Gedenkstunde zum Tag der Bücherverbrennung in Halle (Saale)

Am 12.5.2025 jährt sich zum 92. Mal der Tag, an dem in Halle auf dem Universitätsplatz Bücher verbrannt wurden. Beteiligt daran waren überzeugte Naziprofessoren und Studenten. Darum ist es für die Leitung der Martin-Luther-Universität und den Studierendenrat eine besondere Verpflichtung an dieses schreckliche Geschehen zu erinnern.
Wie in jedem Jahr richten der Studierendenrat der Martin-Luther-Universität Halle/Wittenberg und Halle gegen Rechts eine Gedenkfeier aus. Gemeinsam mit den Omas gegen Rechts und Schülerinnen und Schülern des Georg-Cantor-Gymnasiums Halle wird der „verbrannten“ Autoren gedacht und gemahnt, dass es ähnliche Verhältnisse wie 1933 nie wieder geben darf. Gedenkende Worte präsentieren die Universität, Studierendenrat, VVN/BDA und Halle gegen Rechts . Treffpunkt ist um 16 Uhr auf dem Uniplatz.
Um 19 Uhr gibt es in der Volksbühne am Kaulenberg die Lesung „Unsere Töchter, die Nazinen“. Die OMAS GEGEN RECHTS Halle haben das gleichnamige Buch der österreichischen Schriftstellerin Hermynia Zur Mühlen für die Bühne bearbeitet. Geschrieben 1933/34, lässt Hermynia Zur Mühlen in dem Roman drei Frauen aus einer Kleinstadt am Bodensee zu Wort kommen. Verknüpft mit der jeweiligen Familiengeschichte und den politischen Ereignissen in Deutschland um die Zeit der Machtergreifung der Nationalsozialisten erzählen die Arbeiterin, die Aristokratin und die Arztfrau wie es kam, dass ihre Töchter zu überzeugten Mitgliederinnen der Nazi-Partei wurden. Auch die Werke Hermynia Zur Mühlens fielen den Flammen der Nazis zum Opfer.
Die Erinnerung an die Bücherverbrennungen 1933 sollte uns mahnen, wie schnell gesellschaftliche und staatliche Machtstrukturen in die Freiheit des Denkens eingreifen können.
Heute erleben wir eine digitalisierte Form der Meinungsunterdrückung, -diktatur, durch Löschung, Sperrung oder algorithmisches Unsichtbarmachen von Inhalten, oft ohne transparente oder rechtlich nachvollziehbare Grundlage, auch wenn der historische Kontext ein anderer ist.
Wo Meinungen „verschwinden“, ohne rechtsstaatliche Kontrolle, entsteht ein gefährlicher Raum der Willkür. Meinungsfreiheit braucht nicht nur Schutz vor staatlichem Eingriff, sondern auch vor digitaler Bevormundung durch marktmächtige Plattformen.
Du beschreibst bestens die DDR-Zeit ohne digitalisierung…
Genau so ist es, und das wird von vielen verkannt. Nicht allein „der Staat“ ist böse oder kann böse sein, wenn es um Freiheitsberaubung, Kontrolle und Bevormundung geht, sondern auch und vor allem der Überwachungskapitalismus global agierender Konzerne, der die Menschen manipuliert, um die Kontrolle als „Freiheit“ zu verkaufen, der sie sich scheinbar freiwillig unterwerfen.
Bücherverbrennungen sind heute nicht mehr nötig .. heute gibt es subtilere Methoden.