Neubau für 14,7 Millionen Euro: so soll der neue “Campus Neustadt” in der Richard-Paulick-Straße aussehen

Wo noch das ehemalige Studentenwohnheim an der Richard-Paulick-Straße in den Himmel ragt, soll bald ein Meilenstein der Stadtentwicklung entstehen: Mit dem Neubau des Campushaus Halle-Neustadt plant die Stadt ein zukunftsweisendes Zentrum für Bildung, Begegnung und nachhaltige Entwicklung. Hinter dem unscheinbaren Arbeitstitel „Zentrum für Begegnung und Kompetenzentwicklung“ verbirgt sich ein ambitioniertes Projekt mit Signalwirkung – für Halle, Sachsen-Anhalt und ganz Deutschland.
Ein Bildungsleuchtturm im Wandel
Das Campushaus ist laut Stadt mehr als ein Bauprojekt. In der Vorlage an den Stadtrat begründet die Stadtverwaltung das Vorhaben. Es ist eine Antwort auf gleich mehrere Herausforderungen, mit denen Halle – besonders im Stadtteil Halle-Neustadt – konfrontiert ist. Zum einen steht die Stadt vor einem tiefgreifenden Strukturwandel, der durch den Kohleausstieg beschleunigt wurde. Zum anderen gilt es, die Bildungsinfrastruktur zu modernisieren, den Fachkräftemangel zu bekämpfen und zugleich die soziale Teilhabe in benachteiligten Stadtteilen zu stärken.
Das Campushaus will diese Themen unter einem Dach zusammenführen. Mit einem breiten Raumprogramm – von Werkstätten und Schülerlaboren über Coworking-Spaces bis zu kreativen Studios – entsteht ein Ort, der klassische Bildungseinrichtungen ergänzt und neue Wege der Qualifizierung, Berufsorientierung und Weiterbildung ermöglicht.
Zielgruppen sind nicht nur Schüler:innen, sondern auch Erwachsene, Berufseinsteiger:innen, Multiplikator:innen aus der Bildungsarbeit, Unternehmer:innen und Wissenschaftler:innen. Das Campushaus versteht sich als Knotenpunkt, an dem verschiedene Lebens- und Lernwelten zusammenkommen – integrativ, niederschwellig und zukunftsorientiert.
Warum gerade Halle-Neustadt?
Die Standortwahl ist kein Zufall. Halle-Neustadt – einst als Vorzeigestadt der DDR geplant – steht heute exemplarisch für die Herausforderungen ostdeutscher Städte im Strukturwandel: großflächige Plattenbausiedlungen, Leerstand, soziale Brennpunkte, aber auch enormes Entwicklungspotenzial. Hier treffen Bildungsbedarfe, Integrationsfragen und der Wunsch nach Teilhabe aufeinander.
Das Campushaus soll genau hier ansetzen: ein Leuchtturmprojekt im Herzen eines Quartiers, das Wandel braucht und ermöglicht. Die Nähe zu zwei großen Schulen – dem Christian-Wolff-Gymnasium und der Grund- und Gemeinschaftsschule Kastanienallee – schafft direkte Anknüpfungspunkte. Gleichzeitig grenzt das Gelände an einen wichtigen Grünzug an, der das Gebäude nicht nur landschaftlich einbettet, sondern auch zur Verbindung zwischen Bildungsorten, Wohngebieten und Freizeitflächen wird.
Die Stadt betont: „Das Campushaus ist nicht nur ein Bildungsort, sondern auch ein sozialer Ankerpunkt.“ Hier soll ein sicherer, offener Ort für Kinder, Jugendliche und Erwachsene entstehen – mit Platz zum Lernen, Austauschen, Experimentieren und Begegnen.

Ein Projekt mit ökologischer und sozialer Verantwortung
Ein zentraler Aspekt des Projekts ist seine Nachhaltigkeit – in mehrfacher Hinsicht:
1. Bauen im Kreislauf
Ein großer Teil des bestehenden Plattenbau-Hochhauses wird nicht abgerissen, sondern wiederverwendet. Die massiven Untergeschosse dienen als Technikräume, Lagerräume oder Werkstattflächen. Obergeschosse werden selektiv zurückgebaut, und die Betonplatten als sogenannte „Sekundärbaustoffe“ im Neubau wiederverwendet – unter anderem für Böden, Trennwände und Ausbau. Dieses Prinzip des zirkulären Bauens spart enorme Mengen an CO₂ ein, reduziert Transportkosten und Materialverbrauch und macht das Campushaus zu einem Vorzeigeprojekt für ressourcenschonende Stadtentwicklung. Die Stadtverwaltung spricht von einer potenziellen Reduktion der CO₂-Bilanz des Baus um bis zu 80 Prozent.
2. Holz und erneuerbare Energie
Der zweigeschossige Neubau, in dem große Räume wie das Foyer, die Werkhalle und Labore untergebracht sind, wird in moderner Holzbauweise errichtet. Neben der Verwendung nachwachsender Materialien wird auch die Energieversorgung nachhaltig geplant: Geheizt wird mit umweltfreundlicher Fernwärme, für die Stromgewinnung wird eine Photovoltaikanlage installiert. Auch Regenwasser wird in einer Zisterne gesammelt und zur Bewässerung genutzt – so wird die Flächenversiegelung minimiert.
3. Klimafreundliche Freiflächen
Der angrenzende Grünraum wird nicht nur erhalten, sondern aktiv in das Nutzungskonzept eingebunden. Nur drei Bäume müssen nach bisherigem Plan gefällt werden. Neue Aufenthaltszonen, schattige Sitzbereiche, durchlässige Wege und naturnahe Rückzugsorte sollen die Aufenthaltsqualität im Freien erhöhen – für Schüler:innen ebenso wie für Nachbar:innen.

Raum für Zukunft – was im Campushaus passiert
Das Campushaus versteht sich als lernende Infrastruktur. Es ist nicht starr, sondern modular, flexibel und offen für neue Entwicklungen. Geplant sind:
- eine große Werkhalle für kreative Projekte,
- eine Holzwerkstatt,
- ein Repair Café als generationsübergreifende Mitmach-Werkstatt,
- Labore für Naturwissenschaften und Biologie,
- Robotik- und IT-Räume,
- Tonstudio und Videowerkstatt für medienpädagogische Angebote,
- Keramikwerkstatt für künstlerisches Arbeiten,
- Beratungsräume für Bildungs- und Berufsberatung.
Hinzu kommen Coworking-Spaces für junge Gründer:innen, Projektgruppen oder Weiterbildungsanbieter sowie ein Foyer als Treffpunkt für Veranstaltungen, Ausstellungen und Workshops. Auch ein begrünter Dachgarten soll angelegt werden – als zusätzliche Lern- und Aufenthaltsfläche.
Finanzierung, Planung, Beteiligung
Für den ersten Bauabschnitt sind 14,7 Millionen Euro eingeplant, 11 Millionen davon stammen aus Fördermitteln. Die Kostensteigerung um 2,6 Millionen Euro gegenüber der ursprünglichen Planung begründet die Stadt mit den aufwendigen Boden- und Schadstoffgutachten, mit der Umverlegung von Versorgungsleitungen sowie mit den hohen Anforderungen an Nachhaltigkeit und Bestandserhalt.
Trotz der Komplexität soll der Baubeginn im zweiten Quartal 2026 erfolgen, die Fertigstellung ist für 2028 vorgesehen. Besonderes Augenmerk liegt auf der Einbindung von Nutzer:innen und Stadtgesellschaft: Schüler:innen, Lehrer:innen, Vereine und Bürgerinitiativen sollen sich frühzeitig an Planung und Gestaltung beteiligen können – über Workshops, Beteiligungsverfahren und Informationsveranstaltungen.
Im Mai soll der hallesche Stadtrat den Baubeschluss fassen. Dann dürfte es zunächst wieder eine spannende Diskussion geben. Denn nicht alle sind damit einverstanden, dass das markante Hochhaus verschwinden soll.
Grafiken: Behnisch Architekten Atelier Weimar
Man kann nur noch mit dem Kopf schütteln. Die Stadt bringt die völlig am Boden liegende Infrastruktur nicht auf die Reihe,auf Grund fehlender Finanzen und will jetzt so viel Geld in ein Projekt stecken,was keiner braucht.
Schon mal was von sozialer Infrastruktur gehört?
Die brauchst auch der letzte Egoist irgendwann mal.
Stimmt… Bildung ist vollkommen überflüssig.
Wir haben ein Bildungszentrum, ein Lehrlingswohnheim das zweckentfremdet genutzt wird, leerstehenden Objekte, vorhandene Ausbildungsstätten, unbebaute Flachen, bessere Verkehrsanbindung als in der Paulick Str.. Das sollte man nutzen und ausbauen.
Es wird mehr wie 14,7 Millionen kosten.
als, es wir definitiv mehr als 14,7 Mio kosten 😉
nimm einfach immer „als-wie“, dann triffst du wenigstens ein bissel..
Das Projekt an sich ist sicher toll aber dort wo es gebaut werden soll ist nicht der richtige Ort. Ich glaube nicht daß es dort geschätzt wird und der Glaskasten sieht ein bisschen wie ein Gefängnis aus. Die Parkplätze sind dort außerdem sehr beliebt und fallen dann alle weg.. wieder total dämlich geplant!
Wohnst du dort?
Schaut toll aus und wäre mal eine echte Bereicherung. Vermutlich steht es aber am falschen Platz. Leider ist der Text schon vielsagend: „Zielgruppen sind nicht nur Schüler:innen, sondern auch Erwachsene, Berufseinsteiger:innen, Multiplikator:innen aus der Bildungsarbeit, Unternehmer:innen und Wissenschaftler:innen.“ Man weiß also noch nicht so genau, wie das dann genutzt werden soll.
Der Platz ist schon gut. Halles größter Stadtteil, in einem Viertel, welches im Vergleich zu anderen Vierteln in Neustadt nicht ganz so überaltert ist, in direkter Nachbarschaft zu zwei Schulen, wodurch gegenseitige Synergieeffekte entstehen könnten und es grenzt an den Südpark, wo es so gut wie keine sozialen Einrichtungen gibt (und somit Bedarf). Klar muss man sehen, wie dann die letztendliche Ausgestaltung ist und wie gut das funktionieren wird, aber eine Polyklinik ist ja jetzt auch nicht unbedingt schlecht, weil viele verschiedene Ärztre in einem Haus sind. Dort ist der Fokus Gesundheit und beim Bildungszentrum eben Bildung.
Das ist alles gut gedacht, nur wäre es nicht auch langsam aber sicher auch Notwendig für Bezahlbaren Wohnraum für Studierende zu sorgen auch mit Parkplätzen…!?
Finde ich auch. Die Studis nehmen uns den Wohnraum weg.
Während des Studiums können Studenten in Wohnheime wohnen. Das reicht völlig aus.
Na ja, ein paar Gebäude machen noch keinen Campus, aber mehr Bildung wäre gerade in Neustadt gut.
Das :innen nervt im Artikel, Gendern ist inzwischen nicht mehr angesagt, eigentlich schon antiwoke. Und zu den Mietwohnungskommentaren: Halle hat zum Glück kein echtes Wohnraumproblem, zumindest bei Durchschnittswohnungen. Was fehlt sind (moderne) Kleinwohnungen wie Ein/Zweiraumwohnungen für Singles, v.a. für Studenten, und moderne und altersgerechte Wohnungen im Luxussegment. Topwohnungen sind superrar in Halle, der Mietmarkt ist für Führungskräfte da sehr, sehr schwierig.
Was wird denn konkret an Mehrwert gelehrt, nur weil ein neues Gebäude steht? Der Knackpunkt liegt beim Personal und den Lehrinhaltem, die aktuelle auf das Leben von 1990 vorbereiten. Passend dazu wurde jetzt Merz gewählt.