Tausende Besucher bei Langer Nacht der Wissenschaften in Halle: Wenn James Bond auf Rapunzel trifft und Playstation-Controller am Mikroskop helfen – allein 1.200 Gäste am Planetarium

Die Stadt Halle hat am Freitagabend erneut bewiesen, dass Wissenschaft nicht trocken, sondern faszinierend, bunt und manchmal sogar spektakulär sein kann. Zur „Langen Nacht der Wissenschaften“ öffneten Institute, Kliniken und Forschungseinrichtungen ihre Türen und luden tausende Besucherinnen und Besucher zu einem Abend voller Entdeckungen, Experimente und überraschender Erkenntnisse ein.
James Bond unter physikalischer Lupe
In der Physikshow von Professor Detlef Reichert stand kein Geringerer als der britische Geheimagent James Bond im Mittelpunkt. Unter dem Titel „Wissenschaft im Dienste Ihrer Majestät“ nahm Reichert die physikalischen Effekte aus berühmten Bond-Filmen unter die Lupe – und entlarvte so manchen Hollywood-Mythos.
So zeigte er etwa, dass die dramatischen Laserschlachten im Weltall, wie in „Moonraker – Streng geheim“ (1979), physikalisch unmöglich sind. Laserstrahlen sind ohne Partikel in der Luft nicht sichtbar – und Geräusche im luftleeren Raum? Ebenfalls Fehlanzeige.
Weniger fiktiv war hingegen die Laserszene aus „Der Hauch des Todes“ (1987), bei der ein Polizeifahrzeug per Laserstrahl auseinandergeschnitten wird. „Das ist mit moderner Lasertechnik durchaus machbar“, erklärte Reichert. Auch die legendäre „Röntgenbrille“ aus „Die Welt ist nicht genug“ (1999) entpuppte sich als realitätsnäher als gedacht – allerdings basiert sie nicht auf Röntgenstrahlung, sondern auf Terahertz-Wellen, die tatsächlich zur Durchleuchtung von Kleidung genutzt werden können.
Und sogar Rapunzel durfte nicht fehlen: In einem verblüffenden Finale berechnete der Physiker, dass menschliches Haar eine Zugkraft von bis zu 2,5 Tonnen aushält – theoretisch also stark genug wäre, um als Strickleiter zu dienen. Zumindest im Märchen.

1.200 Besucher im Planetarium
Aus Aschersleben, Leipzig, Magdeburg, Zeitz, sogar aus Österreich – und natürlich aus Halle (Saale) kamen die zahlreichen Interessenten, die jetzt zur Langen Nacht der Wissenschaften Sachsen-Anhalts größtes Planetarium besucht haben: Mehr als 1200 Gäste haben im Planetarium Halle auf dem Holzplatz Wissenswertes über die aktuelle astronomische Forschung oder zur Weltraumpharmazie erfahren, haben einem Erlebnisbericht von einer totalen Sonnenfinsternis auf der Osterinsel sowie einem Vortrag zur Geschichte der Erforschung des Sonnensystems mit immer leistungsfähigeren Raumsonden verfolgt. Die Besucher konnten aber auch selbst mit Teleskopen Sonnenflecken, Sonneneruptionen und am späteren Abend den Sternhimmel über Halle (Saale) erkunden. Großer Andrang herrschte etwa beim Vortrag des Forschers und Wissenschaftspädagogen Dr. Franz-Josef Schmitt zur „Evolution im Mikro- und Makrokosmos“ mit kuppelfüllenden Bildern von kleinsten mikroskopischen Aufnahmen bis hin zu aktuellsten Himmelsaufnahmen von fernsten Galaxienclustern des Vera-C.Rubin-Teleskops in bestechender Schärfe, aber auch bei der bildreichen Darstellung zur Erforschung der Exoplaneten wie z. B. K2-18b durch die Brüder Dr. René und Dirk Schlesier. Kinder hatten viel Spaß beim Raketenbasteln in der ASTROlinoBastelwerkstatt und bei der SternGuckerZeit, in der die ASTROLINO-Kinder vor ausverkauftem Sternsaal über den Sternhimmel führten.
Planetariumsleiter Dirk Schlesier: „Insgesamt zeichnet sich ein immer größer werdendes Interesse an astronomischen Themen ab – quer durch alle Altersstufen vom Vorschulkind bis zum Rentenalter. Folgerichtig wurde die große Besucherzahl von 2024 bei der Langen Nacht der Wissenschaften in dieses Jahr deutlich übertroffen.“ Dies spiegele einen weltweiter Trend wider, der nicht zuletzt durch immer genauere Teleskope, Sonden und riesige Datenmengen angetrieben werde, die in der Verbindung von Mensch und digitaler künstlicher Intelligenz nahezu täglich neue spannende Erkenntnisse über das Universum zugänglich machen würden. „Die aktuellsten überwältigenden Aufnahmen dann in einer gewölbten Planetariumskuppel räumlich sehen zu können, ist ein emotional und intellektuell ergreifendes Erlebnis und sehr gut geeignet, breite Teile der Bevölkerung für Naturwissenschaft und technischen Fortschritt innerhalb und außerhalb der Astronomie zu begeistern.“
Bunte Wissenschaft im IPB
Im Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie wurde es farbenfroh, duftend – und hochinteressant. Mit Rotkohlsaft, Cola, Zitronensaft und Backpulver testeten Besucherinnen und Besucher die chemischen Eigenschaften verschiedener Flüssigkeiten. Farbenwechsel von Rot zu Blau zeigten anschaulich, wie Säuren und Basen wirken.
Ein besonderes Highlight war das olfaktorische Quiz – ein Geruchstest für mutige Nasen, bei dem Düfte von Pilz bis Veilchen erkannt werden mussten. Auch pflanzliche Farbstoffe kamen zum Einsatz: Besucher konnten Stoffe mit natürlichen Pigmenten färben oder beim Kräuterquiz zeigen, ob sie Petersilie von Koriander unterscheiden können.
Die Genetik-Station beeindruckte mit biolumineszierenden Bakterien, die mit Korallen-Genen zum Leuchten gebracht wurden, sowie mit lilafarbenen Tomaten, deren Farbstoff-Biosynthese durch Gene der roten Beete ermöglicht wurde. Die Methode dahinter: das präzise Genscheren-Werkzeug CRISPR/Cas – anschaulich erklärt mit grün leuchtenden Tabakzellen und interaktiven Infostationen.
Ein weiteres Forschungsfeld am IPB: Johanniskraut. Seine Wirkung gegen Depressionen und mögliche Effekte bei Alzheimer wurden vorgestellt – inklusive eines Pflanzenmemorys als spielerischer Test für das eigene Gedächtnis.
Universitätsmedizin: Forschung zum Anfassen
Großer Andrang herrschte auch bei der Universitätsmedizin Halle, wo Medizin und Pflege auf eindrucksvolle Weise erlebbar gemacht wurden. Per Haut-Scan konnten Besucher ihr biologisches Alter schätzen lassen, in einer Handkraft-Challenge ihre Muskelkraft testen und im Altersanzug nachempfinden, wie sich Bewegungseinschränkungen im Alter anfühlen.
Eine VR-Reise durch den menschlichen Körper, Gedächtnistests, eine Hörprothese-Simulation und viele weitere interaktive Stationen machten den menschlichen Organismus begreifbar. Besonders beliebt war das Spacecurl-Training im Orthopädie-Labor – ein dreidimensionales Rotationsgerät zur Stärkung der Rückenmuskulatur.
Auch die Hochtechnologie war präsent: Im Schockraum und in der Strahlentherapie öffneten sich Türen, die sonst nur medizinischem Fachpersonal vorbehalten sind. Die Geburtshilfe zeigte Abläufe am Modell und informierte über den Studiengang Hebammenwissenschaft.
Kunst, Musik und Bewegung auf dem Uniplatz
Das wissenschaftliche Spektakel wurde von einem bunten Bühnenprogramm auf dem Universitätsplatz begleitet. Die Uni-Big-Band sorgte für musikalische Höhepunkte, das Universitätssportzentrum zeigte mit Akrobatik, Hiphop und orientalischem Tanz, wie Bewegung verbindet. Sogar Ausschnitte einer Burlesque-Show wurden dem staunenden Publikum geboten.
Mit dabei war auch das Institut für Chemie. Hier wurde beispielsweise ein Rasterelektronenmikroskop gezeigt – wie sehen Pollen in tausendfacher Vergrößerung aus? Und warum besteht eine Solarzelle aus einer mikroskopisch kleinen Pyramidenstruktur? Und während sein Sohn ganz begeistert von der Mikroskoptechnik und dem Computer war, fiel seinem Vater noch etwas besonders auf: am Computer angeschlossen ist ein Playstation-Controller. Nicht etwa, um dort Computerspiele zu zocken. Sonder der Controller dient ebenso der Arbeit, mit ihm lassen sich die Greifarme des Mikroskops besser steuern als mit dem eigentlichen Steuergerät.





























































Super Veranstaltungen. Wie immer viele tolle Sachen zu entdecken. Von KI bis zu moderner Gentechnik und Krankheitsbekämpfung. Und wunderbar international. Schön, das Halle da so viel zu bieten hat. Wenn man das sieht, den Enthusiasmus der jungen Forscher und das Wissen, dann muss man auch keine Angst vor KI und Gentechnik haben, sondern sieht die ungeheuren Chancen für Menschheit und auch die lokale Entwicklung. Das miesepetrige „Wir sind erst mal dagegen“ oder „In Deutschland ist eh alles Scheiße und wir können nichts mehr“ verfliegt an solchen Tagen. Grüne ( Gene sind nicht böse) oder AfD (Forschung und Entwicklung sind international, ohne Ausländer geht es nicht, da zuwenig deutsche MINT Studenten) sollten da regelmäßig hin und Wissen statt Vorurteile sammeln.
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