Studie zu Schulabbrüchen an Sekundar- und Gemeinschaftsschulen in Sachsen-Anhalt: Produktives Lernen kann helfen

Das Ministerium für Bildung des Landes Sachsen-Anhalt hält seit Jahren eine Vielzahl von unterschiedlichen schulfachlichen und schulbegleitenden Unterstützungs- und Fördermaßnahmen vor, um die Quote von Schülerinnen und Schülern mit einem anerkannten Schulabschluss, also mindestens einem Hauptschulabschluss, schrittweise zu erhöhen. Besonders herauszuheben ist das ESF-geförderte Programm „Schulerfolg sichern“. Dennoch liegt Sachsen-Anhalt bei der Quote von Schülerinnen und Schülern ohne anerkannten Schulabschluss im Negativ-Ranking der Bundesländer relativ weit vorn.
Um die Ursachen für Schulerfolg oder Nichterfolg genauer zu untersuchen und daraus Handlungsempfehlungen abzuleiten, hat das Ministerium für Bildung eine wissenschaftliche Untersuchung an der Otto-von Guericke- Universität Magdeburg zu Gelingensbedingungen mit insgesamt 140.000 EUR unterstützt.
Seit Juni 2020 läuft an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg das Forschungsprojekt „Schulische und unterrichtliche Determinanten von Schulerfolg und Schulabbruch an Sekundar- und Gemeinschaftsschulen in Sachsen-Anhalt“ (SEASA) unter der Leitung von Prof.in Dr. Raphaela Porsch in Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsdidaktiker Prof. Dr. Robert W. Jahn und der Psychologin Dr. Melanie Baumgarten. Die Untersuchungen sind mittlerweile abgeschlossen und Erkenntnisse sowie Handlungsempfehlungen liegen dem Ministerium für Bildung nun vor.
Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) betont: „Im Gegensatz zu früheren Arbeiten sollten mit der Studie nicht erneut individuelle Merkmale der Schülerinnen und Schüler (SuS) herausgearbeitet werden, die von Schulabbruch bzw. Schuldropout gefährdet sein können.
Stattdessen stehen im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Untersuchung insbesondere Merkmale des Unterrichts, der Schulkultur sowie Einstellungen zu Schulabsentismus und der Umgang damit an den einzelnen Schulen.
Aus den Erkenntnissen sind Empfehlungen abgeleitet worden, die wir entsprechend auswerten und Maßnahmen zur Unterstützung entwickeln.“
Das interdisziplinäre Team der OvGU realisierte im vergangenen Herbst eine Online-Befragung an den 148 öffentlichen Sekundar- und Gemeinschaftsschulen im Land. Trotz der pandemiebedingt angespannten Lage an den Schulen konnten rund 3.200 Schülerinnen und Schüler aus mehr als 190 Klassen und mehr als 600 Lehrkräfte für die Befragung gewonnen werden. Ergänzend wurden problemzentrierte Interviews mit Schulleitungen im Land durchgeführt.
Die Analysen zeigen u. a., dass erfolgreiche Schulen, d. h. Schulen, die (fast) alle Schülerinnen und Schüler zum Schulabschluss führen, seltener von Schulabsentismus („Schwänzen“) betroffen sind. Die Quantität und Intensität von Schulabsentismus werden an den befragten Schulen unterschiedlich wahrgenommen, erfasst und bewertet. Die Gründe für schulabsentes Verhalten sind vielfältig und führen erst nach einem langfristigen Entwicklungsprozess zum Schulabbruch. „Zur Prävention konnte ein Bedarf an Unterstützungssystemen ermittelt werden. Schulleitungen wünschen sich, dass das Land Sachsen-Anhalt eine ausreichende Anzahl an Fachkräften (Multiprofessionelle Teams) bereitstellt, um eine individuelle Betreuung von Schülerinnen und Schülern mit Risikomerkmalen für Schulabsentismus und Schulabbruch zu ermöglichen“, so Prof. Dr. Raphaela Porsch. „Es wird zudem deutlich, dass die frühzeitige und zielgerichtete Verbindung von Schule und Berufswelt sowie ein praxisorientierter Unterricht als wichtige Bausteine zur Vermeidung von Schulabbruch und Absentismus anzusehen sind, weil dadurch Anreize für einen erfolgreichen Schulabschluss geschaffen werden“, führt der Wirtschaftsdidaktiker Prof. Dr. Robert W. Jahn weiter aus.
Darüber hinaus kommt die Studie zu Ergebnissen, wonach dem bislang ESF-geförderten «Produktiven Lernen in Schule und Betrieb» eine besondere Bedeutung bei der Vermeidung von Schulabbruch zukommt. Es gibt deutliche Hinweise, dass es Jugendlichen mit dieser besonderen, praktisch ausgerichteten Unterrichtsform gelingt, trotz ungünstiger Ausgangslagen einen Schulabschluss zu erlangen. Daher sollte das Programm vom Land fortgeführt werden.
Die Zusammenarbeit zwischen der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg und dem Ministerium für Bildung Sachsen-Anhalt wird deshalb fortgeführt. In einem Anschlussprojekt sollen Erkenntnisse über die speziellen Schulerfolgsbedingungen des «Produktiven Lernens in Schule und Betrieb» gewonnen und die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf erfolgreiche Schulabschlüsse vertieft untersucht werden.
Mehr Informationen unter:
https://forschung-sachsen-anhalt.de/project/schulische-unterrichtliche-determinanten-23850
„um die Quote von Schülerinnen und Schülern mit einem anerkannten Schulabschluss, also mindestens einem Hauptschulabschluss, schrittweise zu erhöhen.“
Damit auch der letzte Versager einen Schulabschluss hat. Was soll das bringen? Die Unternehmen machen mittlerweile vor einer Einladung zum Vorstellungsgespräch einen Leistungstest, um die „Spreu vom Weizen“ zu trennen.
„Dennoch liegt Sachsen-Anhalt bei der Quote von Schülerinnen und Schülern ohne anerkannten Schulabschluss im Negativ-Ranking der Bundesländer relativ weit vorn.“
Ich finde die hohe Quote der Schulabgänger ohne Schulabschluss in Sachsen-Anhalt gut, denn diese ist so eine Qualitätsindex dafür, dass eben nicht jeder einen Schulabschluss geschenkt bekommt, wie es in mittlerweile in vielen Bundesländern der Fall ist.
Der Gedanke, jeder müsse einen Schulabschluss haben, führt mittlerweile dazu, dass der Hauptschulabschluss bei Bewerbungen kaum einen Wert hat. Wer „früher“ keinen Schulabschluss hatte, hat jetzt einen Hauptschulabschluss, der aber auf dem Ausbildungsstellenmarkt nichts zählt.
„Damit auch der letzte Versager einen Schulabschluss hat“…
Versager = kein Schulabschluss // kein Schulabschluss = Versager
Schön, dass Du im Exil bist …
„Damit auch der letzte Versager einen Schulabschluss hat. Was soll das bringen?“
So ein Abschluss dient als Zielmarke. Vielleicht erreichen damit mehr junge Leute ein gewisses Bildungsniveau, wenn sie solch eine einfache Zielmarke ansteuern können.
Und dann, also wenn sie diese Zielmarke erreicht haben?
Dann kommt die große Ernüchterung, weil der Abschluss keinen Wert hat.
Wert und Wertschätzung sind nicht identisch. Indem sie das Ziel erreicht haben, haben sie auch mehr für ihr Leben gelernt als sie vielleicht sonst gelernt hätten.
Die mangelnde Wertschätzung ist das Problem der Gesellschaft, bedeutet aber nicht, dass ein erreichter Abschluss keinen Wert hätte.
Du hast bestimmt keene gehabt.
@exilhallenser
„Damit auch der letzte Versager einen Schulabschluss hat. Was soll das bringen? Die Unternehmen machen … Leistungstest, um die „Spreu vom Weizen“ zu trennen.“
was für eine menschenverachtende position! es gibt keine versager per se, es gibt umstände und einflüsse, die zum versagen führen. oder meinen Sie, ein geborenes baby ist bereits ein „versager“? das lebt u.u. unter bedingungen, wo es entweder glück hat oder schwierige umstände. genau das ist in meinen augen unser gesellschaftliches problem: akademiker vererben quasi ihren status und der andere rand der gesellschaft eben auch, weil es keine ausreichende durchmischung der gesellschaft und keine chancengleichheit gibt. die „Spreu vom Weizen“ zu trennen“ ist eine sehr verächtliche analogie, wenn man bedenkt, daß es um den lebensstart von kindern geht.
Produktionseinsatz für Schüler….das hatten wir doch schonmal. War halt nicht alles schlecht
@Planer
JO, hatten wir schon mal. Aber das Fahrrad wird zum X-ten Mal neu erfunden (studiert)
Ja, das Rad erfinden Wessis und Nachgeborene immer gern nochmal neu, wie z.B. auch die duale Ausbildung für Azubis, auch das gab es bereits zu DDR-Zeiten.
„Produktiven Lernens in Schule und Betrieb..“
Wahnsinn, dafür bedarf es Studien 🤦♂️🤦♀️🤦♂️
Beschäftigt euch mal damit, wie es zu DDR Zeiten war in puncto Bildung, UTP= Unterrichtstag in der Produktion, E(S)P =Einführung in die (?) Produktion, Technisches Zeichnen….
@Planer
JO, hatten wir schon mal. Aber das Fahrrad wird zum X-ten Mal neu erfunden (studiert)
Produktives Lernen hilft da hat nicht, ein ordentliches Elternhaus, die sich von Anfang an um die Kinder kümmern
Das Kinder keinen Schulabschluss haben find ich schon traurig. Liegt oft am Elternhaus und vielen Lehrern. Eltern denen das Kind egal ist und Lehrer die Kinder blöd behandeln und zu trockener Unterricht. Liegt auch oft am Kind selbst null Bock Haltung und kein benehmen.
was ist nun mit den ergebnissen? knackige hauptthesen oder wenigstens was zum nachlesen?
also arg präventiv scheint mir das nicht zu sein, die schüler noch stärker im praktischen zu binden.
echte prävfntion setzt am ghetto an:
* statusblase, wohnviertelblase und daraus abgeleitete lebensumstände und gewihnheiten. die kids, denen gehobenere umgangsformen und -normen unbekannt sind- wo sollen sie sie kennenlernen unter sich?
* kleinere klassen
* mehr soziale unterstützung (kommunikationsübungen, sozialtrainings, streitschlichtung, lernen, sich gewaltfreier zu äußern….)
* und v.a. wiedergutmachung der untaten von Tullner&co: statt weiterer kürzungen der stundentafel, rückgabe der stundenzahl und somit lehrer für diese stiefmütterlich behandelte schicht
* reformierung des systems: es fußt immernoch auf einem völlig veralteten menschenbild, wo man schüler erZIEHT (v.a. zieht!); wo man erwartet, zu einem willkürlich festgesetzten zeitpunkt müssen alle schüler gleich weit und intensiv entwickelt und fortgeschritten sein … ; was davon ausgeht, daß alle schüler in jedem lebensalter zu jeder tages- und nachtzeit alle dasselbe starke interesse und können haben müssen
…
„reformierung des systems: es fußt immernoch auf einem völlig veralteten menschenbild, wo man schüler erZIEHT (v.a. zieht!)…“
Dafür dämmert gerade die ungünstigste Epoche herauf…