CDU Halle (Saale) kritisiert Steuerpläne der Stadtverwaltung als unsozial und fordert Entlastungen für Familien, Rentner und Leistungsträger

Zwar hat der hallesche Finanzausschuss am Dienstag die Verwaltungsvorlage zu Steuererhöhung zunächst in die Haushaltsberatungen im Oktober vertagt. Das bedeutet aber nicht, dass Erhöhungen vom Tisch sind. Denn natürlich kann in den Haushaltsberatungen trotzdem der Beschluss gefasst werden. Die CDU-Stadtratsfraktion äußert schon mal große Skepsis gegenüber den Plänen der Stadtverwaltung, das Haushaltsdefizit durch Steuererhöhungen zu reduzieren. Diskutiert werden derzeit Anhebungen der Grundsteuer A (von 250 % auf 600 %), der Grundsteuer B (von 500 % auf 680 %), der Zweitwohnungssteuer (von 10 % auf 15 % der jährlichen Nettokaltmiete) sowie der Hundesteuer (von 100 € auf 120 € für den ersten Hund). Lediglich die Gewerbesteuer soll (noch) unverändert bleiben.
„Die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt sind schon jetzt durch steigende Preise und Lebenshaltungskosten stark belastet. Weitere Steuererhöhungen sind für viele Familien, Alleinstehende und ältere Menschen kaum noch trag- und vermittelbar“, erklärt Fraktionsvorsitzender Christoph Bernstiel. „Anstatt einseitig diejenigen zu belasten, welche die Steuern erarbeiten, braucht es endlich konkrete Vorschläge für Einsparungen und Effizienzsteigerungen, z. B. durch die Nutzung neuer Technologien. Wir vermissen zudem Impulse und Strategien, wie die Steuereinnahmen durch Unternehmensansiedlungen oder den Zuzug von Fachkräften gesteigert werden können. Ständig die Gebühren zu erhöhen und gleichzeitig die öffentlichen Leistungen zu reduzieren, wird eher das Gegenteil bewirken.“
Die CDU-Fraktion kritisiert zudem, dass die Vorschläge für Steuererhöhungen außerhalb der anstehenden Haushaltsverhandlungen eingebracht wurden. „Solch weitreichende finanzielle Entscheidungen gehören in den Kontext der Haushaltsberatungen, wo Einnahmen und Ausgaben im Gesamtzusammenhang diskutiert werden. Alles andere ist unsystematisch und wenig transparent“, so die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Frau Dr. Ulrike Wünscher weiter.
Besonders problematisch ist für die CDU der Umgang mit ihrem eigenen Antrag (VIII/2025/00819): Noch im Frühjahr hatte die Fraktion beantragt, die konkreten Auswirkungen der Grundsteuerreform zunächst zu prüfen – insbesondere für Familien, Rentner, Eigentümer selbstgenutzten Wohneigentums und den Mittelstand. Ziel war es, bei Bedarf gezielt Entlastungen für Leistungsträger und Familien zu ermöglichen. Die Verwaltung hatte damals jedoch eine Ablehnung empfohlen und zugleich betont, dass die Entwicklung der Grundsteuereinnahmen erst bis 2026 evaluiert und dann auch die Einführung differenzierter Hebesätze geprüft werden solle.
„Umso unverständlicher ist es, dass die Verwaltung nun – entgegen der eigenen Ankündigungen – vorzeitig eine pauschale Erhöhung vorschlägt. Damit werden Familien und Leistungsträger belastet, ohne dass zuvor eine faire Prüfung der tatsächlichen Auswirkungen stattgefunden hat. Das ist der falsche Weg“, betont Bernstiel.
Kritisch sieht die CDU zudem die geplante Erhöhung der Hundesteuer. Sie treffe vor allem Familien und ältere Menschen, für die der Hund häufig ein wichtiger sozialer Begleiter im Alltag sei. „Eine höhere Hundesteuer ist im Vergleich zum Defizit nur ein Tropfen auf den heißen Stein – sie sorgt aber für spürbare und auch emotionale Belastungen bei den betroffenen Hundebesitzern. Das halten wir für den falschen Weg. Stattdessen sollte geprüft werden, ob alle Hundehalter in der Stadt auch Steuern für ihre Vierbeiner bezahlen. Hier sehen wir das Ordnungsamt in der Pflicht“, so Stadträtin Ulrike Wölfel.
Die CDU-Stadtratsfraktion fordert die Verwaltung daher auf, konkrete Einsparmöglichkeiten und überplanmäßige Ausgaben offen zu benennen und zu überprüfen, bevor über Steuererhöhungen entschieden wird.
@Bernstyle
„Wir vermissen zudem Impulse und Strategien, wie die Steuereinnahmen durch Unternehmensansiedlungen“
Das ist gut zu lesen, dass die CDU-Fraktion Star Park II in Tornau unterstützt!
Die CDU, und nicht nur die, kann sich ja mal an ihre Minister im Bund und Ländern wenden und dafür sorgen, dass den Kommunen ausreichend Mittel zur Verfügung gestellt werden, um die Pflichtaufgaben zu erfüllen. Das wäre doch mal was. Und das wäre auch glaubwürdig. Natürlich gehört die Diskussion über Steuererhöhungen in die Haushaltsberatung hinein. Warum die Verwaltung da vorprescht, mag sie selbst mal erklären.
Es klingt doch aber viel besser, Entlastungen für alle (außer natürlich arme Menschen) zu fordern.
Da muss man nicht drüber nachdenken oder etwas erklären, wie das funktionieren soll.
Dass die Verwaltung „vorprescht“, also die überhaupt vorhandenen Möglichkeiten zeigt, ist doch richtig. Wer soll es sonst tun, Politiker? Deren Rolle ist es doch, die Realität zu ignorieren und hinterher auf die Verwaltung zu schimpfen, dass diese sie beim Haushalt belogen hat.
Angesichts der Landtagswahl nächstes Jahr wird sich beim Haushalt für nächstes Jahr gar nichts ändern. Und auch eine afd wird die Oper nicht schließen, irgendwer muss den Wagner ja noch aufführen.
Unsozial? Also gegen die Interessen Schwächerer gerichtet? Die haben eher selten Zweitwohnung und Grundeigentum. Sozial wäre eine Reichensteuer oder das Schließen von Steuerschlupflöchern für die Konzerne, die so gut wie keine Steuern zahlen müssen. Genau das verhindern CDU (und AfD). Die Kommunen haben dann kaum noch Möglichkeiten, ihren Haushalt in den Griff zu bekommen.
Eine Reichensteuer gibt es in Deutschland bereits seit 1.1.2007: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Reichensteuer
Vielleicht besser mal informieren, anstatt linksgrüne Märchen zu verbreiten.
@Lichter
Leider zeigt dieser Kommentar beispielhaft warum Populismus so einfach auf fruchtbaren Boden fallen kann (wie offenbar bei Ihnen). Erstens ist der Bezug zu sozial = ‚gesellschaftlich‘, nicht ’schwach‘, bezieht sich also auf das Verhältnis der Menschen zueinander. Auch eine Maßnahme zur Stärkung von „Schwachen“ könnte trotzdem unsozial sein, ob sie auch noch gerecht ist, ist dabei völlig offen. Aber zu Ihren konkreten Punkten:
1.Typische Zweitwohnnungsnutzer in Halle sind Studenten und Arbeitspendler aus dem mittleren Umland. Nicht gerade „Reiche“ oder?
2.Die Grundsteuererhöhung trifft natürlich ALLE Menschen mit Wohnung, da Vermieter diese Kosten 1:1 auf Mieter umlegen dürfen (anteilig nach Mietwohnfläche) und damit überproportional Menschen mit geringen Einkommen (durch den hohen Fixkostenanteil), übrigens ebenfalls wieder die Zweitwohnsitznutzer.
3.Wie eine rechtssichere Reichensteuer für eine Stadt wie Halle aussehen sollte, steht natürlich in den Sternen. Auf Landes-/Bundesebene wäre eine Vermögenssteuer denkbar, aber ob die sinnvoll ist, ist wissenschaftlich unklar. Die letzte Variante wurde vom BuVerfG in der angewendeten Form verworfen und stünde außerdem nicht den Kommunen, sondern den Ländern zu. Halle sähe also erstmal nicht mehr Geld.
4.Konzerne gibt es in Halle doch praktisch nicht, hier sitzen vor allem KMU – Kleine und Mittlere Unternehmen, die fleißig und nach Möglichkeit ihre Steuern zahlen und ohne deren Steuern, Jobs und Leistung Halle noch bedeutend schlechter aussähe. Die größten Unternehmen der Stadt sind: Die Uniklinik, die Universität und die Stadtwerke (+ EVH und HAVAG). Vielleicht noch die anderen Kliniken, der MZ-Verlag und die Saalesparkasse.
Die Unternehmen, die tatsächlich wenig Steuern entrichten, sind typischerweise amerikanische Tech-Konzerne im Dienstleistungsbereich (Apple, Google, Facebook, Microsoft als absolute Steuerflüchter), die dank europäischer Gemeinschaftsregeln ihren Hauptsitz in Irland haben können und dort mit minimaler Besteuerung in ganz Europa tätig werden und die nationalen Tochtergesellschaften über zwielichtige Lizenzverträge praktisch gewinnlos halten.
Eine Regelung gegen europäische Schlupflöcher müsste supranational getroffen werden und kommt gegen den Widerstand der Nutznießerländer in der Kommission niemals durch. Gegen internationale Schlupflöcher (z.B. die Cayman Inseln) sind die nationalen und europäischen Institutionen nur bedingt zum Durchgreifen in der Lage, rechtlich wie praktisch. Leider. Aber das führt hier zu weit.
Die Quintessenz lautet: Ihre gesamte Aussage ist mindestens fraglich, auch wenn man sie zu Ihrer (vermuteten) Zielstellung einer sozial-ausgleichenden Agenda in Kontext setzt und Ihre benannten Schuldigen sind in diesem Zusammenhang nicht mehr als subjektive Sündenböcke.
Seltener, wer als Student eine Zweitwohnung hält, hat schon mal mehr Mittel zur Verfügung als ein regulärer. Student mit Bafög. Die Änderungen bei der Grundsteuer sind bei kleinen Wohnungen relativ gering, bei den großen Villen lohnt es sich schon eher. Und ja, ich habe die CDU auch als Bundes- und Regierungspartei wahrgenommen. Dass die Lösung der Finanzmisere letztlich auch beim Bund liegt, pfeifen die Spatzen und der Koalitionspartner schon länger von den Dächern. Wer die Vermögenden nicht an den Staatskosten ausreichend beteiligen will findet immer Gründe … Am Ende kürzt man mal wieder bei den Sozial Schwächen.
Studenten mit zwei Wohnsitzen haben normalerweise ein Zimmer im Elternhaus (mit etwas Glück mietfrei) und eines am Studienort (WG oder Wohnheim). Ich weiß nicht, welchen Wohlstand du bei typischen Studenten vermutest. Und egal was sie als ihren Zweitwohnsitz angeben, oft halten beide Städte die Hand auf.
Wieder einer, der die Worte Zweitwohnsitz und Zweitwohnung nicht unterscheiden kann.
Der „Zweitwohnungssteuer“ ist dieser Unterschied ebenfalls egal.
Ups. Der Gesetzgeber hat dafür Sorge getan, dass die Grundsteuer auf den Mieter/Pächter umverlagert werden kann. Wen interessiert es daher in der Verwaltung was den Bürger/Studenten(Zweitwohnung) zum Schluß in der Tasche übrig bleibt. Bitte Verwaltung mal nachdenken. Wenn die Kaufkraft nachlässt, spiegelt sich das auch in den Steuereinnahmen/Umsatzsteuer wieder. Je unfreundlichen die Stadt ist , desto weniger zieht es Bürger in diese Stadt.
Keinerlei Einsparungen werden die Finanzprobleme lösen. So ehrlich muss man als Partei schon sein. Wo bleiben denn die Vorschläge der CDU zur Ei8nnahmen-Erh#hung?
… alles hat eine Ursache warum Geld im Stadtsäckel fehlt, und die sind nicht neu sondern werden von Jahr zu Jahr immer größer…, also, Mal in sich gehen und Überlegen woran das liegt, und vielleicht kommen die Parteien im Rathaus dann selber auf den Gedanken das sie Steuergelder Zweckentfremdet ausgegeben haben und nun Anfangen müssen ihre Finanzlöcher nicht durch Belastungen der Bürger, sondern durch Finanzeinsparungen durch Verzicht, etwas von Gehaltserhöhungen der Städtischen Angestellten zu schließen – viel Erfolg beim Sparen und weniger Erfolg durch immer wieder Erhöhte Steuerbelastungen der Menschen in dieser Stadt!
Und denken Sie immer daran, man kann nur soviel Ausgeben wie man auch bekommt, alles andere artet in Raubrittertum aus!