“Change the system, not the climate”: Klimacamp-Abschlussdemo zieht durch Halle – ab nächstem Wochenende Klimacamp in Leipzig gegen den Flughafen

Rund 30 Klimacamper sind am Samstagnachmittag durch die Innenstadt von Halle (Saale) gezogen. Es war der Abschluss für das diesjährige Klimacamp auf dem Hallmarkt, dass nach drei Wochen zu Ende ist.

Auf Bannern standen unter anderem “Chance the system, not the climate”, „Das K in CDU steht für Klimaschutz“ und “Keine Kohle für die Kohle”. Zum Abschluss gab es am Abend noch eine Rave-Party, bevor die Zelte abgebaut wurden.

Während in Halle das Klimacamp zu Ende geht, startet in der kommenden Woche das Leipziger Klimacamp am Störmthaler See, einem ehemaligen Baunkohletagebau. Doch in diesem Jahr nehmen sich die Leipziger Klimaschützer den Flughafen Leipzig-Halle vor. Das Geschehen dort sei nicht mobilitätsgerecht, heißt es dazu von den Initiatoren. 

„Der Flughafen Leipzig/Halle ist nicht mobilitätsgerecht, weil er ein zentraler Punkt für Abschiebungen ist“, erklärt Maja Schmidt, Pressesprecherin vom Klimacamp Leipziger Land. Im deutschlandweiten Vergleich nehme der LEJ den fünften Platz auf der Rangliste von Abschiebungen ein. „Allein im Jahr 2019 wurden hier 1.100 Menschen abgeschoben, darunter auch 24 erkrankte Personen. 14 Familien wurdenauseinandergerissen. Wir wollen Bleiberecht für alle statt Abschiebungen. Wir fordern ein Ende rassistischer Grenzpolitiken, in denen die Staatsangehörigkeit entscheidet, welches Leben wertvoll ist“ ergänzt Schmidt.

Nicht mobilitätsgerecht sei er auch, weil die Fluglärmbelästigung einseitig zu Lasten der Anwohnenden gehe. Schon jetzt verursache der stetige Fluglärm bei diesen gesundheitlichen Schäden. Der geplante Ausbau würde diese Folgeschäden noch erheblich steigern. 

Die gesundheitsschädliche Wirkung des Flughafens werde von wissenschaftlicher Seite bestätigt – etwa in dem Lärmmedizinischen Gutachten des Kardiologen Prof. Dr. Thomas Münzel. Man fordere deshalb, dass Mobilität von einzelnen nicht auf Kosten der Gesundheit anderer gehen dürfe.

Maja Schmidt erläutert: „Der Flughafen Leipzig/Halle ist nicht mobilitätsgerecht, weil er als zweitgrößter deutscher Frachtflughafen und DHL-Drehkreuz schon jetzt dem Klima massiv mit zwei Millionen Tonnen CO2-Ausstoß jährlich schadet. Den Flughafen noch weiter auszubauen, bedeutet den Klimawandel noch zusätzlich anzuheizen. Hinter den hier ankommenden und abliegenden Waren stecken ausbeuterische Arbeitsbedingungen in der Logistik in Deutschland und in Ländern v.a. des globalen Südens. Wir fordern daher eine Abkehr vom „immer mehr“ der kapitalistischen Konsumgesellschaft, die nur auf Basis von Ausbeutung weiter wachsen kann.“

Das Klimacamp Leipziger Land sei Teil einer wachsenden globalen Bewegung für Klimagerechtigkeit. Es sei auch ein basisdemokratischorganisierter Prozess, an dem sich Menschen aus vielfältigen Kontexten beteiligen. Es werde in Zusammenarbeit mit Aktiven aus der Region organisiert, die sich für Klimaschutz, Mobilitätsgerechtigkeit und Menschen auf der Flucht einsetzen. Wichtiger Bestandteil des Camps sei ein umfangreiches Bildungsangebot mit Kursen und Workshops, Diskussionen und Exkursionen.Aufgrund der Pandemie-Situation wird die Teilnehmer:innenzahl dieses Jahr begrenzt sein und per Anmeldung erfolgen.