Sachsen-Anhalt weiter Schlusslicht bei der Beschäftigung von Schwerbehinderten

In Sachsen-Anhalt haben es Menschen mit Behinderung weiterhin schwer. Zwar waren bei der letzten Erhebung (Bezugsjahr: 2015) in Sachsen-Anhalt knapp 17.000 schwerbehinderte Arbeitnehmer beschäftigt. Die Zahl stagniert aber im Jahresvergleich, obwohl die Zahl der Beschäftigten im Land steigt.
Zudem ist Sachsen-Anhalt bei der Beschäftigungsquote bundesweit Schlusslicht. Hierunter fallen alle Unternehmen, die regelmäßig mindestens 20 Arbeitnehmer beschäftigen. Diese Betriebe müssen auf fünf Prozent der Arbeitsplätze Schwerbehinderte beschäftigen. Zuletzt waren auf 3,6 Prozent aller der Erhebung zugrunde liegenden Arbeitsplätze Menschen mit Schwerbehinderung tätig. Der Anteil ist in den letzten Jahren zudem leicht gesunken (2011: 3,8 Prozent). Deutschlandweit liegt die Quote aber bei 4,7 Prozent. Die geringsten Beschäftigungsquoten weisen die Branchen Bau (2,0 Prozent), Handel (2,3 Prozent) und das Gastgewerbe (2,5 Prozent) auf. Senius führt die Situation unter anderem auf die kleinteilige Betriebsstruktur zurück. Denn vor allem in klein- und mittelständigen Betriebe wird die gesetzliche Quote der sogenannten Pflichtarbeitsplätze für Schwerbehinderte unterschritten. „Viele Unternehmer haben keine Personalabteilung im Rücken, die beraten kann. Der Chef ist Einzelkämpfer, packt selber an und hat oft genug damit zu tun, sein Unternehmen am Laufen zu halten. Zudem gibt es Berührungsängste“, sagt Kay Senius, Chef der Arbeitsagenturen in Sachsen-Anhalt. Folge sei, dass ein Drittel der beschäftigungspflichtigen Unternehmen keine Schwerbehinderten beschäftigt und stattdessen die Ausgleichsabgabe zahlt. Das seien landesweit 1.800 Betriebe. Überdurchschnittliche Beschäftigungsquoten gibt es im öffentlichen Dienst, dem Gesundheits- und Sozialwesen sowie im Verarbeitenden Gewerbe – etwa im Metallbereich.
Arbeitslosigkeit sinkt schwächer als Gesamtarbeitslosigkeit
Auch die Arbeitslosigkeit geht schwächer zurück. Zwar ist diese in den letzten fünf Jahren um 400 auf 4.400 im Jahr 2016 gesunken. Allerdings fällt die Entwicklung unterdurchschnittlich aus. Während die Gesamtarbeitslosigkeit zwischen 2012 und 2016 um fast 20 Prozent sank, blieb der Rückgang bei Schwerbehinderten mit neun Prozent deutlich dahinter. Das hängt auch mit der steigenden Zahl Schwerbehinderter zusammen. „Der Trend korrespondiert mit der Alterung der Gesellschaft und damit auch dem Risiko einer Schwerbehinderung“ nennt Senius einen Grund. Das wirkt sich auch auf den Arbeitsmarkt aus.
BA fördert Einstellung von Menschen mit Schwerbehinderung
Die Arbeitsagenturen fördern die Einstellung von Schwerbehinderten mit unterschiedlichen Mitteln. Über Eingliederungszuschüsse können Arbeitgeber mit bis zu 70 Prozent des Arbeitsentgelts gefördert werden, wenn ein Schwerbehinderter eingestellt wird. Senius empfiehlt auch die Probebeschäftigung im Unternehmen. „Beide Seiten können ohne Risiko die Auswirkung der Behinderung auf den Arbeitsplatz testen.“ Weiterer Vorteil: Unternehmen können Zuschüsse für eine behindertengerechte Ausgestaltung des Arbeitsplatzes erhalten.
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