“Rares – Bares”: Mit Digitalisierungsprojekt werden mittelalterliche und neuzeitliche Münzfunde aus Sachsen-Anhalt erschlossen
![](https://dubisthalle.de/wp-content/uploads/2021/11/csm_2021_11_16_rares_bares_04_2b07ac531b.jpg)
Rund 18.500 Münzen vom 6. Jahrhundert bis zum 20 Jahrhundert, gefunden auf dem Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalts, sollen im Rahmen des Projektes ›Rares-Bares‹ digitalisiert werden. Ziel ist eine präzise Charakterisierung von mittelalterlichen, frühneuzeitlichen und neuzeitlichen Währungslandschaften in Mitteldeutschland. Dafür haben sich das Landesmünzkabinett Sachsen-Anhalt im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt sowie das Fraunhofer Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung (IFF) in Magdeburg und das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (LDA) zusammengetan. Gefördert wird das Projekt durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).
Die digitalisierten Münzen sollen über diverse Internet-Portale der nationalen und internationalen Fachwelt und der interessierten Öffentlichkeit in Form von 18.500 numismatischen Datensätzen und 37.000 Bilddateien mit interaktiver Beleuchtungssteuerung zur Verfügung gestellt werden. Diese besonderen Bilddaten erlauben es nicht nur, die Stärke, sondern auch die Position der Lichtquelle virtuell zu verändern und über die Münzoberfläche zu bewegen. Ähnlich wie beim Drehen der Münze im Sonnenlicht oder bei der Streiflichtmethode kann die Oberflächenstruktur so im Detail betrachtet werden.
Zur Erfassung der numismatischen Daten – wer welche Münze wann, wo und mit welchem Wert prägen ließ – wird das Erschließungsmodell des ›Kompetenznetzwerks zur kooperativen Erschließung und Nutzung der Objektdaten von Münzsammlungen‹, kurz KENOM, genutzt. Dabei handelt es sich um eine Datenbank, die speziell auf die Erfassung numismatischer Objektdaten ausgerichtet ist und in der beide beteiligte Sammlungen bereits andere Teilbestände veröffentlicht haben. Im Sinne der Vergleichbarkeit erfolgt die Erfassung unter Zuhilfenahme von Normvokabular und georeferenzierten Ortsangaben. Zudem werden international gebräuchliche Metadatengrundlagen genutzt, die auch einen unkomplizierten Datenaustausch ermöglichen. So können die Digitalisierungsergebnisse nicht nur über das KENOM-Portal, sondern sukzessive auch im Portal der Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB) sowie über Europeana, eine virtuelle Bibliothek für das kulturelle Erbe der Europäischen Union, für die Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden.
Die bildgebende Digitalisierung erfolgt mit dem ›Optical System for Coin Analysis and Recognition‹, kurz O.S.C.A.R., das in Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut IFF bereits im Rahmen des Digitalisierungsprojekts ›Digital Heritage 2017/18‹ entwickelt und im Zuge von ›Rares-Bares‹ entsprechend den speziellen Anforderungen der Objektgattung weiter verfeinert wurde. Mit O.S.C.A.R. können einzelne Münzen – basierend auf etwa 1.000 optischen Merkmalen, die einen Erkennungsschlüssel, quasi einen ›digitalen Fingerabdruck‹ der Münze bilden – eindeutig und unverwechselbar beschrieben und identifiziert werden. Im Rahmen der Förderung durch das BMBF konnte die Bildauflösung bei kleinen Münzen durch den gezielten Einsatz verschiedener Kameraobjektive deutlich verbessert werden.
Essentieller Projektbestandteil ist neben der Erfassung der numismatischen Daten und der bildgebenden Digitalisierung auch die Fundortrecherche für all jene Münzfunde, die vor allem bereits im 19. Jahrhundert als Bodenfunde zu Tage kamen. Zahlreiche Hortfunde wurden damals vom Thüringisch-Sächsischen Altertumsverein – einer Vorgängerinstitution des heutigen Landesmuseums für Vorgeschichte – auseinandergerissen, nach Münzstand, also der herausgebenden Körperschaft, neu sortiert und ohne Fundortangabe in verschiedenen Vergleichssammlungen zusammengefasst. Hier konnten durch die Analyse der alten Erwerbungsakten, Sammlungsverzeichnisse und Briefwechsel bereits erste Erfolge erzielt und einige Münzen wieder ihrem einstigen Fundort zugeordnet werden.
Ein weiterer genehmigter Förderantrag. Halle Saale ist die Stadt mit den meisten bewilligten Förderanträgen.
Na wenn das wichtig ist?