“Das ist absolut das Letzte”: Kritik am Stolperstein-Klau in Halle (Saale) – neue Steine am Dienstag eingesetzt

“Warum haben Sie den Diebstahl denn verschwiegen”, wollte eine Zeitungsjournalistin wissen: am Dienstagvormittag wurden in der Landsberger Straße die vor drei Wochen gestohlenen Stolpersteine für die Familie Brilling ersetzt. Max, Anna, Bruno und Regina wurden im KZ ermordet, Lieselotte konnte fliehen und lebte später in den USA. Jene Steine wurden vermutlich Anfang Oktober gestohlen.
“Wir haben nichts verschwiegen. Aber wir sind nicht offensiv nach draußen gegangen”, sagte Anne Kupke-Neidhardt vom Verein “Zeitgeschichte(n)”. Denn das passe nicht zur Philosophie des Vereins. “Wir haben 20 Jahre Erfahrung”, sagte sie. Inzwischen hat der Verein mit Spendern 289 Stolpersteine in Halle verlegt. “Wir wollen das Projekt schützen.” Klar könne man jedes Mal eine Mahnwache veranstalten. “Aber das ist nicht unser Weg.” Eigentlich wollte der Verein die Steine still und leise wieder ersetzen, ohne großes Aufsehen zu erregen. Doch daraus wurde nichts, ein öffentlich-rechtlicher Fernsehsender wollte unbedingt berichten.
Anne Kupke-Neidhardt machte deutlich, dass zu einem Skandal aufgebauschter Diebstahl durchaus auch die Zusammenarbeit mit Angehörigen erschweren könnte. Denn ihr gelingt es immer wieder, zu Steinverlegungen Familienangehörige nach Halle zu holen. “Die Nachfahren wollen auf keinen Fall, dass ihre Eltern in einem schlechten Erinnerungskontext dargestellt werden.” Es sei schon schwierig genug, Angehörige zu überzeugen, nach Halle gekommen. Denn teilweise haben sie ihren Eltern und Großeltern geschworen, nie wieder nach Deutschland zu gehen. Dieses Versprechen “zu brechen” sei schon emotional genug.
Dass alle fünf Steine so schnell ersetzt werden können, sei zum einem dem Künstler Gunter Demnig zu verdanken. Er hat die Stolpersteine schnell neu hergestellt und nach Halle geschickt. Die Kosten für die Steine und die Verlegung haben als Paten die OB-Kandidaten Egbert Geier, Kerstin Godenrath und Dr. Alexander Vogt sowie zwei Professoren der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg übernommen.
Es sei ihm “ein persönliches Anliegen, Position zu beziehen”, sagte Egbert Geier, “parteiübergreifend und unabhängig vom Wahlkampf.” Die Stolpersteine seien wichtig zu zeigen, dass dort auch einmal jüdische Menschen gelebt haben. Es sei “das absolute Letzte, überhaupt auf die Idee zu kommen, Stolpersteine zu stehlen.” Kerstin Godenrath beklagte den zunehmenden Antisemitismus. Das jüdische Leben gehöre zum Land Sachsen-Anhalt dazu. “Wer das angreift, greift uns alle an.” Das sei eine Schande.
Während der Verlegung anwesend war auch eine Frau, deren Großeltern einst das Haus gehört hat, in denen die Brillings eine Wohnung gemietet hatten. Sie erzählte davon, dass ihre Großeltern immer wieder vom Schicksal berichtet hatten – schon lange, bevor es überhaupt das Projekt Stolpersteine gab.
Unterdessen bereitet der Verein Zeitgeschichte(n) bereits die nächste Verlegung vor. Diese soll am 12. November unter anderem in der Kirchnerstraße stattfinden.








Eine schöne Geste, wenn da nicht wäre: Drei OB-Kandidaten sind dabei, die eine Spende leisten. Na wenn das kein Wahlkampf sein soll, was ist es bitte dann? Zufall?
Und? Es wird sowieso Wahlkampf gemacht. Ist doch besser als die Briefkästen der Stadt mit Werbemüll vollzustopfen und nichtssagende Plakate irgendwo anzuhängen. Ich frage mich immer, wer seine politische Entscheidung von so etwas abhängig macht.
Nein, gut so, weil sinnvoll. Und alle drei zeigen damit, was sie nicht tolerieren. Und auch klar, wer genau das nicht zeigen will.
Wenn es denn mal alle wären. Gut Raue ist sowieso eine Zumutung, hier wäre er es recht. Aber das Hauptsache ICH OB-Aspirant Wels fehlt, ist einfach nur peinlich und zeigt seine fehlende Reife für das erhoffte Amt.
Genau mit dieser Argumentation wird die gute Geste zum Teil des Wahlkampfes.
So ein gequirlter Unsinn! Was kann ich denn für den Wels sein Auftreten?
Warum bist du nicht dabei, Hilfssoziologe?
Hast Du mich vermisst oder warst Du selber erst gar nicht da? Wenn nicht, warum Du dann nicht? Was kümnert Dich das dann?
By the way, es soll auch Leute geben, die arbeiten.
Auch OB-Kandidaten können schöne Gesten aufrecht und ernsthaft machen. Danke für den damit gezeigten demokratischen Konsens!