Nikolausschwimmen: 44 Mutige springen in die 4,7 Grad kühle Saale – auch Stadträtin dabei

Am Ufer der Saale haben sich am Samstagnachmittag rund 100 Schaulustige versammelt, eingepackt in Winterjacken, Mützen und Schals. Die Sonne kämpfte sich langsam durch die dichten Wolken, als sich die Teilnehmenden des diesjährigen Nikolausschwimmens langsam vorbereiten – mit Weihnachtsmann-Mützen, in Badehosen, manche sogar in weihnachtlichen Kostümen. „4,7 Grad“, ruft Wolfgang Schuster. Er hatte im Vorfeld gemessen. Doch die 44 Männer und Frauen, die den Sprung wagten, haben sich davon nicht beirren. Mehr noch: Diese Zahl bedeutet einen Rekord. In den vergangenen Jahren starteten selten mehr als 20 bis 30 Schwimmerinnen und Schwimmer.

Bevor es ins Wasser geht, steht eine kurze Aufwärmrunde an: Armkreisen, leichte Kniebeugen, tiefes Einatmen, Hampelmann. Die Stimmung ist gut, fast ausgelassen. Viele kennen sich, weil sie bei der Sommerausgabe des Saaleschwimmens dabei sind oder in ähnlichen Vereinen aktiv sind. Inmitten der Gruppe: Wolfgang Schuster, ehrenamtlicher Betreuer der Messstation auf dem Bürgerforschungsschiff MS Make Science. Seit Jahren begleitet er das Event und gehört zu jenen, die es nicht nur organisieren, sondern mit ganzem Herzen leben. „Es macht Spaß“, sagt er, als er in seinen kurzen Neoprenanzug steigt. Seine Gelassenheit steckt an. Er ist einer der Ersten, die später ins Wasser springen werden. Unmittelbar neben ihm steht Klaus-Dieter Gerlang, der seit Jahren mit dem Saaleschwimmer e.V. das Nikolausschwimmen begleitet. Für ihn ist der Rekord in diesem Jahr ein kleines Highlight – ein Zeichen, dass die Tradition wächst. Er hatte zunächst noch Bedenken. Denn eine halbe Stunde vor Start war es noch recht leer. Aber so sind die Hallenser eben, kommen kurz vor knapp. Kurz vor Beginn füllte sich der Platz am Saalestrand.

Auch eine Stadträtin wagt den Sprung

Zu den Mutigen gehört dieses Jahr auch Melanie Ranft, Stadträtin der Grünen. Für die regelmäßigen Saaleschwimmer ist ihr Gesicht kein unbekanntes, ist sie doch bei den Events bei wärmeren Temperaturen immer dabei – doch im Dezember hat man sie hier bisher nicht gesehen. „Am Montag bin ich schon gefragt worden. Da habe ich noch nein gesagt“, erzählt sie lachend, während sie sich mit einer Nikolausmütze und einem Handtuch in der Hand aufwärmt. „Doch heute Morgen habe ich mich dann umentschieden.“ Ausschlaggebend war laut Ranft Ankündigungsbeitrag bei dubisthalle.de gewesen. „Irgendwie hat es mich dann doch gepackt“, gesteht sie. Es ist die Mischung aus Überwindung, Gemeinschaft und dem Reiz des Außergewöhnlichen, die sie schließlich ins eiskalte Wasser zieht.

Dann geht es Schlag auf Schlag. Die 44 Teilnehmenden stellen sich am Ufer auf, einige lassen sich Zeit, andere springen nahezu sofort. Ein, zwei Sekunden vergehen, bevor das Keuchen einsetzt, das der Körper dem Kälteschock schuldet. Doch der Schreck ist schnell überwunden. Manche schaffen es, mehrere Minuten im Wasser zu bleiben. Andere ziehen energisch ein paar Schwimmzüge, die Arme im Wechsel durch die frostige Oberfläche brechend. Einige steigen aus dem Wasser, atmen durch – und springen ein zweites Mal hinein. Die Stimmung ist ausgelassen. Jeder Sprung wird beklatscht. Einige tragen rot-weiße Nikolausmützen, andere erheitern das Publikum mit Ganzkörperkostümen oder glitzernden Accessoires.

Das Ritual danach: Glühwein, Gemeinschaft und rote Nasen

Die ersten Abgehärteten steigen aus dem Wasser und laufen schnellen Schrittes zum Ufer. Das Atmen ist schwer, die Haut rötlich verfärbt. Doch auf sie wartet das wichtigste Ritual nach dem Nikolausschwimmen: heißer Glühwein. Die dampfenden Tassen wärmen Hände und Seele gleichermaßen. Man tauscht sich aus, lacht, klopft sich gegenseitig anerkennend auf die Schulter. Einige wickeln sich in Decken, andere gehen kurze Runden, um wieder warm zu werden.