ORGACID wieder Thema im Umweltausschuss: „Seit 35 Jahren wird ergebnislos diskutiert“ – Zustimmung zu CDU-Antrag

In er Eisenbahnstraße in Halle-Ammendorf befand sich eine Kampfstofffabrik der Nationalsozialisten. Senfgas wurde hier hergestellt. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die Anlagen gesprengt. Die Bundes mit den Resten sind noch vorhanden und verseuchen das Grundwasser, chemische Stoffe der Gift-Produktion werden immer wieder im Boden nachgewiesen. Nachdem das Thema zu DDR-Zeiten totgeschwiegen wurde, ist es mittlerweile öffentlich.
Mehr aber auch nicht. “Seit 35 Jahren wird dieses Thema ergebnislos diskutiert”, sagte Hans-Joachim Berkes (CDU). Seine Fraktion hatte deshalb einen Antrag zu ORGACID gestellt. Der wurde von Umweltausschuss mehrheitlich angenommen. So soll die Stadt bis Ende kommenden Jahres eine Gefährdungsabschätzung vorlegen. Auch soll die Stadt ein Fachgremium bilden, das eine Konzeption für die weiteren Untersuchungen erarbeitet und die Gefährdungsabschätzung erstellt. Sobald erste Ergebnisse vorliegen, soll halbjährlich im Umweltausschuss berichtet werden.
Berkes sieht durch die Thematik auch Probleme für das Stadtbahnprogramm. Denn die ganz in der Nähe endende Osttangente soll weiter geführt werden in Richtung Regensburger Straße, würde dabei auch über das ORGACID-Gelände führen. Die neue Straße soll als Ersatz für den Umbau der Merseburger Straße in Ammendorf dienen, denn dort sollen im Rahmen des Stadtbahnprogramms die Gleisanlagen erneuert werden.
“Unser Ziel ist die Erarbeitung einer abschließenden Gefährdungsanalyse“, sagte Steffen Johannemann vom Fachbereich Umwelt. 20 verschiedene Messstellen werden dafür beprobt, darunter auch drei neue. Die MDSE Mitteldeutsche Sanierungs- und Entsorgungsgesellschaft mbH als einer der Eigentümer führt diesbezüglich derzeit Bohrungen durch.
Warum das überhaupt so lange dauert und ob die MDSE als Landestochter überhaupt Interesse an einem schnellen Vorgehen habe, wollte Alexander Raue (AfD) wissen. Er befürchtet von dort eine bewusste Verzögerung, schließlich kostet die Sanierung ja Geld. Eine Verzögerung kann die Stadt nicht erkennen. “Aber die gucken natürlich genau hin und geben nur Geld, wenn die Gefährdung beseitigt werden muss”, sagte Steffen Johannemann. Und Simon Kuchta, Leiter des Fachbereichs Umwelt, verwies auf ein inzwischen geändertes Regelwerk. Nach einer alten Untersuchung gehe von den OGACID-Grundstücken keine Gefahr aus. Und diese alte Einschätzung werde nun durch neue Messungen auf ihre Plausibilität geprüft, so Kuchta.
Marion Krischok, sachkundige Einwohnerin der Linken, ging auf das Thema Kommunikation ein. “Wir sind jetzt in der Pflicht, das damals angerichete in Ordnung zu bringen und so zu kommunizieren, dass die Anwohner gut informiert sind. Wir müssen besser sein als die Trägheit der vergangenen Jahre.
Was, wenn wieder rauskommt, dass es immer noch keine Gefahr gibt? Wie lange wird dann noch nach einer Gefahr gesucht?
Warum nimmt man nicht einfach mal ein paar Bodenproben und lässt diese in einem Labor untersuchen? Dann hätten die ergebnislosen Diskussionen mal ein Ende und es könnte eine Entscheidung getroffen werden, was mit dem Gelände passiert.
Abgesehen von der Belastung durch giftige Stoffe ist noch zu beachten, dass die Orgacid GmbH von einem Reichsamt aufgefordert wurde baulich nachzubessern, da im Bereich der Schienen der Boden schon abgesackt war.
Mit Blick auf Straßen die über dieses Gelände gebaut werden sollen könnte dieses Detail problematisch sein.
Leider finde ich online zu diesem Sachverhalt gar nichts mehr. Ich habe es vor mehreren Jahren entw. auf Wikipedia oder einer Webseite über Ammendorfs Historie gelesen.