Wohngebiet auf Brachfläche am Thüringer Bahnhof: Planungsausschuss debattiert über Wäldchen, welche Auswirkung hat die Insolvenz eines Projektentwicklers?

In Halle soll ein neues, groß angelegtes Wohn- und Gewerbegebiet entstehen – direkt neben dem alten Thüringer Bahnhof und unmittelbar an der Raffineriestraße. Der Planungsausschuss hat am Dienstag mit nur einer Enthaltung der Offenlage des Bebauungsplans zugestimmt. Projektentwickler ist die Firma NORSK, die nach bisherigen Angaben Gebäude mit bis zu 46 Metern Höhe und 13 Etagen plant. Auf dem Areal sollen Wohn- und Gewerbeflächen kombiniert werden – ein städtebauliches Vorhaben mit Signalwirkung. Doch es gibt auch Kritik: vor allem von Seiten der Grünen.
Kritik an hoher Bebauungsdichte und Verlust von Grünfläche
Die Debatte im Planungsausschuss zeigte deutlich: Nicht alle Fraktionen sind vom Ausmaß der Bebauung überzeugt. Wolfgang Aldag (Grüne) äußerte angesichts der stagnierenden Bevölkerungsprognosen Zweifel am Bedarf für eine so stark verdichtete Bauweise. „Ob es diese massive Bebauung tatsächlich braucht, muss angesichts der Entwicklung der Einwohnerzahlen hinterfragt werden“, so Aldag.
Besonders kritisch sehen die Grünen den Umgang mit einem kleinen, begrünten Abschnitt auf dem Gelände, der inzwischen offiziell als Wald eingestuft ist. Damit ist der Eingriff in diese Fläche an eine gesetzliche Pflicht zum ökologischen Ausgleich gekoppelt: Ersatzflächen müssen geschaffen werden. Doch wo diese Ausgleichsflächen entstehen sollen, ist bislang unklar. Klar ist nur: Sie werden nicht im Stadtgebiet von Halle liegen. „Es ist schade, dass wir das nicht in Halle ausgleichen können“, sagte Aldag.
Auch sein Fraktionskollege Christian Feigl äußerte deutliche Bedenken. Er plädierte dafür, den bestehenden Wald als Standortvorteil zu betrachten und diesen zu erhalten. Es erschließe sich ihm nicht, warum eine solche Fläche geopfert werden solle – zumal sie bisher nicht in der offiziellen Wohnbauflächenkonzeption der Stadt auftauche. „Es fällt auf, dass viele neue Bauflächen ausgewiesen werden, die gar nicht Teil der strategischen Wohnflächenplanung sind“, kritisierte Feigl. Er warnte davor, den tatsächlichen Bedarf zu überschätzen.
Stadt hält am Projekt fest – trotz Insolvenz der Muttergesellschaft
Trotz der geäußerten Kritik verteidigte Baudezernent René Rebenstorf die Pläne. Die Stadt sehe in dem Areal eine wichtige innerstädtische Entwicklungsfläche mit großem Potenzial. „Wir halten dieses Gebiet für geeignet“, sagte Rebenstorf, insbesondere auch mit Blick auf das benachbarte RAW-Gelände, das ebenfalls in absehbarer Zeit entwickelt werden soll. Halle brauche hochwertigen Geschosswohnungsbau. Der Vorwurf, Investoren zu bremsen, sei aus Sicht der Stadtverwaltung nicht haltbar. „Es wäre ein falsches Signal zu sagen: Wir haben nur 227.000 Einwohner, ihr braucht hier nicht mehr zu investieren.“
Ein weiterer Aspekt des Bebauungsplans betrifft die Infrastruktur: An der Kreuzung Raffineriestraße / Rudolf-Ernst-Weise-Straße ist der Bau eines Kreisverkehrs vorgesehen. Die Stadt hofft dabei auf eine Kostenbeteiligung des Investors. „Im Idealfall wird der Anteil für uns gering“, so Rebenstorf.
Für zusätzliche Unsicherheit sorgt die finanzielle Situation des Investors: Die Muttergesellschaft der Projektentwicklerfirma, die NORSK AG, hat kürzlich Insolvenz angemeldet. Laut Rebenstorf habe das jedoch keine Auswirkungen auf das laufende Projekt. In Gesprächen sei signalisiert worden, dass die Tochtergesellschaften die geplanten Bauvorhaben in Halle weiterhin umsetzen wollen.
NORSK war doch auch die Gesellschaft, die am Reileck, auf dem ehemaligen GRAVO-Druck-Gelände bauen wollte, was dann die Saalesparkasse übernommen hat, oder?
Ah, ich erinnerte mich richtig.
+Mansfelder Straße
Herr Feigl ist zum Glück kein Stadtrat mehr. 🙂
„Es wäre ein falsches Signal zu sagen: Wir haben nur 227.000 Einwohner, ihr braucht hier nicht mehr zu investieren.“
Es wäre ein falsches Signal diese Zahl nicht zu korrigieren Herr Rebensdorf.
Sie wissen doch das diese Zahl nicht stimmt.
Aber angesichts des erbärmlichen Entwurfes kann man nur hoffen, dass diese Projektentwicklungsfirma pleite geht und bleibt.
Das Thema ist doch mindestens schon 8 Jahre alt. Man hätte es schneller genehmigen sollen und Halle wäre zu einer Metropole aufgestiegen da zu diesem Zeitpunkt auch Industrie angesiedelt wurde . Aber nun ja. Es ist ein Wald gewachsen .
https://dubisthalle.de/75-mio-fuer-neues-quartier-am-thueringer-bahnhof