklinikum längst ein Highlight – doch in diesem Jahr wirkt sie noch ein Stückchen magischer.
Ein grüner Dieb und eine himmlische Intervention
Die Geschichte, die sich an diesem Tag vor den Fenstern der Kinderklinik abspielt, könnte direkt aus einem Weihnachtsfilm stammen. Ganz oben auf dem Dach beginnt das muntere Schauspiel: Der Grinch, in seinem typischen giftgrünen Fell, mit finsterem Blick und einem Sack über der Schulter, legt einen dramatischen Auftritt hin. Er stößt einen frechen Lacher aus, hebt den Sack triumphierend in die Höhe – und lässt damit keinen Zweifel: Die Weihnachtsgeschenke für die Kinder sind futsch! Doch der Grinch hat die Rechnung ohne die anderen Protagonisten gemacht. Mit beeindruckender Eleganz seilt sich kurz darauf ein strahlender Engel ab, dessen Flügel im Wind flattern. Neben ihm schwebt der Weihnachtsmann mit seinem roten Mantel und einem warmherzigen Lächeln. Und mittendrin, mit viel Charme und einem extra großen Batzen Niedlichkeit: Pikachú, das jüngste Mitglied des weihnachtlichen Höhenrettungsteams. Was folgt, ist eine kleine Inszenierung, die in den Fenstern der Klinik für begeisterte Reaktionen sorgt. Manche Kinder klopfen gegen die Scheibe, andere winken oder rufen durch die geöffneten Fenster den Akteur:innen zu. Einige der Kleinsten wissen kaum, wohin sie zuerst schauen sollen – auf das fiese Grinsen des Grinch, die majestätische Ruhe des Engels, die entspannte Autorität des Weihnachtsmanns oder die Possen des fröhlich herumwirbelnden Pikachús. Der Grinch versucht, sich mit dem Sack davon zu schleichen, doch Weihnachtsmann und Engel stellen ihn zur Rede. Gestikreich erklärt der Weihnachtsmann, warum die Geschenke den Kindern gehören, während der Engel dem Grinch freundlich, aber bestimmt ins Gewissen redet. Der Grinch, so will es die Tradition, zeigt sich zuerst uneinsichtig. Doch schließlich lässt er sich von der warmherzigen Botschaft überzeugen. Reumütig gibt er die liebevoll gepackten Geschenke frei. In diesem Moment brandet echter Jubel durch die Klinikflure. Pfleger:innen und Eltern, die den Kindern zur Seite stehen, können sich ein Lächeln nicht verkneifen. Einige Kinder winken dem Grinch zum Abschied, andere jubeln dem Weihnachtsmann entgegen. Für einen kurzen Moment steht die Zeit still – und die Sorgen des Klinikalltags rücken in den Hintergrund.
Eine Show, die Herzen erreicht – und das nicht zum ersten Mal
Dass diese Aktion Emotionen weckt, ist kein Zufall. Zum bereits vierten Mal haben die Höhenretter der Berufsfeuerwehr Halle (Saale) gemeinsam mit dem Universitätsklinikum eine solche weihnachtliche Abseilperformance organisiert. Was vor einigen Jahren als einmalige Überraschung begann, hat sich inzwischen zu einer liebevoll gepflegten Tradition entwickelt. „Die Kinder freuen sich jedes Jahr darauf“, sagt eine Pflegekraft der Kinderstation, die die Aktion von innen begleitet hat. „Wir merken, wie sehr ihnen solche Momente guttun – und wie wichtig es auch für die Eltern ist, zwischen Diagnosen, Behandlungen und Sorgen einmal kurz aufatmen zu können.“ Tatsächlich gilt die Weihnachtszeit in Kinderkliniken als besonders sensible Phase. Während draußen Lichterketten, Weihnachtsmärkte und Adventsrituale für Vorfreude sorgen, bedeutet ein Klinikaufenthalt für betroffene Familien oft eine große emotionale Belastung. Umso wertvoller sind kleine Highlights wie diese Abseilaktion. Das Höhenrettungsteam der Feuerwehr Halle ist sich dessen bewusst. Der logistische Aufwand ist beträchtlich: Sicherheitsvorbereitungen, Kostüme, Proben und die sorgfältige Koordination mit der Klinikleitung gehören ebenso dazu wie die eigentliche spektakuläre Abseilaktion. Doch die Feuerwehrleute betonen, dass es jede Mühe wert ist.
Wenn Feuerwehr und Fantasie verschmelzen
Besonders bemerkenswert ist die Mischung aus Professionalität und spielerischer Leichtigkeit, die das Team an den Tag legt. Die Höhenretter sind spezialisiert auf anspruchsvolle Einsätze – die Rettung aus Höhen und Tiefen, vom Turm, am Gebäude, im schwierigen Gelände. Doch an diesem Tag werden aus Einsatzkräften lebende Weihnachtsfiguren. Damit das gelingt, müssen Kostüme und Sicherheitsausrüstung perfekt miteinander harmonieren. Der Weihnachtsmann-Gurt ist so präpariert, dass der rote Mantel nicht verrutscht. Die Flügel des Engels sind windsicher befestigt. Pikachús Ohren bleiben auch in der Abseilbewegung stabil. Und der Grinch, obwohl wild gestikulierend, bleibt stets sicher im Seil. So entsteht eine Mischung aus Profession und Performance, aus Ernst und Verspieltheit – und genau diese Kombination macht die Aktion so besonders. Denn hinter den farbenfrohen Figuren stehen echte Menschen, die ihre Zeit, ihren Mut und ihr Können schenken, um anderen Freude zu bereiten.
Magische Momente für die kleinen Patient:innen
Während sich die vier Figuren langsam, aber sicher abseilen, verfolgen die Kinder jede einzelne Bewegung. Einige halten selbstgemalte Bilder oder kleine Schilder ans Fenster. Andere drücken ihren Teddy oder ein anderes Kuscheltier an sich, als könnten sie die Begegnung mit dem Weihnachtsmann auf diese Weise noch intensiver erleben. Auf den Fluren der Stationen verbreitet sich ein leises Stimmengewirr. Ärzt:innen und Pflegekräfte führen Kinder an die großen Fenster, einige Betten werden so positioniert, dass auch diejenigen zuschauen können, die selbst nicht aufstehen dürfen. Der Moment gehört allen. Und dann kommt der lang ersehnte Höhepunkt: Nachdem der Grinch überzeugt wurde, die Geschenke zurückzugeben, ziehen die Mitarbeiter:innen der Klinik vorbereitete Pakete hervor – jedes einzelne davon liebevoll gestaltet, oft mit kleinen Botschaften oder süßen Überraschungen versehen. Die Geschenke werden an die Kinder überreicht, die sie mit vor Aufregung zitternden Händen entgegennehmen. Sponsoren haben die Geschenke möglich gemacht.
Hinter den Kulissen: Vorbereitung und Herzblut
Auch wenn die Show selbst nur wenige Minuten dauert, steckt dahinter eine Menge Planung. Die Feuerwehr stimmt sich eng mit der Klinikleitung ab, um den Ablauf so zu gestalten, dass er sowohl sicher als auch für die Kinder gut sichtbar ist. Kostüme werden angepasst, Gurte verstärkt, Bewegungsabläufe vorher getestet. Besonders wichtig: Der Wind. Zu starker Wind könnte die Kostüme zum Problem machen – und daher wird am Morgen immer kurzfristig entschieden, ob die Aktion stattfinden kann. Für das nächste Jahr ist eine Fortsetzung geplant.














































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