Kulturausschuss debattiert über die Zukunft des Laternenfestes: Stadträte vermissen echten Sparwillen der Stadtverwaltung – kommen zur Finanzierung bald wieder Ramschstände?
Das Laternenfest ist Halles größtes Volksfest – und zugleich eines der emotionalsten Themen der Stadtpolitik. Seit Jahrzehnten markiert es den Höhepunkt des Sommers, zieht Zehntausende Menschen an die Saale und bringt Stadtleben, Kultur und Kommerz auf besondere Weise zusammen. Doch hinter den bunten Lampions und Bühnenprogrammen steht inzwischen ein wachsender finanzieller Druck. Rund 1,2 Millionen Euro musste die Stadt in diesem Jahr zuschießen, um das Fest in seiner gewohnten Form aufrechtzuerhalten. Auch 2025 wird die Summe voraussichtlich ähnlich hoch ausfallen. Das brachte zuletzt den Kulturausschuss in Wallung. Stadträte hatten von der Stadtverwaltung gefordert, konkrete Varianten zur künftigen Finanzierung vorzulegen. Diese liegen nun vor – und sorgen für Unmut.
Zwei Varianten – aber kaum echte Wahl
Die Verwaltung präsentierte zwei Modelle: Variante 1: Das Fest bleibt in seiner bisherigen Form bestehen, ohne größere Einschnitte. Variante 2: Deutliche Kürzungen, insbesondere die Streichung der Veranstaltungsflächen auf Peißnitz und Riveufer. Eine Entscheidung wurde am Dienstagabend vertagt. Doch schon jetzt zeichnet sich ab: Die Mehrheit der Stadträte ist mit den Vorschlägen unzufrieden. Viele sehen darin keine echten Alternativen, sondern eine politische Festlegung. Die Verwaltung, vertreten durch Raik Möller, sprach sich klar für die erste Variante aus. „Wir wollen das Fest in dieser Qualität erhalten“, betonte Möller. Das Konzept habe sich über Jahre bewährt. Statt inhaltlich zu kürzen, wolle man vielmehr in eine nachhaltigere Infrastruktur investieren – etwa durch eine eigene Stromversorgung auf dem Festgelände.
Strom statt Diesel – Investition in die Zukunft
Noch immer werden auf der Ziegelwiese große Dieselaggregate betrieben, um Bühnen, Verkaufsstände und Lichtinstallationen zu versorgen. Allein in diesem Jahr kostete die Anmietung der Geräte rund 250.000 Euro. Seit der Corona-Pandemie gebe es nur noch wenige Anbieter, was die Preise in die Höhe treibe, so Möller. Die Verwaltung will deshalb eine feste Stromversorgung aufbauen – eine Investition von 2,5 Millionen Euro. Nach Möllers Rechnung würde sich der Aufwand nach etwa zehn Jahren amortisieren. Zugleich verweist er auf die Umweltaspekte: Dieselaggregate seien laut, ineffizient und klimaschädlich. Technisch wäre der Umbau allerdings anspruchsvoll. Auf der Ziegelwiese müssten Leitungen neu verlegt und Flächen aufgebaggert werden. Am Riveufer soll dagegen ein alter, stillgelegter Kanal reaktiviert werden, um die Arbeiten oberirdisch zu vermeiden. Die Linke-Fraktionsvorsitzende Katja Müller zeigte Verständnis für das Vorhaben: Die lauten, stinkenden Aggregate seien seit Jahren ein Ärgernis. Auch sie betonte, dass der Leitungsbau eine Investition in die Zukunft sein könne. Dennoch blieb die Kritik am Gesamtvorgehen der Verwaltung deutlich.
„Friss oder stirb“-Politik?
Für viele Stadträte ist das Vorgehen der Verwaltung ein Ärgernis. Katja Müller bilanzierte, die zweite Variante diene im Grunde nur dazu, die erste als einzig akzeptable erscheinen zu lassen. Tim Kehrwieder (FDP) sprach gar von einer „Friss-oder-Stirb“-Variante – mit klarer Ablehnung: Von seiner Fraktion werde es dafür keine Zustimmung geben. Claudia Dalbert (Grüne) zeigte sich ebenfalls enttäuscht. Gemeinsam mit der FDP hatten die Grünen schon vor zwei Monaten beantragt, dass die Stadtverwaltung mehrere echte Varianten ausarbeiten solle. Dieser Antrag war damals abgelehnt worden. Entsprechend scharf fiel Dalberts Bewertung aus: Die vorgelegten Modelle seien „nicht abstimmungsfähig“. Ihr Anliegen sei es, betonte sie, seriös über realistische Möglichkeiten zu beraten – nicht, das Fest schlechtzureden oder kaputtzusparen. Weder inhaltlich noch programmatisch solle der Stadtrat Einfluss nehmen. Es gehe einzig um eine faire Bewertung der finanziellen Perspektiven.
Die Stadt verteidigt ihr Konzept
Raik Möller hielt dagegen: Eine Reduzierung der Festflächen würde dem Wesen des Laternenfestes widersprechen. Das weitläufige Areal zwischen Ziegelwiese und Riveufer sei deutschlandweit einzigartig und trage wesentlich zur Atmosphäre bei. „Wir müssen sparen, wir wollen auch sparen – aber nicht an der Konzeption“, so Möller. Statt Flächen zu streichen, solle die Stadt künftig mehr Sponsoren gewinnen. Das Fest könne nicht dauerhaft allein durch kommunale Zuschüsse getragen werden. Auch Thorben Vierkant (AfD) forderte eine ehrliche Prioritätensetzung. Angesichts der angespannten Haushaltslage könne sich Halle „nicht mehr alles leisten“. Die Stadt liefere aber lediglich eine „hochemotionalisierte“ Vorlage, statt nüchtern zu rechnen. Sein Fraktionskollege Olaf Schöder warnte zudem vor den geplanten Investitionen: Wer Schulden habe, könne nicht gleichzeitig investieren.
Zwischen Feststimmung und Finanznot
Während die Stadtverwaltung auf Kontinuität setzt, mehren sich in der Politik die Stimmen, die eine stärkere Kommerzialisierung des Festes in Betracht ziehen. Christian Kenkel (CDU) brachte diese Idee offen zur Sprache: Ein halbes Laternenfest mache wenig Sinn, daher müsse man auch über wirtschaftliche Aspekte sprechen. Damit kehrt eine alte Debatte zurück. Vor rund zwanzig Jahren lag das Laternenfest bereits einmal in privater Hand – mit ernüchternden Folgen. Das Riveufer war damals von fliegenden Händlern gesäumt, die Socken, Taschen oder Modeschmuck verkauften. Der Vorwurf lautete: zu viel „Ramsch“, zu wenig Kultur. Schließlich übernahm die Stadt wieder die Verantwortung, um Qualität und Charakter des Festes zu sichern. Nun steht sie erneut vor dem Dilemma: Wie lässt sich der Anspruch eines städtischen Kulturfestes mit begrenzten Finanzen vereinen?
Vertagte Entscheidung – offene Zukunft
Eine Entscheidung im Kulturausschuss wurde vertagt, um die Varianten und Kosten erneut zu prüfen. Doch klar ist schon jetzt: Die Diskussion wird die Stadt noch lange beschäftigen. Die einen wollen das Fest als kulturelles Aushängeschild der Saalestadt sichern, die anderen sehen in der derzeitigen Form eine finanzielle Schieflage. Zwischen diesen Polen sucht die Stadt Halle einen Weg, der sowohl Herz als auch Haushalt berücksichtigt. Ob das gelingt – und ob dafür künftig wieder „Ramschstände“ nötig sind –, bleibt offen. Sicher ist nur: Das Laternenfest ist längst mehr als ein Stadtfest. Es ist ein Symbol dafür, wie Halle über sich selbst verhandelt – über Kultur, Verantwortung und den Preis des Zusammenkommens.










Nehmt endlich 5 € Eintritt und der Drops ist die lutscht
Pustet die Laternen aus und Schluss mit dem Spuk
Das Laternenfest sollte möglichst in der heutigen Form erhalten bleiben. Es hat nun mal eine lange Tradition. Die Dieselaggregate hätten allerdings schon lange ersetzt gehört, zumal ja sowieso alles auf Strom umgestellt werden soll. Ich komme öfter am Marktplatz vorbei. Da frag ich mich jedesmal, was denn eigentlich das Plakatieren der dort befindlichen Litfasssäule mit dem Amtsblatt kostet. Das hat der Obertransparenzler Wiegand eingeführt, weil man ja das Amtsblatt sonst nicht lesen könnte. Da seh ich jedesmal die großen Mengen an Menschen, die sich dort gruppieren und das Amtsblatt lesen. Okay, das war gelogen. Da steht niemand davor. Kleiner Posten sicherlich, dennoch kann weg.
„Fraktionskollege Olaf Schöder warnte zudem vor den geplanten Investitionen: Wer Schulden habe, könne nicht gleichzeitig investieren.“
Da zeigt sich die volle Wirtschaftskompetenz der AFD!
Genau das machen Unternehmen, wenn das Geschäft nicht läuft und sparen muss. Jede Investition, welche langfristig zu Einsparungen führt ist gut angelegtes Geld.
Da eine Stadt nicht Insolvenz gehen kann, spricht nichts gegen diese Investition. 3 Mio Nachtrag für eine Luxus KITA sind ja auch vorhanden.
Variante 3: Fest mal aussetzen! EINE MILLION Euro kostet die Veranstaltung die Stadt. Wie will der Kämmerer aufgrund des Milionendefizits harte Sparmaßnahmen durchsetzen, wenn für das Volksfest weiter fröhlich bezahlt wird? Der OB findet schon noch ausreichend andere Veranstaltungen, wo er grüßen kann.
Statt jedes Jahr das Laternenfest stattfinden zu lassen, warum nicht aller 2 Jahre. 50% /Jahr gespart.
Somit steigt die Vorfreude auf das nächste L-Fest. Der „Dejavu-Effekt“ wird durch die aller 2-jährige, stattfindenden Veranstaltung minimieret. Wer erinnert sich noch an den Panflötenspieler aus Peru, der jedes Jahr, 20 Jahre lang, immer an der gleichen Stelle getrötet hat? Furchbar.
Mal sehen, was in Halle als Nächstes kaputtgemacht wird.
Dann sollen doch die Stadträte erst mal eigene Vorschläge bringen, dann kann die Verwaltung diese auch berücksichtigen und durchrechnen. Was genau erwarten denn die Räte von der Veraltung? Wenn die eh alles machen soll, von der Konzepterstellung über die Berechnung bis hin zu Einzelvorschlägen….wozu brauchen wir dann noch einen Rat? Dem Stadtrat liegt die komplette Abrechnung vor: Sicherheit, Bühnen, Technik, Strom etc. Dann sagt doch auch, wo ihr einsparen wollt!!!
Das Laternenfest war immer ein von der Stadtverwaltung organisiertes Fest. Vor einigen Jahren wurde ein Betreibermodell ausprobiert, welches sich allerdings qualitativ und inhaltlich nicht bewährt hat. Auch während dieser Zeit war die Stadt Veranstalter und hat einen großen Teil der Kosten getragen. Der Betreiber hat „lediglich“ die Gastronomie vermarktet und die damit verbundenen Produktionskosten übernommen. Der damalige Vertrag wurde nicht verlängert.