Orgacid-Werk im Ammendorf: Stadt nimmt neue Proben und sieht keine Gefahr

Vor wenigen Tagen hat der Landtagsabgeordnete Thomas Keindorf (CDU) die ehemalige Kampfstoff-Fabrik Orgacid in Halle-Ammendorf zum Thema gemacht. Die aktuelle Debatte nimmt die Stadtverwaltung deshalb zum Anlass, neue Proben zu nehmen. Zudem rückt eine Haviere im ehemaligen Plastwerk zu DDR-Zeiten in den Mittelpunkt.
Die Spätfolgen und Altlasten der Herstellung des chemischen Kampfmittelstoffes Lost (auch Senfgas genannt) zur Zeit der NS-Diktatur seien nicht vollumfänglich erforscht, meinte Keindorf. Das sieht man in der Stadtverwaltung anders. Dort wundert man sich überhaupt über Keindorfs Vorgehensweise. Dieser habe sich mit keine Stelle in der Stadt in Verbindung gesetzt. Erst durch Anfragen aus dem Landtag hat die Stadt Wind bekommen.
Wie Steffen Johannemann vom Fachbereich Umwelt sagte, habe man verschiedene Grundwasserproben genommen. Ergebnisse dazu würden in etwas zwei Woch vorliegen. Zwischen 1990 und 2003 habe es jährliche Unterssuchungen gegeben. Diese hätten keine Gefährdung durch chemische Kampfstoffe ergeben, so Johannemann. All die Ergebnisse und Folgen seien auch in Umweltberichten der Stadt zu finden, die öffentlich einsehbar sind. „Wir gehen davon aus, dass wir auch diesmal nichts feststellen“, so Johannemann. Das ehemalige Orgacid-Gelände mit den Bunkeranlagen gehört in großen Teilen dem Bergbausanierer LMBV, zwei kleine Teilgrundstücke befinden sich in Privatbesitz. Das Bunkergelände sei mit hohen Mauern und Stacheldraht umgeben, zudem mit Dornengewächs unzugänglich gemacht worden. Zudem seien die Bunkeranlagen unter einer mehreren Meter dicken Bodenschicht verschwunden. Eine spätere Nutzbarmachung sei nicht vorgesehen. Anfang der 50er seien Restbestände von Senfgas aus den Bunkern entfernt worden, nach der Wende sei das Sickerwasser noch einmal dekontaminiert worden.
Doch nicht nur die Stadtverwaltung ist von Keindorf überrascht, sondern auch die beiden Eigentümer der Privatgrundstücke. Die betreiben auf Nebenflächen der einstigen Orgacid-Werke dort Baufirmen und Bürogebäude. Plötzlich finde er sei Gebäude in Medienbericherstattungen wieder, sagte ein Eigentümer, besorgte Mieter hätten ihn angesprochen. Er bklagte zunächst, dass eine Kommunikation zu dem Thema mit der Stadtverwaltung bisher nicht vorhanden war, dabei handele es sich doch um ein hochbrisantes Thema. Seit 2002 sei er Grundstückseigentümer. In all den Jahren habe es nur einen einzigen Feuerweheinsatz wegen eine „granatenähnlichen Gestands“ gegeben, der sich als Feuerlöscher herausgestellt habe. Er wundere sich zudem, warum der CDU-Abgeordnete diesen „Selbstläufer“ starte. Er hat Ammendorfer Anwohner im Verdacht, die Brunnen auf ihren Grundstücken gebohrt hätten. Aussagen zu giftigem Gestank bei Regen und zu toten Katzen bezeichnete er als „Quatsch“. Er selbst habe zwei Hunde, denen gehe es bestens.
Dass es aber in der Nähe tatsächlich mal komisch riechen kann, dafür hat Steffen Johannemann einen Grund parat. In den 80er Jahren habe es im ehemaligen Plastwerk zwei größere Havarien gegeben. Dabei seien größere Mengen Lösungsmittel in die Umwelt gelangt. Deshalb sei im Umfeld auch die Grundwassernutzung eingeschränkt. Wie Johannemann sagte, laufe dort die Boden- und Gewässersanierung.
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