Erweiterung in Heide-Süd: Marktplatz und neues Wohngebiet
Rund 4.200 Menschen leben aktuell im halleschen Stadtteil „Heide-Süd“, nach der Wende auf dem Gelände einer ehemaligen Sowjet-Kaserne entstanden. Damit ist das Gebiet in den vergangenen fünf Jahren um rund 1.500 Einwohner gewachsen. Gebaut wird noch immer, aktuell setzt beispielsweise die Wohnungsgenossenschaft Frohe Zukunft zwei Projekte um.
Und jetzt will die Stadt für Heide-Süd noch ein weiteres Wohngebiet ausweisen. Bis zu 150 Wohnungen in Ein-, Zwei- und Mehrfamilienhäusern sollen in dem 4,6 Hektar großen Gebiet zwischen Scharnhorststraße und Wasserspielplatz im „Grünen Dreieck“ entstehen. Am östlichen Rand des neuen Baugebiets unweit des Berta-von-Suttner-Platzes ist ein kleiner Stadtteilplatz vorgesehen, auf dem kleine Märkte ebenso stattfinden können wie Feste. Hier sieht das städtebauliche Konzept ein viergeschossiges Gebäude für alters- und behindertengerechte Wohnungen, Büros, Geschäfte und Arztpraxen vor. In Richtung „Grünes Dreieck“ werden zehn jeweils dreigeschossige Stadtvilla errichtet, zur Scharnhorststraße hin sind Reihen- und Mehrfamilienhäuser mit zwei bis drei Geschossen vorgesehen. Eingeschossige Häuser werden dagegen laut Konzept nicht zugelassen. Zudem werden nur Flachdächer oder flach geneigte Pultdächer zugelassen. Zudem sollen diese Dächer begrünt werden, es sei denn, Niederschlagswasser wird als Haushaltsbrauchwasser zum Beispiel für Toilettenspülungen aufgefangen. Für die Fassaden werden helle Farbtöne vorgeschrieben.
Solaranlagen werden ausdrücklich erlaubt. Zudem wird für die größeren Gebäude am neuen „Markt“ ein „innovatives Energiesystem mit Erdsolespeicher“ vorgeschlagen. Dabei werden die Gebäude zum Großteil mit Solar erzeugter Energie beheizt und gekühlt. Durch diese Kopplung von Solarthermie und Erdsolespeichertechnologie könnten dem Konzept zufolge
ca. 80% des Energiebedarfs gedeckt werden.
Aus städtebaulichen Gründen, um den Blick zum Park nicht zu verstellen, dürfen auf den Grundstücken keine Carports errichtet werden, sondern nur offene Stellplätze. Allerdings wird die Möglichkeit zur Errichtung von Tiefgaragen geboten. Mitten durch das Wohngebiet soll zudem ein Grünstreifen von der Scharnhorststraße zum Stadtteilpark „Grünes Dreieck“ verlaufen, der sogenannte „Grüne Finger“. Durch diesen führt ein breiter Geh- und Radweg, zudem sollen Sitzmöglichkeiten geschaffen werden. Der Grünzug sei ein „wichtiges Bindeglied zwischen dem Stadtteilpark und den Wohngebieten südlich der Scharnhorststraße“, so die Stadtverwaltung. Auch sonst wird auf Begrünung geachtet. Für je vier ebenerdige Stellplätze (Senkrechtparker) oder je zwei ebenerdige Stellplätze (Längsparker) muss ein standortheimischer Laubbaum gepflanzt werden.
In dem neuen Baugebiet befanden sich einst ein Hubschrauberlandeplatz sowie Schießplatz, Sturmbahn und Exerzierplatz. Daraus folgte einst eine hohe Schwermetallbelastung, insbesondere mit Blei. Aus diesem Grund fanden in den 90er Jahren umfangreiche Bodensanierungsmaßnahmen statt, Erdboden wurde großflächig ausgetauscht. Genau diese vormalige Nutzung ist es auch, weshalb „wegen der konkreten Gefahrenlage, resultierend aus der besonderen humantoxikologischen Relevanz der Kontaminante 1,2-Dichlorethan, aus dem geringem Grundwasserflurabstand und wegen der unsicheren Datenlage zur Festgesteinsgrundwasserbelastung“ keine Keller errichtet werden sollten. Für Tiefgaragen müssen besonders gesicherte Wände verwendet werden.
Inzwischen hat sich die Natur das Gebiet zurückerobert. Das macht sich bei den Auflagen zum Bau bemerkbar. Denn heute leben hier mehrere Amphibienarten wie Teichmolch, Erdkröte, Gras- und Teichfrosch sowie Zauneidechsen. Diese müssen vor Baubeginn umgesiedelt werden, müssen per Hand einfangen werden. „Baubedingte Tötungen und Verletzungen dieser Tiere“ seien zu vermeiden. Um ihnen neue Lebensräume zu geben, müssen in den Weinbergwiesen 50 Eiablageflächen aus Sand, 20 Steinhaufen und 25 Totholzhaufen errichtet werden.
Die Gebäude werden durch Investoren errichtet. Doch auch bei der Stadt bleiben Kosten hängen. Für die Erschließungsstraßen muss eine Million Euro investiert werden, der Grünzug kostet etwa 400.000 Euro.
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