Zwischen Indian Summer und Klimawandel: Ministerpräsident Haseloff pflanzt eine Rot-Eiche im Bergzoo
Mit Schaufel und Gießkanne stand er am Mittwochvormittag im herbstlich bunten Bergzoo Halle: Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff. Zum inzwischen 15. Mal setzte er dort einen Baum in die Erde – eine Tradition, die längst fester Bestandteil des halleschen Zoojahres ist. Diesmal war es eine Rot-Eiche (Quercus rubra), der „Baum des Jahres“, gesponsert von der Mitteldeutschen Baumschule.
„Schönes Laub hat er“, kommentierte Haseloff zufrieden, nachdem er das junge Gewächs begutachtet hatte. Kein winziger Setzling, sondern ein rund 15 Jahre alter Jungbaum wurde diesmal gepflanzt – kräftig, gut verwurzelt, bereit, den trockenen Südhang des Reilsbergs zu erobern.
Ein Hauch von Indian Summer über Halle
Die Rot-Eiche stammt ursprünglich aus Nordamerika, ist dort ein Symbol für Herbstfarben und weite Wälder. Auch im Bergzoo soll sie nach den Vorstellungen von Zoo-Chef Dennis Müller künftig für einen Hauch von „Indian Summer“ sorgen: Im Sommer leuchten ihre Blätter sattgrün, im Herbst färben sie sich intensiv rot. „Diese Art ist wärmeliebend und hitzetolerant“, erklärt Müller. „Deshalb ist sie ideal für unseren Standort hier auf dem Reilsberg.“ Der Zoo liegt auf einem ehemaligen Vulkankrater – ein schöner, aber schwieriger Platz für Bäume. Der Boden ist flach, die Sommer werden immer heißer und trockener. „Viele unserer einheimischen Arten haben die letzten Jahre hier nicht überstanden“, so Müller weiter. „Seit 2017 kämpfen wir massiv mit Trockenheit. Wir müssen jährlich zehn bis zwanzig Bäume nachpflanzen.“ Die Rot-Eiche dagegen gilt als Zukunftsbaum. Ihre Widerstandsfähigkeit macht sie für Parks, Städte und sogar die Forstwirtschaft zunehmend interessant.
Konkurrenz für die heimischen Eichen
Auch in der Dölauer Heide, Halles großem Stadtwald, wächst die Rot-Eiche bereits – und sie macht sich dort offenbar gut. Ricco Siersleben vom halleschen Forstamt berichtet: „Wir haben festgestellt, dass die Rot-Eichen die heißen und trockenen Sommer deutlich besser überstehen als Stiel- oder Traubeneichen. Sie zeigen weniger Trockenschäden und verjüngen sich besser.“ Siersleben hebt hervor, dass sich die Art von allein fortpflanzt und weniger unter Wildverbiss leidet. „Auf unseren Flächen müssen wir kaum nachpflanzen. Sie kommen einfach wieder.“
Doch so positiv die Eigenschaften der Rot-Eiche klingen – sie ist nicht unumstritten. In Naturschutzkreisen gilt sie als invasive Art, die heimische Ökosysteme verdrängen könnte. Die Dölauer Heide ist zudem ein FFH-Schutzgebiet (Natura 2000), was Eingriffe stark einschränkt. „Natürlich sehen viele diese Art kritisch“, räumt Siersleben ein. „Aber wir müssen uns der Realität stellen. Unsere einheimischen Arten kommen mit der Trockenheit und dem Insektenbefall kaum noch klar.“ Ein großes Problem sei der Eichenprachtkäfer, der ganze Bestände zerstört. „Wir haben Abgänge in Größenordnungen. Wir wissen schlicht nicht, wie wir das stoppen sollen.“
Keine Chemie, kein einfacher Ausweg
Ministerpräsident Haseloff zeigte sich bei der Pflanzaktion interessiert an den Herausforderungen der Förster. „Hilft da nicht Chemie?“, fragte er. Doch Siersleben schüttelte den Kopf: „Chemie dürfen wir nicht einsetzen – weder wegen der Nähe zur Stadt noch wegen des Schutzstatus. Da sind uns die Hände gebunden.“
Was bleibt, ist also die Suche nach klimaresilienten Alternativen – Bäume, die Hitze und Trockenheit besser ertragen. Genau deshalb fiel die Wahl im Zoo auch bewusst auf die Rot-Eiche. Eine Vertreterin der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) betonte: „Wir wollen mit dieser Pflanzung ein Zeichen setzen. Es geht nicht darum, die heimische Flora zu ersetzen, sondern Erfahrungen zu sammeln – zu sehen, wie sich solche Arten in Zukunft bewähren.“
Ein rotes Signal für den Klimawandel
Die Rot-Eiche auf dem Reilsberg steht also nicht nur für Artenvielfalt, sondern auch für Veränderung. Sie ist ein Symbol für den Umgang mit dem Klimawandel – für Anpassung und Hoffnung zugleich.
„Wir versuchen, Schritt zu halten mit der Natur“, sagt Zoo-Chef Müller. „Unsere Landschaft verändert sich, und wir müssen mit ihr gehen.“
Wenn sich in einigen Jahren die Krone der Rot-Eiche über dem Zoogelände ausbreitet und ihre Blätter im Herbst leuchten, wird sie vielleicht mehr sein als nur ein Baum. Sie wird ein Stück gelebter Klimaanpassung sein – ein rotes Zeichen, dass Wandel auch Wurzeln schlagen kann.













Na Wahnsinn. Nicht nur für die Kamera posen sondern auch richtig anfassen. Das kennen unsere Politiker aber nicht…
Oh, da hat Hasi wohl verpasst, dass Bill Gates den Klimawandel abgesagt hat.
Bill Gates hat den Klimawandel nicht abgesagt.
Hasselhoff pflanzt ne Eiche. Das rettet uns natürlich alle. Dachte schon die Klimakrise macht LSA immer mehr platt. Und, nein, es geht hier nicht um ein hübsches Bildchen. Honi Soi qui mal y pense.
Die Rot-Eiche ist eine invasive Art und damit potentiell für die heimische Natur gefährlich. Es ist mir nicht klar, warum man so ein Risiko eingeht.
Wenn sich das Klima erwärmt und längere Trockenphasen zu erwarten sind, wäre doch mein erster Gedanke, mal in Italien, Südfrankreich oder Spanien nachzuschauen, was dort so wächst.
Ohne lange nachzudenken fallen mit der Speierling, die Elsbeere, der Burgenahorn und der Feldahorn ein. Alle mit Pfahl-/Herzwurzel, so dass sie auch Trockenperioden überstehen. Kann mir keiner erzählen, dass man auf dem Südhang des Reilsbergs keinen Feldahorn pflanzen kann und der dort nicht gedeiht. Wird auch orndliche 250 Jahre alt und bis 20 m gross.
Man wollte einen Exoten pflanzen, darum ging es.
15 Jahre, da hat der schon das ‚Babyalter‘ überstanden und dürfte bei weiterer Pflege, die im Zoo sicher gewährleistet ist, weiter wachsen.
Auch mutwillige Zerstörung dürfte da auch nicht an der Tagesordnung sein.
Im Übrigen zieht man mit der Rot-Eiche den ganzen Rattenschwanz an Insekten hinterher, die sich in Amerika von diesem Baum ernähren. Welche Auswirkungen das dann wieder auf die heimische Insektenwelt und damit auch auf andere Pflanzen, Kleinsäuger etc. hat, weiss niemand. Ein riskantes Unterfangen.
Da sollte man doch lieber in Europa bleiben.