Bäume in der Frohen Zukunft sind in Gefahr: MitBürger kämpfen um Erhalt

Die markante Baumgruppe an der Endhaltestelle der Linie 1 in der Frohen Zukunft sind in Gefahr. Grund ist das Stadtbahnprogramm mit dem geplanten Umbau der Haltestelle. Zwar hat Oberbürgermeister Bernd Wiegand bei einem Wahlforum erklärt, dass für die Stadtbahn kein weiterer Baum gefällt werden wird.
„Ob er dieses Versprechen wird halten können, ist fraglich. Denn auch an anderer Stelle sind Bäume ganz aktuell und konkret vom Projekt Stadtbahn bedroht“, konstatiert Tom Wolter, Vorsitzender der Fraktion MitBürger & Die PARTEI im Stadtrat der Stadt Halle (Saale) und fährt fort: „In der Frohen Zukunft soll bald der umfassende Umbau der Endhaltestelle der Linie 1 beginnen. Nach der aktuellen Planung muss im Bereich nordöstlich der dortigen Wendeschleife, die durch ein Stichgleis ersetzt werden soll, eine Großbaumgruppe gefällt werden. Dabei handelt es sich um elf bis zu etwa 80 Jahre alte Bäume, die in einem guten Zustand sind. Diese Bäume sind wichtig für die mikroklimatischen Bedingungen im Umfeld der Grundschule Frohe Zukunft und der angrenzenden Wohnbebauung.“
Der Erhalt der markanten Baumgruppe hätte zur Folge, dass die geplante Endstelle verlegt werden müsste. Ausreichend Platz dafür wäre nach Ansicht der MitBürger auf der Fläche zwischen der Fahrbahn der Dessauer Straße und dem Eingangsbereich der Grundschule Frohe Zukunft. Diese Fläche ist Teil einer Freihaltetrasse für den ÖPNV (Straßenbahn) bis zur Posthornstraße, die im Flächennutzungsplan 1998 ausgewiesen ist. Die bestehende Trassenfreihaltung soll eine flexible Reaktion auf Nachfrage- und Siedlungsentwicklungen ermöglichen. Diese sind durch die geplante deutliche Vergrößerung der Justizvollzugsanstalt mit neuem Hauptzugang am nördlichen Ende der Dessauer Straße, durch die bereits jetzt vorhandenen Anlieger sowie durch die zu erwartende gewerbliche Nutzung der Fläche der ehemaligen Siebel-Flugzeugwerke Halle (Industriewerk Nord) durchaus gegeben, meint man bei den MitBürgern. Dazu komme die Möglichkeit, am nördlichen Ende der Dessauer Straße einen Park & Ride-Parkplatz in ausreichender Größe zu realisieren, der von Pendlern aus dem Saalekreis zum Umsteigen auf den ÖPNV genutzt werden kann.
Der Stadtratsbeschluss zum Umbau der Endhaltestelle wurde im Jahr 2014 gefasst. Seitdem seien fünf Jahre vergangen und die klimatischen Rahmenbedingungen hätten sich deutlich verändert. „Vor diesem Hintergrund sieht unsere Fraktion den dringenden Bedarf das Vorhaben erneut zu betrachten, zu bewerten und an die veränderten klimatischen Anforderungen anzupassen“, so Wolter und betont: „Sowohl der Baumerhalt als auch das Offenhalten der Möglichkeit zur perspektivischen Verlängerung der Straßenbahnlinie gehen auf das Ziel eines verbesserten Klimaschutzes ein.“
Eine Umplanung wäre zwar zunächst mit Zusatzkosten verbunden, würde sich aber kostensparend auf die Bausumme auswirken – z.B. durch den Wegfall der Verlegung der Straße Frohe Zukunft, die erst kürzlich saniert wurde – und wäre die auf lange Sicht nachhaltigere Lösung.
Darüber hinaus tangiere die Planung einen weiteren wichtigen Aspekt: Die Wartehalle an der Endstelle Frohe Zukunft, erbaut 1941 von Lois Welzenbacher – einem der bedeutendsten österreichischen Architekten der Moderne – ist das letzte Relikt der Industriebauten der Siebel-Werke. Die Wartehalle ist als Kulturdenkmal (Baudenkmal) im Denkmalverzeichnis des Landes Sachsen-Anhalt aufgeführt. Sie steht mit den angrenzenden Bäumen und der Gleisschleife in einem engen städtebaulichen Zusammenhang, das heißt diese Elemente unterliegen dem Umgebungsschutz des Kulturdenkmals.
Die städtebauliche Situation der Platzanlage wird nicht zuletzt durch die Grünstruktur als raumbildende Platzwand und ortsbildprägende Einzelbäume definiert. Die Gleisschleife macht den Standort der Wartehalle erst logisch nachvollziehbar. Sie könnte durchaus als Reservewendepunkt erhalten bleiben (vgl. Wendeschleife Böllberger Weg/Vor dem Hamstertor). Außerdem ist durch den nicht vorhandenen Abstand der bisher geplanten neuen Straße Frohe Zukunft zu dem hervorspringenden Dach der Wartehalle nicht nur eine optische und funktionale Beeinträchtigung zu erwarten, sondern es besteht durchaus die Gefahr einer physischen Beschädigung z.B. durch große LKW bzw. einen Ladungsüberstand. Zudem stellt die Fußwegführung unter dem Dach der Wartehalle auf Grund der geschilderten beengten Verhältnisse eine Gefahr für Fußgänger sowie Kunden der dort ansässigen kleinen Gaststätte dar.
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