Ein Vierteljahrhundert Engagement: Die Sachsen-Anhaltische Krebsgesellschaft feiert Jubiläum – und verabschiedet ihren Gründer Hans-Joachim Schmoll
Wenn Menschen beginnen, über die Geschichte der Krebsmedizin in Sachsen-Anhalt zu sprechen, fällt sein Name früher oder später unweigerlich: Prof. Dr. Hans-Joachim Schmoll, Onkologe, Wissenschaftler, Pionier – und seit 25 Jahren Gründungsvorsitzender der Sachsen-Anhaltischen Krebsgesellschaft. Nun, mit 79 Jahren, übergibt er den Staffelstab. Nicht leise, sondern mit stehenden Ovationen. Nicht als Abschied, sondern als Neubeginn in einer neuen Rolle: Schmoll wurde zum ersten Ehrenvorsitzenden der Gesellschaft ernannt. Der Festakt zum 25-jährigen Jubiläum wurde damit auch zu einem Moment des Innehaltens. Ein Rückblick auf ein Vierteljahrhundert, in dem sich die Onkologie in Sachsen-Anhalt rasant entwickelt hat – und ein erheblicher Teil dieser Entwicklung trägt die Handschrift eines Mannes, der Medizin nie nur als Wissenschaft verstanden hat, sondern immer auch als ethische Verpflichtung.
Ein Lebenswerk, das weit über Sachsen-Anhalt hinausstrahlt
Prof. Dr. Dirk Vordermark, der nun den Vorsitz der Sachsen-Anhaltischen Krebsgesellschaft übernimmt, fand deutliche Worte für das Vermächtnis seines Vorgängers. Schmoll, so betonte er, habe die Krebsmedizin an der Universitätsmedizin Halle, im Land und darüber hinaus geprägt – nicht allein durch klinische Expertise, sondern durch ein beeindruckend breites Spektrum an Aktivitäten: von wissenschaftlicher Forschung über Studienkonzepte bis hin zur konsequenten Weiterentwicklung neuer Therapieansätze und der Ausbildung der nächsten Generation von Medizinerinnen und Medizinern. Was zwischen den Zeilen mitschwang: Schmoll war kein Onkologe im engeren Sinne. Er war ein Gestalter. Einer, der Entwicklungen auf den Weg bringt, Netzwerke spinnt, Strukturen schafft, die über seine eigene Tätigkeit hinaus wirken. Genau deshalb trägt die Onkologie in Halle heute Züge, die deutschlandweit Beachtung finden.

Albert Schweitzer als gemeinsamer Kompass
Die Schirmherrin der Krebsgesellschaft, Renate Höppner, sprach beim Festakt über ein Band, das sie mit Schmoll seit vielen Jahren verbindet: Beide teilen ein Vorbild – Albert Schweitzer. Ein Name, der nicht zufällig fällt, denn Schweitzers Ethik, seine Vorstellung von der „Ehrfurcht vor dem Leben“, war für beide prägend. Während Schmoll Medizin studierte und in der Onkologie seine berufliche Heimat fand, wählte Höppner die Theologie. Doch die Grundhaltung blieb dieselbe: das Leben als Geschenk zu sehen, das es zu schützen gilt – und zwar bis zuletzt, mit allen verfügbaren Mitteln. Höppner stellte diese Verbindung in eine unmittelbare Beziehung zu Schmolls beruflichem Wirken. Von Beginn an habe er die Behandlung krebskranker Menschen mit der Forschung verknüpft und dabei stets das Ziel verfolgt, der Krankheit ein Stück ihres Schreckens zu nehmen. Seine medizinischen Stationen – auch jene in Hamburg – formten einen Arzt, der schließlich nach Halle kam, um neue Maßstäbe zu setzen: beim Ausbau und der Weiterentwicklung der Onkologie, aber auch bei der Etablierung des Landeszentrums für Zell- und Gentherapie. Seine wissenschaftlichen Publikationen und sein Engagement auf internationalen Konferenzen machten ihn auch über Deutschland hinaus zu einer bekannten Figur in der Onkologie. Damit trug er nicht nur zur Sichtbarkeit der Martin-Luther-Universität bei, sondern – wie Höppner betonte – zum Ansehen des gesamten Landes Sachsen-Anhalt.
Der Patient im Mittelpunkt: Ein Ansatz, der nie aus der Mode kommt
Bei allen wissenschaftlichen Fortschritten: Schmolls Handeln war immer auch von einer zutiefst menschlichen Haltung geprägt. Höppner hob hervor, dass er das Umfeld von Patientinnen und Patienten stets als entscheidenden Teil der Behandlung verstand. Krebs sei eine schwere Erkrankung, die umfassende medizinische Therapie erfordert – aber eben auch ein stabiles Umfeld, das Heilung möglich macht. Dieses Umfeld, so erläuterte sie, beginnt im familiären Bereich, reicht aber weit darüber hinaus: Physiotherapie und Psychotherapie, berufliche Wiedereingliederung, sozialmedizinische Unterstützung. Für Schmoll war Krebsbehandlung nie auf die Klinik begrenzt, sondern ein ganzheitlicher Prozess. Genau aus dieser Überzeugung heraus war die Gründung der Krebsgesellschaft im Jahr 2000 für ihn „nur folgerichtig“. Und er handelte. Kaum gegründet, suchte Schmoll den Schulterschluss mit den Reha-Kliniken des Landes – Partner, die bis heute Teil des Netzwerks der Krebsgesellschaft sind.
Ein geordnet übergebenes Haus
Für Renate Höppner war klar: Schmoll übergibt Verantwortung, aber kein Baustellenpaket. Er übergibt ein bestelltes Haus – eines mit gewachsenen Strukturen und gleichzeitig mit neuen Herausforderungen. Die Gesellschaft steht heute auf einem starken Fundament und blickt zugleich in eine Zukunft, in der Onkologie sich weiter rasant entwickelt. Als Zeichen der Verbundenheit übergab Höppner Schmoll eine Flasche Wein aus einer steilen Mosellage sowie ein Buch mit neuen Erkenntnissen von Albert Schweitzer. Es war ein symbolischer Moment: Tradition und Zukunft, Ethik und Wissenschaft, alles in einem kleinen Ritual eingefangen.
20 Minuten Dank – Standing Ovations inklusive
Schmoll selbst erklärte, er sei „beeindruckt und sehr erfreut“, ihm fehlten beinahe die Worte – bevor er dann doch knapp 20 Minuten sprach. Worte, durchzogen von Dankbarkeit, Rückblick und Zukunftsoptimismus. Er erinnerte daran, dass die Gründung der Krebsgesellschaft für ihn ein Aufbruch war. Ein Geschenk, das „plötzlich auf dem Weg lag“. Und als er damals sagte: „Machen wir“, folgten ihm viele – getragen von Enthusiasmus und dem Willen, etwas Neues aufzubauen. Sein Rückblick enthielt auch einen Vergleich, der zum Schmunzeln anregte, aber zugleich nachwirkte: Die Krebsgesellschaft sei „besser geworden, als was ich vom Westen kannte“. Eine Aussage, die nicht überheblich klang, sondern voller Wertschätzung für das, was er in Halle vorgefunden hatte: engagierte Ärztinnen und Ärzte, Psychologen, Chefärzte, Kolleginnen und Kollegen der umliegenden Kliniken und zahlreiche Ehrenamtliche. In Halle, so Schmoll, habe er ein Umfeld erlebt, für das man im Westen lange suchen müsse. Er betonte außerdem, dass die Krebsgesellschaft Sachsen-Anhalts heute ein Vorbild für viele andere Landes-Krebsgesellschaften sei – etwas, das er mit sichtlichem Stolz erwähnte.
Treue Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter
Schmoll nutzte seine Rede auch, um jenen zu danken, die diesen Weg mit ihm gegangen sind. An erster Stelle nannte er Schirmherrin Renate Höppner, die der Krebsgesellschaft über Jahrzehnte verbunden geblieben ist. Sie habe stets dazu beigetragen, die Gesellschaft mitzugestalten und weiterzuentwickeln. Ebenso erinnerte er an seine ersten Jahre in Halle im Jahr 1995, als er auf viele engagierte Menschen traf. Diese frühe Erfahrung, so machte er deutlich, war mitentscheidend für die Dynamik, die später zur Gründung der Krebsgesellschaft führte.An die Selbsthilfegruppe, die mittlerweile aktiver denn je sind.
Abschied? Nur ein bisschen.
Trotz all der Feierlichkeit war eines klar: Ein vollständiger Abschied ist das nicht. Schmoll machte deutlich, dass er die Krebsgesellschaft nicht verlassen werde. Solange es ihm möglich sei, wolle er weiter aktiv mitarbeiten – und niemand im Saal zweifelte daran, dass dies nicht nur eine Höflichkeitsfloskel war. Mit seiner Ernennung zum Ehrenvorsitzenden wurde dieser Anspruch auch formal sichtbar. Die Gesellschaft würdigt damit nicht nur sein Lebenswerk, sondern schafft auch Raum, damit sein Erfahrungsschatz weiterhin Teil der Arbeit bleibt.
Mit der Übergabe des Vorsitzes an Prof. Dr. Dirk Vordermark beginnt ein neues Kapitel. Die Herausforderungen der modernen Krebsmedizin sind enorm: individualisierte Therapieansätze, Digitalisierung, interdisziplinäre Versorgung, Therapien der Zukunft wie Zell- und Gentherapie. Doch die Grundlage, auf der Sachsen-Anhalt heute steht, ist stark. Die Jubiläumsfeier machte deutlich, wie sehr die Krebsgesellschaft zu einem Netzwerk gewachsen ist, das medizinische Versorgung, Prävention, Forschung und psychosoziale Unterstützung miteinander verbindet. Ein Netzwerk, das Strahlkraft besitzt – und das zu erhalten und weiterzuentwickeln nun die Aufgabe einer neuen Generation ist.









Gute Reden aber selbst das Laster rauchen gehabt und damit leben können?Danke Herr Schmoll!!!