Fischerstechen der Halloren: Vorjahressieger Tim Allenstein verteidigt den Titel

Es ist laut, es spritzt, es wird gelacht – und am Ende liegt einer im Wasser. Was heute beim Laternenfest für Begeisterung sorgt, hat eine lange und stolze Geschichte: das traditionelle Fischerstechen der Halloren – oder, wie es korrekter heißt, das Wasserstechen.
Am Samstagnachmittag war es wieder so weit: Die Salzwirker-Brüderschaft der Halloren trat gegen ihre langjährigen sportlichen Rivalen vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) an. Doch die Grenzen sind hier fließend – manch ein Hallore ist auch ehrenamtlich beim DRK aktiv. So ist es nicht nur ein Wettkampf, sondern auch ein freundschaftliches Duell auf dem Wasser der Saale.
Mit stumpfen Lanzen bewaffnet standen sich die Kämpfer auf den Bootshecks gegenüber. Ihr Ziel: den Kontrahenten bei der Vorbeifahrt mit einem gezielten Stoß ins Wasser zu befördern – ohne selbst das Gleichgewicht zu verlieren. Ein Balanceakt, bei dem Reaktionsschnelligkeit, Körperbeherrschung und das Können der Ruderer entscheidend sind.
Sieger des diesjährigen Wettbewerbs war Tim Allenstein, der bereits im Vorjahr gewonnen hatte. Ihm wurde traditionell von der Hallorenbraut ein Kranz überreicht – neben einem Fass Bier und einem Sieger-T-Shirt als Zeichen des Triumphs.
Der Brauch des Wasserstechens geht weit zurück: Ursprünglich war es ein Schauturnier in Fischerorten, bei dem Mut und Geschick auf dem Wasser unter Beweis gestellt wurden. In Halle entwickelte sich daraus eine ganz eigene Form: Da die Halloren – als Salzwirker – nicht zur Fischereizunft gehörten, trugen sie ihre Wettkämpfe unabhängig aus. Statt Fische zu stechen, stachen sie ihre Gegner ins Wasser – Wasserstechen war geboren.
In Zeiten der Kaltlagerung, wenn die Halloren nicht sieden durften, lebten sie ihre anderen Privilegien aus – darunter das Fischen, das Lärchenstellen oder die Rauchschlächterei. Ihre Fischfangrechte reichten von Schiepzig bis Röpzig – übernommen von der Kröllwitzer-Lettiner Fischerinnung, die selbst seit Jahrhunderten ein Fischerstechen zu Pfingsten abhielt.
Die erste schriftliche Erwähnung des Stechens in Halle datiert auf das Jahr 1676, zur Hochzeit der Tochter des Administrators Herzog August. Seitdem wurde der Brauch gepflegt und weiterentwickelt – heute ein echtes Highlight des Laternenfestes und ein Symbol der tiefen Verbundenheit der Halloren zur Saale.
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