ORGACID: Wirtschaftsausschuss stimmt CDU-Antrag zu – Stadt will noch im ersten Halbjahr eine neue Grundwassermessstelle einrichten

Die politische Debatte um das ehemalige ORGACID-Gelände in Halle-Ammendorf nimmt weiter an Fahrt auf. Am Mittwoch hat der Ausschuss für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung mehrheitlich einem Antrag der CDU-Fraktion zugestimmt, der wichtige Maßnahmen für die Umweltüberwachung und weitere Entwicklung des Areals vorsieht. Zentrale Punkte sind eine neue Grundwassermessstelle, ein Fachgremium zur Begleitung der Altlastenproblematik und regelmäßige Berichte an den Umweltausschuss.
CDU-Antrag mit breiter Zustimmung – Stadtrat entscheidet in zwei Wochen
Der CDU-Antrag sieht vor, dass die Stadtverwaltung bis Ende 2026 eine umfassende Gefährdungsabschätzung zum Gelände vorlegt. Darüber hinaus soll der Umweltausschuss künftig halbjährlich über die aktuellen Messergebnisse informiert werden. Auch die Einsetzung eines unabhängigen Fachgremiums zur wissenschaftlichen und technischen Begleitung wurde im Antrag gefordert. Der Umweltausschuss hatte dem Vorhaben bereits vor einem Monat zugestimmt – nun fehlt nur noch die finale Zustimmung des Stadtrates, die in zwei Wochen erwartet wird.
Neue Grundwassermessstelle in Planung
Ein zentrales Element der geplanten Maßnahmen ist die Einrichtung einer neuen Grundwassermessstelle. Wie Simon Kuchta vom Fachbereich Umwelt der Stadtverwaltung mitteilte, soll diese noch im ersten Halbjahr 2025 realisiert werden. Ziel ist es, ein klareres Bild über mögliche Altlasten im Untergrund des früheren Chemiegeländes zu erhalten.
Zusätzlich hat die MDSE Mitteldeutsche Sanierungs- und Entsorgungsgesellschaft mbH, auf deren Gelände sich ein Teil des ehemaligen Fabrikareals befindet, bereits zwei weitere Messstationen eingerichtet. Die ersten umfassenden Messungen sollen im dritten Quartal stattfinden, mit Ergebnissen wird im vierten Quartal gerechnet.
„Was danach passiert, hängt von den Ergebnissen ab“, so Kuchta. Sollten die Werte innerhalb der zulässigen Grenzbereiche liegen, könnte das für eine schnelle weitere Entwicklung des Geländes sprechen. Bei Belastungen über den Grenzwerten würden hingegen vertiefende Untersuchungen notwendig.
Zwischen Altlast und Zukunftsperspektive
Das ORGACID-Gelände, auf dem sich in der NS-Zeit eine Fabrik zur Herstellung chemischer Kampfstoffe befand, steht seit Jahrzehnten unter dem Verdacht einer erheblichen Boden- und Grundwasserbelastung. Trotzdem sieht die Stadtverwaltung die weitere Entwicklung des Areals nicht grundsätzlich gefährdet. Der gültige Flächennutzungsplan aus dem Jahr 1997 weist das Gelände bereits als Gewerbegebiet aus – ebenso der aktuelle Vorentwurf für eine Überarbeitung.
„Die Altlastenproblematik steht einer wirtschaftlichen Nutzung nicht im Wege“, heißt es aus dem Rathaus. Voraussetzung sei jedoch eine sorgfältige Prüfung und gegebenenfalls Sanierung einzelner Abschnitte.
Bürger und Umweltschützer fordern mehr Transparenz
Während die Maßnahmen grundsätzlich begrüßt werden, gibt es auch kritische Stimmen. Umweltverbände und Bürgerinitiativen mahnen eine transparente Kommunikation der Messdaten und eine stärkere Beteiligung der Öffentlichkeit an. Die Einrichtung eines Fachgremiums sei ein wichtiger Schritt, müsse aber unabhängig besetzt und öffentlich zugänglich arbeiten.
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