Kürzungen bei der S-Bahn Mitteldeutschland aus finanziellen Gründen: S3 abends nur noch stündlich

Die S-Bahn Mitteldeutschland steht vor einem deutlichen Einschnitt im Angebot. Wie der Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) nach seiner jüngsten Verbandsversammlung bekannt gegeben hat, sollen ab dem Winterfahrplan 2025 aus finanziellen Gründen Verbindungen gestrichen werden. Besonders betroffen sind dabei die Abendstunden – und vor allem das Fahrplanjahr 2026. Fahrgäste müssen sich demnach auf weniger Flexibilität und längere Wartezeiten einstellen.
Kürzungen im Abendverkehr – vorerst auf ein Jahr begrenzt
Zunächst sollen die Einschränkungen nur zwischen Dezember 2025 und Dezember 2026 gelten. Dennoch steht bereits ein Prüfauftrag im Raum, der weitere Reduktionen über diesen Zeitraum hinaus untersuchen soll. Die meisten betroffenen Verbindungen sind in Leipzig und dem Umland der Messestadt. Doch auch Halle (Saale) ist betroffen.
S3 verliert Abendverbindungen – S5 bleibt stabil
Auf der Linie S3 zwischen Schkeuditz und Halle (Saale) sollen die Züge bereits ab 22:30 Uhr – statt wie bisher ab 23:30 Uhr – nur noch im Stundentakt verkehren. Damit fällt eine Abendverbindung weg. Perspektivisch wird sogar geprüft, ob ab dem Jahr 2027 ein Taktwechsel bereits ab 20:30 Uhr erfolgen soll – was dem Wegfall von zwei weiteren Zügen entspräche.
Im Gegensatz dazu bleibt die Lage auf der Linie S5/S5X zwischen Halle und Leipzig stabil. Für das Jahr 2026 sind dort keine Kürzungen vorgesehen. Auch darüber hinaus soll das Angebot erhalten bleiben. Ab Fahrplanjahr 2027 ist sogar eine Verlängerung der Fahrten bis Trotha geplant, um die Linie S47 zu ersetzen.
Technischer Wechsel bringt mehr Kapazität
Mit dem Betreiberwechsel im Jahr 2027 kommen neue Fahrzeuge auf die Schiene. Die S-Bahn-Linien S3 und S5/S5X werden dann von der Länderbahn betrieben. Zum Einsatz kommen moderne Siemens Mireo-Züge, die in Doppeltraktion unterwegs sein sollen. Das bedeutet auf der S3 eine Erhöhung der Sitzplätze von 200 auf 300 und der Stehplätze von 400 auf 600. Bei der S5 sind Doppeltraktionen schon heute üblich – die Sitzplätze bleiben daher bei 300 konstant, doch die Stehplatzkapazität steigt ebenfalls auf 600.
ZVNL: Kostensteigerung zwingt zum Handeln
ZVNL-Geschäftsführer Bernd Irrgang nennt drastische Kostensteigerungen als Hauptursache für die Einschnitte. „Die Ursache ist die Kostenexplosion. Infolge des russischen Angriffskrieges sind die Preise explodiert“, sagte Irrgang. Energiepreise seien teilweise um bis zu 1000 Prozent gestiegen, aktuell lägen sie immer noch rund 200 Prozent über dem Niveau von früher. „Früher hatten wir jährliche Steigerungen von zwei bis drei Prozent – das ist heute unvorstellbar.“
Auch gestiegene Löhne treiben die Preise. Irrgang betont: „Wir kriegen Preise, die vor fünf Jahren so noch nicht kalkulierbar waren.“ Im Eisenbahnsektor, wo langfristig geplant werde, zeige sich diese Entwicklung erst jetzt konkret im Netz.
Finanzierungslücke trotz mehr Mittel
Zwar habe der Verband höhere sogenannte Regionalisierungsmittel vom Bund und dem Freistaat erhalten – also Gelder zur Bestellung von Zugleistungen. Doch diese reichten laut Irrgang bei weitem nicht aus, um die Mehrkosten zu decken. Zusätzliche Einnahmen über Fahrpreise könne man aufgrund des Deutschland-Tickets nicht generieren: „Die Erlöse sind gedeckelt. Wir haben auf diesem Weg keine Chance, zusätzliche Gelder zu generieren.“
Ein weiterer Faktor: Das gestiegene Fahrgastaufkommen führt nicht zu höheren Einnahmen. „Die Preisstruktur lässt kaum Spielraum für Mehreinnahmen durch Ticketverkäufe“, so Irrgang.
Kostenexplosion mit Langzeitfolgen
Die wirtschaftliche Belastung wird durch eine erschreckende Zahl verdeutlicht: Seit dem Jahr 2014 haben sich laut ZVNL die Kosten pro Zugkilometer um rund 250 Prozent erhöht. Das zwingt den Verband nun zu harten Entscheidungen – auch wenn die Kürzungen zunächst nur als Übergangslösung deklariert sind, könnten sie länger Bestand haben.
Gerade die S3, die durch DHL zum neuen Buna-Pelzer-Zug geworden ist. 🙄 Naja, ich denke mal, die werden sich das schon gut durchdacht haben.
DHL ist nicht betroffen
Hast du mal geguckt, wie viele Leute, die die S3 benutzen, bei DHL arbeiten? Diese Leute sind auf eine verlässliche und häufig fahrende S-Bahn angewiesen. Die S3 leidet nicht unter zu wenig Fahrgästen, ist das, was ich sagen wollte.
Alles falsche Ansätze. Im Westen und Norden von Deutschland, haben kompetente Entscheidungsträger bessere Ansätze zu bieten. Auf den ländlichen Gebieten zT. im 15 min.Takt, autonome Buse oder Bahnen fahren zu lassen. Das ist nur eine Lösungsansatz, welcher natürlich nicht einfach ist.
Nun wird wieder einmal die Kluft von Ost und West größer! Danke.
Ist für den Abschnitt Schkeuditz-Halle überhaupt der Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig als Aufgabenträger zuständig? Abends sind auf dieser Strecke viele Pendler unterwegs. Außer dem DHL-Hub am Flughafen haben sich entlang der S 3 noch weitere Logistikunternehmen angesiedelt. Und die abendliche Fahrt, die ab Dezember ausfallen soll, fuhr schon bisher nur verkürzt bis zum Hauptbahnhof statt nach Nietleben. Was für eine Ersparnis!
Ursprünglich war der Betreiberwechsel zum Dezember 2025 geplant. Könnte es sein, dass – neben den genannten Gründen der Kostensteigerung – die DB Regio sich den ungeplanten Weiterbetrieb besonders gut bezahlen lässt?
Ein Stundentakt auf einer Hauptstrecke hat doch nichts mehr mit S-Bahn-Verkehr zu tun.
Wer ist nun Schuld? Die DB wegen der hohen Preise, ZVNL wegen zu wenig Geld oder doch der Ukraine Krieg?
Da ist der Name „Irrgang“ auch tatsächlich Programm. Die Fahrgastzahlen steigen, die S-Bahnen sind vor allem zwischen Halle und Leipzig immer gut gefüllt.
Die Konsequenz müsste eigentlich mehr Verbindungen sein, und nicht weniger.
Dazu kommt, dass die S3 essentiell für die anliegenden Unternehmen ist. Die Streichung der Verbindung wird also unmittelbar wirtschaftliche Verluste für die Region bedeuten. Ein Zusammenhang der im Übrigen statistisch belegt ist: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/oeffentlicher-nahverkehr-kosten-leistungen-100.html
Metsämies,
ich bin zu 100% Ihrer Meinung.
Statt der Kürzung von Verbindungen müsste ein deutlicher Ausbau erfolgen.
Naja in Prinzip fahren dann 2 S-Bahnen weniger eine Richtung Halle eine Richtung Leipzig. Also das bringt die große Ersparnis ?
Unmöglich wie man sich so zurückziehen kann… in anderen Ländern wird der ÖPNV ausgebaut und billiger gemacht.
Hier teurer und immer weniger Angebote / schlechter Service… ja so schafft man sich selbstständig ab !!
Was soll das den !?!?
Nein, das ist nicht unmöglich, sondern folgerichtig. Wo soll denn die Finanzierung der immer mehr steigenden Kosten herkommen? Von den allgemein steigenden Kosten mal abgesehen, dürfen wir uns u.a. bei den Gewerkschaften bedanken, die regelmäßig mehr Lohn für die Beschäftigten fordern incl. entsprechenden Streiks, unter denen die Fahrgäste zu leiden haben. Das alles muss finanziert werden! Übrigens auch in anderen Bereichen 🙁 Wir drehen uns im Kreis…
Die Verlängerung der S5 nach Trotha wird bereits zum kommenden Fahrplanwechsel diesen Dezember, ein Jahr vor dem Betreiberwechsel, eingeführt.
Das Problem ist doch wir haben ihr die INSA GmbH und Den MDV dazu noch der ZVNL jeder der Gesellschaften der MDV sowie ZVNL haben Geschäftführer Aufsichtsräte Kontrollkremiums jeder bekommt Steurergelder als Lohn sparen wir mal an den Vergütungen oder besser an den Verkehrsverbünden MDV ZVNL ein dann ist auch geld da das es läuft
Irgendjemand wird den Nahverkehr immer planen, die lokalen Anforderungen koordinieren und die Leistungen bestellen müssen.
Habe erst gestern auf dem Youtube Kanal „Bahnwelten“ eine tolle Zusammenfassung der Änderungen der S-Bahn Mitteldeutschland ab Ende des Jahres 2025 gesehen. Da wird der Rotstift doch relativ viel glühen und selbst vermeidliche „Verbesserungen“ durch Netzerweiterungen sind de facto Verschlechterungen (Stichwort: neue Linie S6)
Immer wieder: Mach ein Angebot unattraktiv und dann mecker darüber, dass es niemand annimmt.
Schade eigentlich. Übrigens ist Betreiber Wechsel nicht 2027 sondern 2026!
Steht oft im Internet.
Naja aber es wird sagen wir es mal so „besser“ wenn die Länderbahn dran kommt. Da fühlt man wenigstens mehr Komfort und Qualität in den Siemens Mireo Fahrzeugen. In den jetzigen Bombardier Talent 2 Fahrzeugen von DB riecht es oft übel und man fühlt sich nicht wirklich wohl.