Volkstrauertag 2017: Erinnerung an Opfer von Krieg und Gewalt

Am Sonntag haben Stadtverwaltung und der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VKD) mit einer Gedenkfeier in der Kapelle des Gertraudenfriedhofs in Halle (Saale) an die Opfer von Krieg, Zerstörung und Vertreibung erinnert. Anlass war der Volkstrauertag. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von der Staatskapelle und dem Jugendblasorchester.
Der örtliche VKD-Vorsitzende Bernhard Bönisch begrüßte die zahlreich erschienen Vertreter aus Politik und Wirtschaft, so der Bundestagsabgeordnete Karamba Diaby, die Landtagsabgeordneten Wolfgang Aldag, Hendrik Lange und Andreas Schmidt sowie mehrere Stadträte, Vertreter von Polizei und THW. Es sei ein „Gedenktag, um die Erinnerung wach zu halten“, so Bönisch, „an die Opfer von Krieg und Gewalt.“ Im vorigen Jarhundert haben schreckliche Ereignisse wie der Nationalsozialismus und Stalinismus gewütet. Um eine Widerhilung zu verhindern, müssten die Erinnerungen daran wachgehalten werden. Einen Krieg in Mitteleuropa fürchte er aktuell nicht, so Bönisch. „Ich fühle mich tatsächlich sicher in unserem Land.“ Scher getroffen worden sei er aber von den Terroranschlägen in München und auf den Weihnachtsmarkt in Berlin, schließlich leben seie Söhne mit ihren Familien in Mpnchen und Berlin. Doch sei Mitgefühl mache nicht halt vor der eigenen Familie. Es mache ihn traurig, dass es auf der Welt Millionen Kinder gebe, die nichts anderes als Krieg und Gewalt kennen.
Bürgermeister Egbert Geier sprach Gedenkworte für die Stadt und sagte, man erinnere am Volkstrauertag längst nicht mehr nur an die deutschen Opfer, sondern an die Opfer von Krieg und Gewalt weltweit. Den Volkstrauertag gebe es seit fast 100 Jahren. „Viel Zeit, um die Lehren aus Kriegen zu ziehen.“ Doch gerade in der heutigen Zeit registriere man andere Wahrnehmungen. Geier erinnerte, dass es seit 1945 110 Kriege und Konflikte gegeben habe. Gestorben seien beispielsweise im Jahr 2014 rund 220.000 Menschen. Auch in Deutschland seien die schmerzlichen Auswirkungen der Kriege präsent. Zu nennen seien die 56 deutschen Soldaten, die beim Einsatz in Afghanistan ihr Leben ließen, eine von ihnen war Florian Pauli aus Halle. Ein Selbstmordattentäter hatte sich neben ihm in die Luft gesprengt. Der Volkstrauertag sollte für dei Deutschen auch ein Tag sein, „an dem wir dankbar sei sollten für den Frieden, der nun schon so lange bei uns herrscht.“ Er fürchte aber, je länger der Frieden andauere, um so weniger wüssten ihn die Menschen zu schätzen.
Klaus Martin Ertle, Oberstleutnant der Reserve und Leiter des Bezirksverbindungskommandos Sachsen-Anhalt, meinte, es sei für manche Gesellschaftsschichten undenkbar, an solchen Veranstaltungen teilzunehmen, „dabei sind sie sehr wichtig. Denn solche Veranstaltungen vermitteln uns, wo wir herkommen und welche Fehler wir nicht wiederholen sollten.“ Er erinnerte kurz daran, dass sein Vater ihn nach dessen Bruder benannt hat, der im Zweiten Weltkrieg in Frankreich gefallen ist. Volkstrauertag sei aus drei Wörtern zusammengesetzt: Volk, Trauer und Tag. Gegründet worden sei der Tag nach den blutigen Ereignissen des Ersten Weltkriegs und von den Nationalsozialisten als Heldengedenktag missbraucht worden. Leider müsse man feststellen, dass das Ansehen solcher Feiern auf dem Rückzug sei, worin Ertle eine Gefahr sieht. „Aber wer kann eigentlich etwas dagegen haben zu trauern und zu gedenken?“ Zum Begriff „Volk“ gebe es unterschiedliche Definitionen. Doch von manchen Gruppen sei das Wort „Volk“ unpopulär gemacht worden, es gebe in ihrer Definition keine Völker mehr. „Andere sehen in den Völkern die Wurzel allen Übels. Oder Sie gehören zur Ideologie der Alt-68er, für die ohnehin alles Alte schlecht ist und abgeschafft gehört. Übrigens die gleichen, denen es durch ihre in die politischen Eliten immer besser gelingt, uns, den ehemals mündigen Bürgern, einen Maulkorb aufzuerlegen. Wir sollen nicht mehr sagen dürfen, was wir denken.“ Dies nenne man heute „political correctness“. Einst seien die Studenten in Festungshaft gegangen, weil sie gegen ihre Fürsten eingetreten sind, für Demonstrationsfreiheit gekämpft haben. „Und jetzt lassen wir uns das alles durch die kalte Küche wieder wegnehmen. Wo soll das Bitte enden?“ Wer sich heute zum Deutsche Volk bekenne, werde schräg angeschaut oder gar angefeindet. Dabei sei es gerade einmal 28 Jahre her, dass man durch die Straßen – auch in Halle – die Menschen skandieren hört „Wir sind das Volk.“
Im Anschluss an die Gedenkreden wurden an der aus 25 Figuren bestehenden Skulptur “Die Endlose Straße” des Bildhauers Richard Horn, die an Opfer von Krieg und Gewalt erinnern sollen, Kränze niedergelegt.
Der Volkstrauertag wurde 1922 erstmalig begangen und mahnt zu Versöhnung, Verständigung und Frieden und erinnert heute an die Toten, insbesondere an die Opfer der beiden Weltkriege mit den Verbrechen des Nationalsozialismus und der stalinistischen Diktatur. Die Nazis machten aus dem kollektiven Trauertag einen Staatsfeiertag und benannten ihn in “Heldengedenktag” um. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge hat den Gedenktag nach Gründung der Bundesrepublik im Jahre 1950 wiederbelebt und wird seitdem am Sonntag zwei Wochen vor dem ersten Advent begangen.
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