Mitteldeutsche Zeitung und TV Halle werden von Magdeburger Volksstimme übernommen – Kritik von DJV und Linken

Seit Wochen gab es schon Gerüchte, nun ist es offiziell. Die Mitteldeutsche Zeitung wird an die Magdeburger Volksstimme verkauft. Der DuMont-Verlag veräußert die Zeitungsgruppe an den Bauer-Verlag, der die Volksstimme herausgibt. Die Mitarbeiter wurden am Mittwochvormittag offiziell informiert. Einer der Hauptkaufgründe soll dem Vernehmen nach nicht das Zeitungsgeschäft gewesen sein, sondern der MZZ Briefservice.
Mit ihren 17 Lokalausgaben erscheint die MZ mit rund 162.000 Exemplaren. Neben den Zeitungen werden News-Portal mz.de, die Anzeigenblätter WochenSpiegel und Super Sonntag mit einer wöchentlichen Gesamtauflage von rund 1,3 Millionen und 27 Lokalausgaben, die Aktivitäten in Logistik und Druck, der regionale TV-Sender TV Halle sowie Aktivitäten in Ticketing und Satz-Dienstleistungen.
Marco Fehrecke, Leiter der Mediengruppe Magdeburg, werde nach Unternehmensangaben die Führung der Mediengruppe Mitteldeutsche Zeitung übernehmen. Die Bauer Media Group werde die rund 1.100 Mitarbeiter übernehmen, sämtliche vertraglichen Vereinbarungen würden bestehen bleiben. „Die Bauer Media Group ist in der Region bereits stark verankert. Über die erwarteten Synergieeffekte mit der Mediengruppe Magdeburg schaffen wir eine gute Ausgangslage, um den regionalen Journalismus in Mitteldeutschland langfristig zu erhalten“, erklärt Marco Fehrecke.
„Wir haben uns die Entscheidung, die Mediengruppe Mitteldeutsche Zeitung aus dem DuMont Verbund zu lösen, nicht leicht gemacht. Das Medienhaus in Halle hat sich in den vergangenen Jahren beachtlich entwickelt und sehr erfolgreich Antworten auf die herausfordernden Rahmenbedingungen in Sachsen-Anhalt gefunden“, erläutert DuMont Aufsichtsratsvorsitzende Isabella Neven DuMont. „Die Nutzung von Synergien ist der Schlüssel zu langfristigem Erfolg im regionalen Zeitungsgeschäft. Wir sind davon überzeugt, dass die Bauer Media Group der richtige neue Eigentümer für diesen Kurs ist.“
„Dies ist ein schwarzer Tag für die Medienvielfalt in Sachsen-Anhalt. Es lässt sich an diesem Eigentümerwechsel nichts erkennen, was für die Belegschaft und für die Leserinnen und Leser in unserem Bundesland von Vorteil sein könnte“, wertet Uwe Gajowski, Vorsitzender des DJV-Sachsen-Anhalt, den Verkauf der Mitteldeutschen Zeitung an die Bauer Media Group. Künftig beherrscht ein Verlag die Tageszeitungslandschaft in Sachsen-Anhalt, denn neben der Mitteldeutschen Zeitung und der Magdeburger Volksstimme – die schon zur Bauer Media Group gehört – erscheint nur noch die Altmark-Zeitung. Der DJV Sachsen-Anhalt fordert vom neuen Eigentümer der MZ, zu seiner verlegerischen Verantwortung zu stehen. Dazu gehört der Erhalt der journalistischen Arbeitsplätze nicht nur bei der Mitteldeutschen Zeitung selbst, sondern auch bei den Tochterunternehmen. „Es ist nun zu erwarten und auch zu befürchten, dass die Mediengruppe Bauer nach Synergieeffekten suchen wird. Wir befürchten bei der Mitteldeutschen Zeitung einen Stellenabbau, etwa im Mantelressort. Warum sollte sich Bauer auch zwei Politikredaktionen, zwei Wirtschaftsredaktionen in einem Bundeslands etc. leisten, wenn es doch auch mit einer geht“, formuliert Gajowski die Bedenken und Befürchtungen. Der den Mitarbeitern heute gegebenen Versicherung, dass „sämtliche vertraglichen Vereinbarungen bestehen bleiben“ traut der DJV Sachsen-Anhalt nicht. Das Verhalten des Medienhauses Bauer in Magdeburg in der Vergangenheit gebe wenig Hoffnung für die zukünftige Entwicklung. Beim Magdeburger Zeitungshaus wurde nach der Übernahme durch Bauer in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts kräftig gespart, natürlich zu Lasten der Mitarbeiter. Nach dem Erwerb der Volksstimme in der Wendezeit habe der neue Eigentümer z.B. die betriebliche Mitbestimmung durch die Ausgründung in mehrere Dutzend Unternehmen ausgehebelt. Einen Betriebsrat gebe es seitdem nicht mehr. Die „Volksstimme“ der Gegenwart werde von mehr als 40 Einzelunternehmen produziert. Viele Mitarbeiter verloren zudem ihren Job.
„Für die Medienlandschaft in Sachsen-Anhalt ist der Verkauf keine gute Nachricht. Journalistische Berichterstattung lebt von Vielfalt und gesunder Konkurrenz. Schon bisher bot der Print-Medienmarkt in Sachsen-Anhalt mit zwei regionalen Tageszeitungen in weitgehend getrennten Verbreitungsgebieten wenig journalistische Vielfalt. Mit der Übernahme der Mitteldeutschen Zeitung durch die Bauer Media Group besitzt diese nun ein Monopol auf dem Print-Medienmarkt im Land“, sagt der medienpolitische Sprecher der Linken im Landtag, Stefan Gebhardt. „Die Entscheidung des DuMont-Verlages, die Mitteldeutsche Zeitung abzustoßen und an die Bauer Media Group zu verkaufen, ist eine rein wirtschaftliche Entscheidung, die die Auswirkungen auf die Medienlandschaft und die Qualität des Journalismus insgesamt in keiner Weise berücksichtigt. Sie ist ein Sinnbild für die Krise der Printmedien insgesamt. Sie muss auch angesichts dessen hinterfragt werden, dass der DuMont-Verlag die Mitteldeutsche Zeitung vor gerade einmal vier Jahren mit einem kostenintensiven Newsroom ausstattete und die trimediale Zukunft in Angriff nehmen wollte. Überdies ließen es der DuMont-Verlag und die Mitteldeutsche Zeitung selten an Erfolgsmeldungen missen.“ Die Erhaltung aller Jobs müsse mittel- und langfristig Bestand haben muss. Journalistische Qualität steht und fällt nicht zuletzt mit einer guten Personalausstattung und guten Arbeitsbedingungen. Man erwarte, „dass die Bauer Media Group ihrer Verantwortung für die Medienlandschaft und die journalistische Qualität in Sachsen-Anhalt gerecht wird. Keinesfalls dürfen die Volksstimme und die Mitteldeutsche Zeitung nun auch noch unter einer gemeinsamen Mantelredaktion zusammengefasst werden. Vielmehr muss die publizistische Unabhängigkeit sowohl der Mitteldeutschen Zeitung als auch der Volksstimme gewahrt bleibt.“
Halle braucht eine MZ! „Unsere Fraktion Hauptsache Halle ist froh über den Fortbestand der Mitteldeutschen Zeitung innerhalb der Bauer Media Group.“ Erklärt Andreas Wels, Fraktionsvorsitzender Hauptsache Halle, zu der heutigen Bekanntmachung über den Verkauf. „Es beruhigt uns, dass alle 1.100 Mitarbeiter übernommen werden und damit ein wichtiger Arbeitsstandort in Halle (Saale) aufrechterhalten bleibt.“ so Wels, weiter. „Wir wünschen uns eine Regionalberichterstattung auf hohem Niveau, die die Vielfalt des Lebens in unserer Stadt abbildet. Auf diesem Weg begrüßen wir die neu erworbenen Synergieeffekte und wünschen der Mitteldeutschen Zeitung eine erfolgreiche Zukunft“, erklärt Andreas Wels.
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