„Grünes Band“ in Sachsen-Anhalt wird Naturmonument
Am Donnerstag hat der Landtag mit den Stimmen von CDU, Grünen und SPD beschlossen, den ehemaligen Grenzstreifen der innerdeutschen Grenze zu einem Nationalen Kulturmonument zu ernennen. Die AfD stimmt mit Nein, die Linken enthielten sich.
Damit wird ein zentrales Projekt des Koalitionsvertrages umgesetzt. Umweltministerin Prof. Dr. Claudia Dalbert unterstrich in der Debatte auf die umfassende historische Bedeutung des Projektes und verwies auf die gemeinsame Verantwortung zum Schutz der Artenvielfalt: „Vom Todesstreifen zur Lebenslinie: Unser Grünes Band wird ein Überlebensort für 1200 bedrohte Arten. Unser Grünes Band wird die Erinnerung an den Mut der Menschen wachhalten, die mit friedlichen Mitteln die Diktatur überwunden haben und diese menschenverachtende Grenze zum Fallen gebracht haben. Es soll uns und den kommenden Generationen aber auch Mahnung dafür sein, stets für Demokratie und Frieden in unserem Land, in Europa und der ganzen Welt einzustehen.“
„Wir sind stolz darauf, ein Gesetz zu verabschieden, dass ein harmonisches Verhältnis zwischen der Erinnerungskultur und dem Naturschutz beinhaltet. Die CDU-Fraktion hat auch nie daran gezweifelt, dass die Koalition das Grüne Band verabschieden wird. Für die CDU-Fraktion stand die Erinnerungskultur im Vordergrund“, sagt der umweltpolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt, Andreas Schumann. „Das Grüne Band bildet die geeignete Form an die innerdeutsche Teilung zu erinnern. Die CDU-Fraktion hat mit der Verabschiedung des Gesetzes auch erreicht, dass die Integration der Eigentumsflächen der Beteiligten freiwillig und in freier Entscheidung der Eigentümer passiert. Es ist uns gelungen, die Eigentümer vor einer Enteignung und vor Nutzungseinschränkungen zu schützen.“ Erarbeitet wurde das Gesetz auf der Grundlage der historischen Bedeutung des Grünen Bandes. „Ein tödliches Grenzregime, das seines Gleichen sucht, wurde an der innerdeutschen Grenze errichtet. Menschen wurden von hier vertrieben, haben ihre Heimat verloren, nur weil sie ihrem Freiheitsdrang folgten oder ihr Leben nach eigenen Vorstellungen leben wollten. Besondere Rücksicht haben daher die Menschen verdient, deren persönliches Leben vom DDR-Unrechtsstaat schwer beeinträchtigt wurde. Ihre persönliche Integrität muss geachtet werden.“
„Nur diese Kategorie gibt uns die Möglichkeit, Erinnerungskultur und Bewahrung des ökologischen Schatzes zu verbinden. Dieses zum 30. Jahrestag der friedlichen Revolution zu schaffen, ist ein wichtiges Signal für die Menschen vor Ort“, sagte Wolfgang Aldag, umweltpolitischer Sprecher der Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen. „Die Geschichte wird durch das Engagement der Menschen vor Ort erlebbar gemacht. Denn schmerzhafte Geschichte darf nicht vergessen werden“ sagte Aldag und fügte hinzu: „Wo bis vor 30 Jahren Menschen ein unüberwindbarer Grenzstreifen befand, hat sich im Laufe der Jahre eine ökologische Schatzkammer entwickelt. 1.200 gefährdete Tier- und Pflanzenarten finden am Grünen Band einen Rückzugsort. Das Nationale Naturmonument ermöglicht nun, die Pflege- und Entwicklungspläne zu erarbeiten und umzusetzen. So werden diese einzigartigen Flächen der europäischen Geschichte als Naturerbe gesichert.“
„In diesen Tagen gibt es vielerorts Erinnerungen an die Ereignisse vor 30 Jahren in der DDR. Mutige, beherzte, demokratisch denkende Bürgerinnen und Bürger der DDR haben es mit ihrem Widerstand und langem Aufbegehren geschafft, die SED-Diktatur zu überwinden, und die friedliche Revolution zum Erfolg geführt“, meint die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Silke Schindler. „Das Trennende – die Mauer – fiel, und aus dem unüberwindbaren Todesstreifen wurde eine Verbindungslinie. Die Idee des Grünen Bandes entstand. Mit der Ausweisung als Nationales Naturmonument ist es uns möglich, die Belange des Naturschutzes mit der besonderen Bedeutung des ehemaligen Grenzstreifens und der Erinnerung daran zu verbinden. Der heutige Beschluss des Gesetzes ist ein entscheidender, aber nur der erste Schritt. Alle Beteiligten sind nun aufgefordert, den begonnenen Gesprächs- und Verhandlungsprozess weiterzuführen. Dann kann es gelingen, dass das Grüne Band ein Band der Erinnerung vom Todesstreifen zur Lebenslinie wird.“
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