Im „Grünen Klassenzimmer“ naturnah lernen und lehren: Die Universitätsmedizin Halle reaktiviert den historischen Klinikgarten der Universitätsklinik
„Vor 130 Jahren wurde an dieser Stelle ein visionärer Rahmen für eine damals moderne Psychiatrie geschaffen. Mit den Plänen für eine nachhaltige Nutzung des Klinikgartens schaffen wir hier erneut wichtige zukunftsweisende Voraussetzungen, um auch weiterhin eine hochqualitative Behandlung unserer Patient:innen sicherzustellen. Gleichzeitig können wir damit Mitarbeitenden und Studierenden moderne Lehr- und Lernmöglichkeiten im Grünen anbieten“, sagt Prof. Dr. Thomas Moesta, Ärztlicher Direktor und Vorsitzender des Klinikumsvorstands der Universitätsmedizin Halle.
Mit wetterfestem Mobiliar aus Holz und Stahl wurde in der Parkanlage der Universitätsklinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik ein Ort für Lehr- und Fortbildungsveranstaltungen geschaffen. „In den Sommermonaten haben wir unseren Klinikgarten in den letzten Jahren bereits vermehrt für Vorlesungen und Seminare genutzt. Das wurde von allen Teilnehmenden mit Freude angenommen und überaus positiv bewertet“, erklärt der kommissarische Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik Dr. Stephan Röttig. „Mit der Einrichtung eines ´Grünen Klassenzimmers´ machen wir die Parkanlage jetzt auch für unsere Studierenden nutzbar und ermöglichen ihnen ein zwangloses und naturnahes Lernen.“
Das „Grüne Klassenzimmer“ ist ein erster Meilenstein im Konzept zur nachhaltigen Reaktivierung des Klinikgartens auf dem Gelände in der Julius-Kühn-Straße. „Als Förderpate unterstütze ich dieses Projekt gerne“, sagt Wolfgang Aldag, Mitglied des Landtags Sachsen-Anhalt für BÜNDNIS 90/die Grünen und Gründungsmitglied des Fördervereins. „Nicht nur die beruhigende Wirkung von Wasser auf Patient:innen, Mitarbeitende und Besucher:innen ist neben der ästhetischen Aufwertung der Klinik ein wichtiger Aspekt. Der geplante Springbrunnen auf dem Rondell leistet im städtischen Gebiet auch einen wichtigen Beitrag für das Mikroklima und bietet Vögeln sowie anderen Tieren eine dringend benötigte Wasserquelle.“ Der Förderverein des Universitätsklinkums Halle e.V. hat zur Finanzierung der Instandsetzung des Springbrunnes ein Crowdfunding eingerichtet:
www.betterplace.org/de/projects/126314?utm_campaign=user_share&utm_medium=ppp_sticky&utm_source=Link
In den kommenden Monaten ist auch die Errichtung eines gartentherapeutischen Bereichs im Klinikgarten geplant, der das therapeutische Angebot für Patient:innen der Universitätsklinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik erweitert. „Die Gartentherapie ist ein in der psychiatrischen Behandlung bewährtes und etabliertes Therapieverfahren“, sagt Dr. Röttig. „Der Fokus liegt auf der Förderung sozialer, kognitiver, physischer und psychischer Funktionen und der allgemeinen Steigerung der Gesundheit sowie des Wohlbefindens.“ Neben Nutzpflanzen sollen hier auch unter ökologischen Aspekten ausgewählte Zierpflanzen aufgezogen werden. Mit ihnen werden zukünftig die Außenbereiche um die einzelnen Stationen im Rahmen der Gartentherapie gestaltet.
Historie:
Das historische Klinikumsgelände der heutigen Universitätsklinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Universitätsmedizin Halle wurde zwischen 1889 und 1891 als Psychiatrische und Nervenklinik erbaut. In die Pläne des Architekten Otto Kilburger flossen neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zur Behandlung von Patient:innen in der Psychiatrie ein. Statt eine bis in diese Zeit übliche kasernenartige Verwahranstalt zu errichten, lockerte man die Anordnung von medizinischen Einzelbauten und Wirtschaftsgebäuden auf. Die innen sowie außen freundlich und attraktiv gestalteten Baulichkeiten und eine großzügige Parkanlage sorgten auch architektonisch für ein Umfeld, das positiv auf die Genesung einwirken sollte. Auf Grund ihres wegweisenden Charakters wurde die Klinik 1893 auf der Weltausstellung in Chicago gezeigt und für mustergültig befunden. Auch heute noch profitieren Patient:innen der Klinik von der besonderen Umgebung, in der sie Ruhe finden und Vertrauen entwickeln können. Gleichzeitig hilft die unmittelbare Innenstadtnähe inmitten des gesellschaftlichen Lebens den Alltagsbezug nicht zu verlieren. Die villenartige Gebäudestruktur steht heute als Gesamtensemble unter Denkmalschutz.
Foto Universitätsmedizin Halle
Psychiatrische Einrichtungen haben im historischen Kontext immer einen bitteren Beigeschmack…
Im Artikel steht das genaue Gegenteil.
Fände ich als Patient voll unentspannt, wenn ich befürchten müsste, ständig Klassen von Studenten begegnen zu müssen. Als als psychisch krank stigmatisierter will man seine Anonymität gewahrt wissen und man will später draussen im Leben auf keinen Fall von anderen wieder erkannt werden. Die seelenstripper, die jedem im Internet ihre Macken erzählen müssen, sind da natürlich peinliche Ausnahme.
„Fände ich als Patient voll unentspannt, wenn ich befürchten müsste, ständig Klassen von Studenten begegnen zu müssen.“
Wahrscheinlich gibt es einen strengen Zeitplan, wer wann den Park nutzen darf.
In den Park nicht im Rollstuhl!
Hier wird über die wohltuende Wirkung solch grüner Oasen auf die menschliche Psyche geredet, während anderswo fleißig zubetoniert und gefällt wird.