HAVAG muss sparen: Weniger Fahrten, dünnere Takte und Debatte über Sicherheit im Nahverkehr – Politik fordert ehrliche Diskussion über Finanzierung des Nahverkehrs
Mit dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember stehen auch bei der Halleschen Verkehrs AG (HAVAG) Einsparungen an. Linien werden eingestellt oder eingekürzt, Takte in den Randzeiten ausgedünnt. Auch bei Sicherheit und Reinigung soll gespart werden.
Die HAVAG sei bereits auf die Stadtratsfraktionen mit einem Gesprächsangebot zugegangen, betont Eric Eigendorf, Fraktionsvorsitzender der SPD. “Um insbesondere in Hinblick auf die zur Debatte stehenden Zahlen aussagekräftig zu sein, werden wir dieses Gespräch abwarten. Unabhängig davon haben wir uns im Stadtrat bereits für eine bessere Finanzierung des ÖPNVs eingesetzt. Der Bund muss an dieser Stelle seiner Verantwortung nachkommen.”
CDU und AfD halten sich noch zurück. Die Fraktion habe von den geplanten Kürzungen bisher nur aus der Presse erfahren, heißt es von der AfD. Die HAVAG werde die Fraktion informieren. “Solange diese nicht erfolgt ist kann sich die Fraktion kein ausreichend differenziertes Bild zu den geplanten Kürzungen machen und dementsprechend keine ausdifferenzierte Stellungnahme abgeben”, sagt Thorben Vierkant. „Die CDU-Fraktion wird sich in der Fraktionssitzung in der kommenden Woche am Montag mit der Thematik ausführlich beschäftigen”, betonen die Christdemokraten.
„Ein verlässlicher und gut ausgebauter ÖPNV ist in Zeiten steigender Lebenshaltungskosten und angesichts der Klimakrise ein wichtiger Bestandteil der öffentlichen Daseinsvorsorge“, heißt es aus der Fraktion Die Linke. „Angesichts der Tatsache, dass wir uns seit jeher für den weiteren Ausbau des ÖPNV einsetzen, sind die geplanten Kürzungen ein schmerzhafter Einschnitt. Wir haben jedoch Verständnis dafür, dass die HAVAG angesichts massiver Kostensteigerungen – etwa bei Energie und Personal – und fehlender Ausgleichszahlungen zu wenig Handlungsspielräume hat. Wenn jetzt Linien gestrichen und Takte ausgedünnt werden müssen, ist das nicht Ausdruck falscher Prioritäten der HAVAG, sondern Ausdruck einer chronischen Unterfinanzierung der Kommunen und ihrer Verkehrsbetriebe.“ Die derzeitigen Ereignisse bei der HAVAG teffen viele Verkehrsunternehmen in Deutschland, betonen die Linken. „Die Kommunen bleiben auf den steigenden Kosten sitzen, während Bund und Land sich aus der Verantwortung stehlen. Deshalb fordern wir, dass der Bund endlich für eine verlässliche Anschlussfinanzierung des Deutschlandtickets sorgt und das Land Sachsen-Anhalt die Mittel für den Nahverkehr deutlich aufstockt.“ Kürzungen bei Sicherheit und Reinigung sehen man kritisch. „Nach den jüngsten Angriffen auf das Fahrpersonal braucht es mehr Schutz und Unterstützung für die Beschäftigten, nicht weniger“, heißt es von den Linken. „Kurz gesagt: Die HAVAG darf mit den Folgen politischer Fehlentscheidungen nicht allein gelassen werden. Statt bei Bussen und Bahnen zu sparen, muss die HAVAG endlich adäquat dabei unterstützt werden, einen attraktiven, sicheren und bezahlbaren Nahverkehr in Halle zu gewährleisten.“
„Die Konsolidierung bei der HAVAG ist leider unausweichlich – das ist die Realität, die wir in Halle zu lange verdrängt haben“, sagt FDP/FREIE WÄHLER-Stadtrat Tim Kehrwieder. „Wir haben bereits Anfang des Jahres darauf hingewiesen, dass die HAVAG in eine finanzielle Schieflage geraten wird. Mit fast 40 Millionen Euro Transferaufwendungen allein im Jahr 2024 ist der öffentliche Nahverkehr ein durch und durch durchsubventioniertes Unterfangen.“ Für Kehrwieder steht fest: „Mobilität kann eine öffentliche Aufgabe sein. Aber wer dauerhaft auf steigende Zuschüsse setzt, ohne die Strukturen zu überprüfen, gefährdet am Ende das gesamte System. Die Konsolidierungspläne der HAVAG sind grundsätzlich richtig – und die Stadt muss ehrlich benennen, was wir uns künftig leisten können und was nicht.“ Mit Blick auf die aktuellen Vorfälle im Nahverkehr mahnt Kehrwieder: „Wollen wir wirklich bei der Sicherheit kürzen, wenn Bahnfahrerinnen und -fahrer angegriffen werden? Da habe ich es lieber, dass die Bahn nicht ganz so oft fährt – aber dafür alle sicher ankommen. Sicherheit ist keine Kür, sondern Grundvoraussetzung für Vertrauen in den Nahverkehr.“ Auch das Deutschlandticket sieht der Liberale kritisch: „Es bleibt politisch gewollt, aber ökonomisch nicht ehrlich. Das Ticket ist schlicht zu günstig, um dauerhaft finanzierbar zu sein. Land und Bund müssen ihre Zusagen zur langfristigen Ausfinanzierung einhalten – aber genauso klar ist: Der Preis des Deutschlandtickets muss steigen, wenn das Angebot stabil bleiben soll.“
“Die HAVAG steht – wie viele kommunale Unternehmen – in dieser angespannten Haushaltssituation vor der Aufgabe, ihren Beitrag zur Konsolidierung des städtischen Haushaltes zu leisten. Es ist daher richtig und notwendig, Einsparpotenziale zu identifizieren, ohne die Qualität des ÖPNV in Halle zu gefährden”, sagt Andreas Wels (Hauptsache Halle) zu den drohenden Kürzungen. “Nach unseren Informationen wurden vor allem interne Effizienzmaßnahmen umgesetzt – dort, wo sie kaum oder gar nicht beim Fahrgast ankommen. Die HAVAG hat wirklich jeden Stein umgedreht und interne Abläufe so optimiert, dass spürbare Einsparungen erzielt werden, ohne das Angebot grundsätzlich infrage zu stellen.” Bei den leichten Anpassungen im Fahrplan sei sehr genau geschaut worden, wo die Auslastung in den Randzeiten nicht mehr gegeben ist, meint Wels. “Mit Augenmaß und auf Basis realer Fahrgastzahlen wurden Taktungen punktuell angepasst – so, dass den Nutzerinnen und Nutzern nach unserer Einschätzung keine spürbaren Nachteile entstehen.” Auch bei der Reinigung und der Kontrolle gehe es nicht darum, weniger zu tun, sondern smarter zu arbeiten: “Abläufe wurden verbessert, sodass die Sauberkeit weiterhin gewährleistet bleibt. Und bei der Ticketkontrolle wird stärker dort angesetzt, wo es notwendig ist – etwa, weil ohnehin viele Fahrgäste bereits ein Deutschlandticket besitzen.” Doch möglicherweise wird auch der Sicherheitsdienst weniger zum Einsatz kommen. Sicherheit habe weiterhin höchste Priorität. “Die flächendeckende Videoüberwachung in den Bahnen ermöglicht eine bessere Nachverfolgung und wirkt abschreckend. Wir verurteilen die jüngsten Angriffe auf Fahrpersonal aufs Schärfste – und erwarten, dass Sicherheit und Schutz des Personals bei allen weiteren Überlegungen immer im Fokus behalten werden”, so Wels. “Wichtig bleibt für uns: Der ÖPNV ist ein zentrales Element der öffentlichen Daseinsvorsorge. Wenn Bund und Land mit dem Deutschlandticket große Ziele verfolgen, müssen sie auch dauerhaft die nötigen finanziellen Mittel bereitstellen. Nur so können wir in Halle ein attraktives, sicheres und bezahlbares Angebot erhalten.”










Da hat man so auf den Putz gehauen. „Projekt Stadtbahn“ und nun Pustekuchen. Entwicklung rückwärts.
Naja….
Kostendeckende Preise nehmen und fertig!
Das würde dem Prinzip ÖPNV schaden.
Wahnsinn, was die FDp so fordert. Nur gut, dass der Wähler das honoriert.
Erst mit neuen Bahnen prahlen, dann die Aussage: wir brauchen Geld. 👍
„Mit fast 40 Millionen Euro Transferaufwendungen allein im Jahr 2024 ist der öffentliche Nahverkehr ein durch und durch durchsubventioniertes Unterfangen“.
Das war er schon immer – ist aber der mittelmäßig begabten FDP nicht aufgefallen.
Da finanziert man tatsächlich Busse und Bahnen, nur damit Menschen ohne SUV trotzdem irgendwo hinkommen. Unglaublich! Man könnte das Geld ja auch sinnvoller einsetzen – zum Beispiel für noch ein paar Steuererleichterungen für Dienstwagenfahrer oder den nächsten Autobahnausbau durchs Naturschutzgebiet. Aber nein, stattdessen setzt sich die FDP für die Subventionierung dieser dreisten Pendler ein, Schüler und Rentner, die meinen, sie hätten ein Recht auf Mobilität, auch ohne 50 Liter Super im Monat zu verfeuern. Ganz ehrlich: Wenn der Markt gewollt hätte, dass alle mit dem Bus fahren, hätte er’s schon längst geregelt – natürlich mit Premiumtickets, dreistelligen Preisen und WLAN, das nicht funktioniert. Also wirklich, dieser Nahverkehr – durch und durch durchsubventioniert! Fast schon so skandalös wie Krankenhäuser, Schulen oder sauberes Trinkwasser. Man sollte dringend darüber nachdenken, das alles zu privatisieren – dann wäre wenigstens endlich wieder klar, wer sich bewegen darf und wer nicht.
Was die FDP dabei natürlich völlig ignoriert, ist, dass auch der Autoverkehr keine Gewinne einbringt. Das Auto ist ebenfalls ein Zuschussgeschäft, gerade für Städte. Von den direkten Einnahmen der Fahrer aus Kraftfahrzeugsteuer und Energiesteuer sehen die Kommunen nämlich nichts, denn das sind Bundessteuern und die landen damit beim Bund. Wer möchte, dass Mobilität von den Nutzung kostendeckend finanziert wird, muss auch für die Einführung einer kostendeckenden Maut sein.
Dass die HAVAG endlich mal anfangen muß, sich den wirtschaftlichen Realitäten zu stellen, ist seit mindestens 10 Jahren akut. Stattdessen geben die Geld aus wie die großen und halten sich für ein tolles Unternehmen. Ausgabendisziplin und Kostenbewustsein Fehlanzeige. Warum die Stadt und die Stadtpolitik diese Schlamperei duldet, ist völlig rätselhaft.
Unabhängig von der völligen Fehlentwicklung des ÖPNV in Deutschland, ist die HAVAG ein extremes Negativbeispiel. Ein völlig ineffizienter Moloch mit einem total am realen Bedarf vorbei geplanten Angebot. Bestes Beispiel ist das völlig unsinnige Stadtbahn Programm, welches nur den Sinn hat, Subventionen auf Kosten der Steuerzahler den einschlägigen Baukonzernen in die Tasche zu wirtschaften. 4 Linien im 30 Minuten-Takt von 5 Uhr morgens bis 23 Uhr Abend reicht für Halle völlig aus. In 10 Jahren kräht keiner mehr nach Straßenbahen, weil jeder KI gesteuerte E-Shuttle nutz, welche auf Abruf bereit stehen.
Du erzählst massiven Schwachsinn. Dass solche bewussten Falschinformationen hier überhaupt freigegeben werden, ist ein Skandal für sich.
Für dich ist alles ein Skandal 🙄
Gehen wir mal davon aus, dass die Bahnen aktuell zu 40-50% ausgelastet sind. Das sind bei einem Fassungsvermögen von ca. 170-230 Fahrgästen in etwa 90 Fahrgäste pro Fahrt. Auf den am stärksten genutzten Abschnitten fahren ca. 16-24 Bahnen pro Stunde. Gehen wir mal von 16 Bahnen aus. Du würdest die 16 gerne auf 2 Bahnen pro Stunde reduzieren. Damit müsstest du mit jeder Bahn 720 Fahrgäste transportieren. Somit müsste die Straßenbahn künftig mindestens 120 Meter lang. Das wären 4 MGT6D-Bahnen, 6 MGT-K, oder 3 Tina-Straßenbahnen in Traktion. Viel Spaß bei der Finanzierung des Umbaus der Haltestellen.
HAVAG kürzt also. Mal wieder. Und als Begründung kommt das übliche: „Wir müssen sparen.“ Ja klar – sparen, aber bitte bei den Falschen. Während die Politik sich weiter selbst beweihräuchert mit ihrer angeblichen „Mobilitätswende“, zerfällt der ÖPNV für all jene, die ihn wirklich brauchen, in Zeitlupe. Fahrten gestrichen, Takte ausgedünnt, Sicherheit diskutiert – aber nichts wird besser, gar nichts.
Ab Januar kostet das Deutschlandticket 63 €. Ein zynischer Witz, wenn man bedenkt, dass Menschen im Bürgergeld oder im Niedriglohnsektor ohnehin schon jeden Cent dreimal umdrehen müssen. Diejenigen, die kein Auto haben oder sich keines leisten können, zahlen am Ende die Zeche für ein System, das sie längst aufgegeben hat. Mobilität soll angeblich ein Grundrecht sein – in der Realität ist sie eine Frage des Geldbeutels und der Geduld.
Und dann diese HAVAG-Wirklichkeit: Waggons, die nach abgestandenem Schweiß und billigem Desinfektionsmittel riechen. Müll auf den Sitzen. Gestresstes Personal, das zwischen Kontrolle und Konflikt jongliert. Und wenn man mal wieder von einem Raubdelikt oder Übergriff liest, wundert es einen kaum noch. Der öffentliche Raum wirkt zunehmend wie ein Abstellgleis für alle Probleme, die die Gesellschaft lieber verdrängt.
Es ist doch absurd: Statt mehr Sicherheit, mehr Präsenz, mehr Menschlichkeit zu schaffen, wird gekürzt, rationalisiert, „optimiert“. Alles schön in PowerPoint verpackt. Und wer dann meckert, gilt als Querulant.
Die ehrliche Diskussion, die die Politik jetzt fordert? Die ist längst überfällig. Nur wird sie – wie immer – auf dem Rücken derer geführt, die sich schon jetzt kaum noch leisten können, überhaupt irgendwohin zu fahren.
Wer als Bürgergeldempfänger rauchen kann und meist auch Hunde besitzt , der braucht über die kleine Preiserhöhung beim Deutschlandticket nicht rumheulen.
Das aber auch wieder. Da schreibt jemand einen tollen Kommentar, und dann kommt so eine Antwort 🙄. Am eigentlichen Thema völlig vorbei. Na, Hauptsache schön nach unten treten. Fühlst du dich jetzt besser?
Kürzungen im eh vom Bund und
Land unterfinanzierten ÖPNV ist wie mit dem Bauer, der seinem Esel das fressen abgewöhnen will.
Er gibt ihm jeden Tag etwas weniger Futter und eines Tages liegt dieser tot im Stall, weil er verhungert ist.
Wie wäre es , wenn die HAVAG an der Montags-Demo teilnehmen würde ? Da kann sie ihren Unmut freien Lauf lassen .
Nicht die Bürger verursachen den „Sparfuchs „sondern die Politik .der Altparteien .
Montag in den ungeraden Kalenderwochen 17 Uhr vor der Ulrichskirche steht das Original meines Wissens auf der Straße, ohne faschistischer AfD&Co.
Falsch gewusst. Die originalen Montagsdemos von 1989 hatten nichts mit der MLPD zu tun, auch nicht ideologisch.
„Da habe ich es lieber, dass die Bahn nicht ganz so oft fährt – aber dafür alle sicher ankommen.“ – Die Logik einiger Politiker ist schon fraglich. Das nennt sich einfach nur Problem verschieben. Wer nicht in der Bahn attackiert wird, wird dann
Besonders fragwürdig sind die Äußerungen des FDP-Politikers zu sehen, der offenbar nicht mit Zahlen umgehen kann, wenn er sogar fordert, dass der Preis des Deutschlandtickets sich weiter erhöhen soll und damit dieses entgültig unrentabel macht. Für die Bahn und die Reisenden. Gesund finanzierter ÖPNV ist für ein Land essenziell, und nicht das volle Konto einiger Vorstandschefs. Das ist keine Politik, sondern reine Ideologie, was die FDP verkündet.
Einmal mehr zeigt sich, welche Prioritäten im Autoland D gesetzt werden: Die Pendlerpauschale wird erhöht, während beim ÖPNV gekürzt wird. Und als Nächstes folgt vermutlich wieder eine milliardenschwere Förderung für die angeblich notleidende Autoindustrie – selbstverständlich finanziert aus Steuergeldern. Das nennt sich dann Marktwirtschaft: Jahrelang Milliardenprofite einstreichen, und sobald es nicht mehr läuft, springt der Steuerzahler ein. Wäre der öffentliche Nahverkehr nur halb so großzügig subventioniert wie das heilige Auto, hätten wir längst ein modernes, bezahlbares und klimafreundliches Mobilitätssystem.
Mit den Einsparungen dürfte Halle das mieseste ÖPNV-Angebot in den ostdeutschen Großstädten haben. Schon jetzt ist der durchgehende 15-Minuten-Takt eher lächerlich, weil er zu Stoßzeiten auf manchen Routen gar nicht alle Fahrgäste auffangen kann und die Bahnen aus ihren Nähten platzen. Dazu kommt noch die Einkürzung bzw. komplette Streichung einzelner Linien und die Umstellung auf den Rufbus-Quark. Im Sinne einer autoarmen Innenstadt müsste man den Takt eher verdichten. Das „Problem“ steigender Fahrgastzahlen gibt es ja nicht erst seit gestern. Dass jetzt noch mehr Leute ihr Auto am „Stadtrand“ stehen lassen und auf die Bahn umsteigen, kann man so jedenfalls vergessen. Und mit den Einsparungen bei Sauberkeit und Sicherheit fährt doch sicher jeder gern durch den sicheren Hafen. Die Argumente für eine autofreie Altstadt dürften sich nun auch völlig in Rauch auflösen.