Wird das Laternenfest in Halle (Saale) verkleinert, um Geld zu sparen? Stadt legt dem Stadtrat Varianten vor
            Seit fast einhundert Jahren ist das Laternenfest an der Saale ein Höhepunkt im halleschen Veranstaltungskalender. Ende August strömen jedes Jahr zehntausende Besucherinnen und Besucher auf die Ziegelwiese, die Peißnitzinsel und ans Riveufer, um Musik, Feuerwerk und den Bootskorso zu erleben. Doch in diesem Jahr stand das Traditionsfest so sehr im Fokus politischer Debatten wie selten zuvor. Grund sind die gestiegenen Kosten: 1,2 Millionen Euro wurden im laufenden Jahr für die Durchführung fällig – eine Summe, die in den Gremien des Stadtrats zu heftigen Diskussionen führte. Nach Monaten interner Beratung liegt nun ein Variantenbeschluss der Stadtverwaltung vor – darauf hatten ja auch verschiedene Stadträte gepocht. Zwei Möglichkeiten stehen zur Entscheidung: Entweder wird das Fest wie bisher mit allen drei großen Veranstaltungsflächen – also Ribveufer, Ziegelwiese und Peißnitz – fortgeführt (Variante 1), oder es wird verkleinert (Variante 2). Die Verwaltung empfiehlt klar die Beibehaltung der bestehenden Konzeption – auch wenn diese teurer ist.
Ein Fest mit Tradition und Symbolkraft
Das Laternenfest gilt als das größte Volksfest Halles und als eines der ältesten seiner Art in Mitteldeutschland. Es verbindet Wasser, Licht und Musik zu einem Wochenende, das über Generationen hinweg Identität stiftet. Seit der Wiederherstellung des Riveufers im Jahr 2024 kann das ursprüngliche Veranstaltungskonzept wieder vollständig umgesetzt werden. Die Stadt betont in ihrer Beschlussvorlage, dass gerade diese Vielfalt den Charakter des Festes ausmache. Das Zusammenspiel von Bühnen, Wasseraktionen und der besonderen Atmosphäre an der Saale verleihe dem Ereignis seinen unverwechselbaren Reiz. Ein Wegfall einzelner Programmpunkte oder Flächen würde die Attraktivität erheblich mindern – nicht nur für Besucher, sondern auch für Sponsoren, Händler und Vereine.
Drei Orte, ein Fest: Das Konzept der Variante 1
Die vollständige Variante 1 umfasst die drei zentralen Veranstaltungsflächen Ziegelwiese, Peißnitzinsel und Riveufer/Amselgrund. Jede dieser Flächen hat ihren eigenen Charakter und ihr spezielles Programm.
Ziegelwiese: Die Ziegelwiese bildet das Zentrum des Festes. Hier stehen zwei große Konzertbühnen: eine, die von der Stadt selbst organisiert wird und vor allem halleschen Künstlerinnen und Künstlern Raum bietet, sowie die Bühne der Theater, Oper und Orchester GmbH, die traditionell ihre Spielzeiteröffnung im Rahmen des Laternenfestes feiert. Neben Musik gibt es auf der Ziegelwiese zahlreiche Attraktionen: das Tanzfest am Sonntag, ein Städtepartnerschaftsdorf, eine Spielstraße, ein Mittelaltermarkt, Präsentationen hallescher Vereine, ein Riesenrad und den beliebten Bereich für Kinder mit Bastelaktionen und Zirkusangeboten. Auch der Saalestrand wird mit einbezogen.
Peißnitzinsel: Auf der Peißnitz steht die Peißnitzbühne im Mittelpunkt. Hier finden hochwertige Konzerte statt, teils in Kooperation mit Radiosendern, teils von der Stadt organisiert. Der Stadtsportbund Halle richtet auf der Sportwiese sportliche Mitmachaktionen aus, und auch der Peißnitzhaus e.V. beteiligt sich mit eigenen Programmpunkten.
Riveufer und Amselgrund: Das Riveufer bildet den stimmungsvollsten Teil des Festes. Seit 2024 ist es als Flaniermeile wieder nutzbar und steht für die Verbindung von Wasser und Licht, die das Laternenfest prägt. Bootskorso, Fischerstechen der Halloren, Rotary-Entenrennen, das Aussetzen der „Glühwürmchen“ und das traditionelle Brückenspringen gehören hier zu den Höhepunkten. Abends zieht das Höhenfeuerwerk tausende Menschen an – abgeschossen von der Burg Giebichenstein und dem Turbine-Sportplatz, mit Blick von der Giebichensteinbrücke oder dem Amselgrund. Das Riveufer wird zudem von bunten Laternen geschmückt, die seit 2024 in den Bäumen hängen, und vom „Jahrmarkt der Träume“, der die Atmosphäre abrundet.
Sicherheit, Infrastruktur und Umweltaspekte
Das Laternenfest ist eine Großveranstaltung – entsprechend aufwendig ist das Sicherheitskonzept. Es umfasst mobile Fahrzeugsperren – die die Stadt erst in diesem Jahr angeschafft hat, eine Einsatzleitzentrale auf der Peißnitz, Überwachungskameras und sieben Informationspunkte, die sowohl als Orientierungspunkte als auch als Anlaufstellen im Notfall dienen. Neu sind LED-Informationstower an den Hauptzugängen, die im Ernstfall schnell warnen oder informieren können. Auch beim Aufbau des Festgeländes zeigt sich die Dimension der Veranstaltung: Strom- und Wasserversorgung, Toiletten, Bühnen, Absperrungen, Pontons und Brückensicherungen müssen bereitgestellt werden. Um die Kosten künftig zu senken, plant die Stadt bis 2030 eine Elektrifizierung der Ziegelwiese und des Riveufers. Das würde jährlich rund 250.000 Euro sparen und die CO₂-Bilanz verbessern, da keine Dieselaggregate mehr betrieben werden müssten.
Das Geld und die Zahlen
Im Kosten- und Finanzierungsplan für 2026 sind in Variante 1 Gesamtausgaben von rund 1,18 Millionen Euro (netto) veranschlagt. Dem stehen Einnahmen von knapp 247.000 Euro aus Sponsoring, Standgebühren und der Getränkekonzession gegenüber – ein Defizit von rund 930.000 Euro. Den größten Posten bilden Infrastruktur- und Sicherheitskosten. Allein für Bewachung, Absicherung und Infopunkte sind 251.000 Euro eingeplant, für Technik, Bühnen und Stromaggregate weitere 375.000 Euro. Die Stadt verweist in ihrer Vorlage auf den kulturellen und sozialen Wert der Veranstaltung: Das Fest fördere den Zusammenhalt und trage zur Identifikation mit der Stadt bei. Als „größte Open-Air-Veranstaltung Halles“ habe das Laternenfest auch wirtschaftliche Bedeutung – für Gastronomie, Tourismus und lokale Unternehmen.
Variante 2: Das Fest im Kleinformat
Die zweite Variante sieht eine Verkleinerung vor: Das Fest könnte sich künftig nur noch auf einzelne Flächen – etwa die Ziegelwiese oder die Peißnitzinsel – beschränken. Auf den ersten Blick scheint das eine Möglichkeit, Kosten zu sparen. Doch die Verwaltung warnt in ihrer Vorlage ausdrücklich davor. Die Reduzierung der Fläche würde zu einem Verlust zentraler Programmpunkte führen – etwa des Feuerwerks und des Bootskorsos am Riveufer. Außerdem rechnet die Stadt mit sinkender Besucherzahl, weniger Sponsoring und geringeren Einnahmen aus Standgebühren. Auch die bisher vergebenen Aufträge, etwa zur Stromversorgung und Getränkevergabe, sind auf das größere Fest ausgelegt. Eine kurzfristige Reduzierung könnte daher sogar Schadensersatzforderungen nach sich ziehen.
Finanziell würde eine kleinere Variante laut Schätzung ebenfalls deutliche Defizite verursachen:
– Ziegelwiese: Kosten 729.700 Euro, Einnahmen 119.000 Euro
– Peißnitzinsel: Kosten 362.900 Euro, Einnahmen 36.000 Euro
– Riveufer: Kosten 466.000 Euro, Einnahmen 39.500 Euro
Damit wäre keine der Einzelflächen kostendeckend – und die erhoffte Entlastung bliebe aus. Zudem gingen Synergieeffekte verloren, etwa bei Technik, Sicherheit und Infrastruktur.
Zwischen Tradition und Haushaltsdisziplin
Die Entscheidung über die künftige Form des Laternenfestes ist mehr als eine Frage des Geldes. Sie berührt ein Stück Stadtidentität. Seit Generationen markiert das Fest den symbolischen Höhepunkt des Sommers in Halle. Familien, Vereine und Institutionen beteiligen sich, Sponsoren und Kulturschaffende tragen das Programm gemeinsam. Gleichzeitig muss die Stadt angesichts begrenzter Haushaltsmittel abwägen, wie viel sie sich dieses kulturelle Erbe leisten kann – und will. Der Variantenbeschluss stellt diese Grundsatzfrage nun offen. Die Stadtverwaltung empfiehlt, das Fest in seiner bisherigen Form fortzuführen und dabei zugleich langfristig in nachhaltige Infrastruktur zu investieren. Nur so, heißt es in der Beschlussvorlage, könne das Laternenfest seine Anziehungskraft und seinen unverwechselbaren Charakter bewahren. Wie der Stadtrat entscheiden wird, steht noch aus. Sicher ist aber: Das Licht der Laternen soll auch künftig an der Saale leuchten – wenn die finanziellen Spielräume es erlauben.










Wie wär’s mal mit Eintrittspreisen?
Die haben sich nicht geändert.
Ich wäre auch für Eintritt (bisher war doch wohl Eintritt frei, oder du @Janny?
Ich hab mir da auch schon was überlegt, muss das aber erst mal ’setzen lassen‘ , ehe ich das dem OB vorschlage.
Wieso macht man nicht Crowdfunding? Es würden sicherlich viele Menschen etwas freiwillig spenden.
Wie wäre es mal, daran zu arbeiten , das es wieder ein Volksfest wird , welches Besucher anzieht ! Und nicht nur Hallenser ! Die Debatten jedes Jahr , kleiner , mehr Sicherheit, kein Feuerwerk , kein Geld usw… Frage nach Eisleben , was kosten euch die Eislebener Wiesn , wieviele Verlust bzw Gewinn macht diese kleine Stadt ? Man sollte vlt einfach mal das links grüne austauschen in der Stadt und Personen einstellen die Lust haben für die breite Masse und für die Stadt zuarbeiten! Statt für ideoloien ! Sorry ! Jeder Hinterdörfler sieht wie es mit unserer Stadt immer weiter Berg ab geht ! Aber Hauptsache irgendwelche links grünen Veranstaltungen werden aus den Leben gerufen !
Das diesjährige hatte mehr Besucher als in den Jahrzehnten zuvor.
Bist DU Biodeutsche(r)?
Wenn ja, sollteste etwas an Deiner Rechtschreibung arbeiten! Lernt man heute vielleicht so in der 7. oder allerspätestens 8. Klasse!
Auch im Hinterdorf.
Wie wäre es damit, auf das Feuerwerk zu verzichten? Da könnte man gut Kosten sparen und Feuerwerk gibts ja jedes Wochenende mehrfach. Es ist also nichts besonderes mehr.
Also erstmal ist das Laternenfest-Feuerwerk nicht irgendein blödes normales Spektakel das man jedes Wochenende irgendwo sehen kann. Außerdem wird es zum Teil oder sogar komplett durch Spenden finanziert. Wenn du sparen willst dann such dir bitte was anderes aus.
Macht es denn so viel Mühe, eine einfache Information nachzuschauen, bevor man in seinem Kommentar rumspekuliert und ihn damit inhaltslos macht?