Neustart Inklusion: 17. Hallescher Tag der Begegnung setzte am Samstag starkes Zeichen für Vielfalt, Teilhabe und gelebte Inklusion

Bei strahlendem Sonnenschein wurde der Marktplatz in Halle (Saale) am Samstag zum Treffpunkt für Menschen mit und ohne Behinderung. Unter dem Motto „Neustart Inklusion“ fand dort der 17. Hallesche Tag der Begegnung statt – ein Fest der Vielfalt, das zum Nachdenken, Mitmachen und gemeinsamen Erleben einlud. Als Höhepunkt der Aktionswoche zum Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen setzte die Veranstaltung ein deutliches Zeichen für Teilhabe und gesellschaftliche Verantwortung.
Veranstaltet vom DRK-Landesverband Sachsen-Anhalt in Kooperation mit der Stadt Halle (Saale) und zahlreichen sozialen Einrichtungen, Vereinen und Selbstvertretungen, zeigte das bunte Programm: Inklusion ist keine Randnotiz – sie ist zentrale Aufgabe einer demokratischen Gesellschaft.
Ein Marktplatz voller Möglichkeiten
Der Marktplatz war mit über 40 Ständen von Initiativen, sozialen Trägern und Selbsthilfegruppen gefüllt. Mit dabei: die Stadtmission, die Halleschen Behindertenwerkstätten, der Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband Sachsen-Anhalt (BSSA), Lebenstraum e.V., der Allgemeine Behindertenverband, zahlreiche Sport- und Kulturvereine sowie Selbstvertretungen von Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen. Besucherinnen und Besucher konnten sich informieren, ausprobieren und miteinander ins Gespräch kommen.
Persönliche Worte zur Eröffnung – Inklusion beginnt im Alltag
Oberbürgermeister Dr. Alexander Vogt eröffnete den Tag mit einer persönlichen, eindrucksvollen Rede: „Dieser Tag steht für Teilhabe, Inklusion und ein selbstbestimmtes Leben für alle Menschen.“ Er schilderte Erlebnisse aus seiner Zeit als Lehrer mit einem stark beeinträchtigten Schüler und berichtete von familiären Erfahrungen mit Barrieren im Alltag: „Meine Mutter war im Rollstuhl – unser Alltag in einer Wohnung im ersten Stock zeigte mir sehr konkret, was es heißt, Barrieren zu erleben.“
Er betonte zudem die Fortschritte in der Verwaltung: Die Stadt Halle hat freiwillig Inhalte in Leichter Sprache auf ihrer Website eingeführt – ein Schritt, den Vogt ausdrücklich würdigte: „Das ist ein freiwilliges Angebot – gemacht für mehr Zugänglichkeit.“ Die Inhalte wurden mit Hilfe des Büros für Leichte Sprache von Lebenstraum e.V. erstellt, geprüft von Menschen mit kognitiven Einschränkungen und redaktionell begleitet durch künstliche Intelligenz in Kombination mit menschlicher Nachbearbeitung.
Diese Maßnahme wurde durch die Richtlinie „Einfach machen“ des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung gefördert – ein gelungenes Beispiel dafür, wie Verwaltung, Technologie und Teilhabe zusammenwirken können.
Kultur und Sport als Schlüssel zur Teilhabe
Sport- und Kulturdezernentin Judith Marquardt, die als Schirmherrin des Tages auftrat, richtete den Blick auf die Bedeutung inklusiver Angebote im Freizeitbereich: „Gerade in Kultur und Sport sind inklusive Angebote eine Herzensangelegenheit von uns.“ Sie verwies auf barrierefreie Formate der am Abend stattfindenden Museumsnacht mit Führungen in Gebärdensprache – ein Signal dafür, dass Inklusion nicht nur tagsüber, sondern dauerhaft sichtbar sein muss. Ein weiteres Highlight kündigte sie bereits an: Vom 7. bis 9. September 2025 finden die Special Olympics Landesspiele Sachsen-Anhalt in Halle statt – ein sportliches Großereignis mit inklusivem Anspruch.
Strukturen schaffen für echte Teilhabe
Sozialdezernentin Katharina Brederlow betonte die Rolle der Stadtverwaltung in der Förderung von Barrierefreiheit. Besonders hob sie das örtliche Teilhabemanagement hervor, das in ihrem Geschäftsbereich angesiedelt ist: „Wenn Sie Ideen haben, wie unsere Stadt barrierefreier werden kann – kommen Sie auf uns zu. Wir können nicht alles sofort umsetzen, aber Ihre Anregungen sind gefragt und willkommen.“ Sie verwies auch auf den neu strukturierten Bereich des Behindertenbeauftragten der Stadt, der nun ebenfalls direkt in ihrer Zuständigkeit liegt – ein Zeichen dafür, dass Inklusion fest in der Verwaltungsstruktur verankert werden soll.
Stimme des DRK: Inklusion als Gemeinschaftsaufgabe
Anne Marie Keding, Vizepräsidentin des DRK-Landesverbandes Sachsen-Anhalt, schlug einen historischen Bogen: „Was einst mit zwei engagierten Akteuren begann, ist heute im Herzen der Stadt und der Gesellschaft angekommen.“ In ihrer Rede unterstrich sie die Bedeutung des Tages als Begegnungsort – nicht nur für Organisationen, sondern auch für Betroffene und Interessierte. „Inklusion ist kein Luxus und kein Nischenthema. Menschen mit Behinderungen haben die gleichen Rechte wie alle anderen. Sie haben besondere Bedürfnisse – und sie dürfen sagen, was sie brauchen.“ Sie appellierte an beide Seiten: Die Gesellschaft müsse Strukturen schaffen, aber auch Menschen mit Behinderungen sollten selbstbewusst ihre Anliegen formulieren. „Das geschieht hier – auf Augenhöhe, im Dialog und mit großem Engagement.“
Ein Tag, der Mut macht
Mit Talkrunden zur Barrierefreiheit in Sport und Kultur, kulturellen Beiträgen, Mitmachaktionen und viel Austausch zeigte der 17. Hallesche Tag der Begegnung, wie Inklusion gelingen kann – wenn Menschen gemeinsam gestalten. Die Organisatoren dankten allen Beteiligten, besonders Frau Fischer und dem Team des DRK, für die monatelange Vorbereitung und die erfolgreiche Umsetzung der Veranstaltung.
Der Tag der Begegnung ist mehr als ein Fest – er ist eine Einladung, gesellschaftliche Vielfalt nicht nur zu akzeptieren, sondern aktiv zu leben. Mit Impulsen aus Verwaltung, Politik, Kultur, Sport und Selbsthilfe wurde deutlich: Der „Neustart Inklusion“ ist kein symbolischer Akt, sondern ein echter Arbeitsauftrag. Und der beginnt – wie am Samstag auf dem Marktplatz – immer mit einer offenen Begegnung.















Wurde da auch die derzeit heiß diskutierte Beschallung an den Markt-Haltestellen zum Thema gemacht? Das wäre eine gute Gelegenheit gewesen, mit tatsächlich Betroffenen darüber in den Austausch zu kommen.