Videodolmetscher erleichtern Flüchtlings-Behandlung an der Uniklinik Halle
Das Universitätsklinikum Halle (Saale) hat im vergangenen Herbst mehrere Migrationsambulanzen eingerichtet, um Flüchtlinge und Migranten adäquat behandeln zu können. Dabei muss allerdings oftmals eine Sprachbarriere überwunden werden, können diese Patienten doch meist kein Deutsch oder Englisch. Und da können bereits einfache Fragen wie „Was fehlt Ihnen?“ oder „Wo sitzt der Schmerz?“ zu einer hohen Hürde werden. Zwar arbeiten in der halleschen Universitätsmedizin Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus mehr als 30 Nationen und kommen Studierende mit Sprachkenntnissen hinzu, doch können diese nicht rund um die Uhr als „Übersetzer“ zur Verfügung stehen beziehungsweise können nicht alle Sprachen abgedeckt werden. Darum setzt das Universitätsklinikum nun das Videodolmetschen ein.
Dabei handelt es sich um ein Angebot einer Firma aus Österreich. „Am UKH läuft das System seit vier Monaten in einem Probebetrieb, um Erfahrungen zu sammeln“, sagt Frank Dietz, Leiter des Zentralen Dienstes Information und Kommunikation, der die Projektleitung „Videodolmetschen“ im UKH innehat. Dazu wurden Visiten-Wagen auf den Stationen mit einer Kamera und einer Lautsprecher-Mikrofon-Anlage ausgestattet. Außerdem verfügen die modernen Visitenwagen über einen Bildschirm, auf dem auch die elektronische Patientenakte aufgerufen werden kann. Zum Einsatz kommt das Videodolmetschen bisher in den Migrationssprechstunden in der Inneren Medizin, in der Kinder- und Jugendmedizin, in der Zahnklinik sowie in der Zentralen Notaufnahme und in der Psychiatrie.
Die Erfahrungen und Rückmeldungen mit dem System sind bisher sehr positiv. „Das Videodolmetschen wird von den Patienten und Ärzten sehr gut angenommen“, sagt Lisa-Marie Laubenstein, Medizinische Fachangestellte in der Ambulanz Innere Medizin. Die Patienten seien oftmals überaus froh, endlich verstanden zu werden. So benötigen Patienten aus afrikanischen Ländern meistens eine französische Übersetzung, die hausintern nicht hätte gewährleistet werden können. Der Kinderarzt OA Dr. Toralf Bernig schildert seinen Eindruck: „Die Zahl von Kindern aus dem arabischen Raum mit transfusionspflichtigen Anämien ist in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen. Mit dem Videodolmetscher ist es im Stationsalltag jederzeit möglich, mit den Patienten und ihren Eltern über den Erkrankungsverlauf zu sprechen. Vorher mussten oft Prozeduren oder Gespräche in Abhängigkeit von der Verfügbarkeit eines entsprechenden Dolmetschers geplant werden.“
IT-Leiter Frank Dietz erklärt: „Mit dem System können wir rund um die Uhr ad hoc Übersetzungen ermöglichen; selbst für seltene Sprachen wie Fulfulde oder Tigrinya konnten innerhalb einer halben Stunde bereits fachkundige Dolmetscher hinzugezogen werden“. Dazu wird ein Dolmetscher ähnlich wie bei einem Skype-Anruf über eine Internetverbindung hinzugeschaltet. Die Gespräche werden nicht aufgezeichnet, um den Datenschutz zu garantieren. Am meisten gefragt waren am Universitätsklinikum bisher Übersetzungen in Farsi/Persisch, Arabisch und Französisch. Die österreichische Firma garantiert diplomierte Dolmetscher, so dass eine akkurate Übersetzung möglich ist. Die Ärzte wählen die notwendige Sprache aus und innerhalb weniger Minuten wird der Dolmetscher in das Sprechzimmer hinzugeschaltet. Etwa 750 Dolmetscherinnen und Dolmetscher hat das Unternehmen aus Wien in Deutschland, Österreich und der Schweiz im Einsatz. Mehr als 50 Sprachen werden in den Hauptzeiten angeboten, in Nebenzeiten die am häufigsten gefragten Sprachen.
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