Neue Ausstellung in der Moritzburg: Von Türmen, Fäusten und Fluten – 150 Medaillen erzählen bewegte Kapitel hallescher Stadtgeschichte

Eine Stadt, geprägt von Türmen, Brücken, Industrie, Wissenschaft und Kunst – all das lässt sich derzeit im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) auf ganz besondere Weise entdecken: in der Ausstellung „Halle handlich“, die bis zum 15. Februar 2026 zu sehen ist. Etwa 150 Medaillen aus fünf Jahrhunderten erzählen dort die Geschichte der Saalestadt – kompakt, greifbar und eindrucksvoll gestaltet in Metall.
Die Medaille – klein, rund, oft unterschätzt – erweist sich in dieser Ausstellung als handliches Denkmal, das nicht nur historische Ereignisse dokumentiert, sondern auch emotionale, politische und künstlerische Dimensionen erschließt. „Medaillen spiegeln das Selbstverständnis einer Stadt“, erklärt Ulf Dräger, Leiter des Landesmünzkabinetts an der Moritzburg und Kurator der Ausstellung.
Dräger selbst war überrascht vom Umfang des Themas: „Ich habe nicht wirklich geahnt, auf was ich mich da einlasse.“ Tatsächlich zieren etwa 1700 Medaillen das Bild von Halle – eine Auswahl daraus nun erstmals öffentlich zu zeigen, war eine Herausforderung. Doch sie hat sich gelohnt.
Motivvielfalt von Brücke bis Plattenbau
Die Ausstellung gliedert sich thematisch und chronologisch. Viele der präsentierten Medaillen greifen bekannte Wahrzeichen und Ereignisse auf: etwa die Giebichensteinbrücke, die berühmten fünf Türme des Marktplatzes, oder die symbolträchtigen „Fäuste“, die zu DDR-Zeiten am damaligen Thälmannplatz (heute Riebeckplatz) standen. Auch das Jubiläum „25 Jahre DDR“ wird thematisiert – mit einer Medaille, die die fünf Türme gemeinsam mit Plattenbauten zeigt.
Auch wirtschaftliche und wissenschaftliche Meilensteine sind vertreten: eine Medaille zum 100-jährigen Bestehen des Reichsbahnausbesserungswerks (RAW) etwa oder eine aus dem Jahr 1898 zum 200. Geburtstag der Franckeschen Stiftungen. Selbst jüngere Ereignisse wie das Hochwasser 2013, das die Stadt stark traf, sind in Metall verewigt.
Höhepunkt: „Sterne für Halle“
Als besonderes Highlight der Schau gilt eine sechsteilige Medaille mit dem Titel „Sterne für Halle“, geschaffen von sechs renommierten halleschen Bildhauer*innen: Bernd Göbel, Maya Graber, Marcus Golter, Carsten Theumer, Heidi Wagner-Kerkhof und Christoph Weihe. Zum 1200-jährigen Jubiläum der Stadt entstand dieses Gemeinschaftswerk, das in 1000 einzeln nummerierten Exemplaren erschien.
Die sechs Medaillen sind thematisch eigenständig, bilden jedoch durch die Verbindung von Halbmond und Stern – den Symbolen des Stadtwappens – ein gemeinsames Ganzes. Die Konzeption übernahmen Bernd Göbel und Ulf Dräger. Für Dräger selbst ist dieses Ensemble ein emotionaler Höhepunkt: „Die ‚Sterne für Halle‘ zeigen eindrucksvoll, wie Kunst Erinnerung schafft und gleichzeitig nach vorn blickt.“
Halle als Zentrum der Medaillenkunst
Ein weiterer Aspekt der Ausstellung: Halle ist heute ein bedeutendes Zentrum der Medaillenkunst. Das liegt vor allem an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule, an der seit rund 100 Jahren Bildhauer*innen ausgebildet werden. Die kreative Vielfalt und Qualität dieser Ausbildung spiegelt sich in zahlreichen Medaillen wider – darunter auch viele aktuelle Arbeiten, die in die Ausstellung eingebunden wurden. Etwa 1000 Medaillen sind in der Kunsthochschule im 20. Jahrhundert entstanden, schätzt Dräger.
Die Medaille wird hier nicht nur als Auszeichnung oder Gedenkobjekt verstanden, sondern als freies künstlerisches Medium, das bewusst mit Geschichte, Emotion und Botschaft arbeitet.
Passend zum Jubiläum findet die Ausstellung in den historischen Räumen des Talamtsgebäudes im Südflügel der Moritzburg statt – ein Ort, der selbst Geschichte atmet. Hier wird die Stadt Halle auf kleinstem Raum erlebbar – handlich, aber mit großer Wirkung.






















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