Rappen, breaken und sprayen zwischen Ostsee und Erzgebirge – Von der Straße auf den Sockel: Ostdeutschlands Hip Hop soll immaterielles Kulturerbe werden
Spitzenklöppeln, das Brieftaubenwesen, der Blaudruck und die Ostfriesische Teekultur sind nur einige der 150 immateriellen Kulturformen, die die deutsche UNESCO-Kommission als besonders erhaltenswert einstuft und seit 2014 in der bundesweiten Kulturerbeliste führt. Ostdeutscher Hip Hop wird dort auch bald stehen, wenn es nach dem Dessauer Hip Hop-Veteran Joerg Schnurre und der Medienwissenschaftsstudentin Laura Ettlich geht. Sie ziehen seit Monaten durch Kinosäle, Turnhallen, Skateparks und Musikklubs in Ostdeutschland, um die lokalen Hip Hop-Communities zwischen Ostsee und Erzgebirge hinter der gemeinsamen Kulturerbe-Bewerbung zu versammeln.
Bereits Mitte der achtziger Jahre schwappt der Hip Hop aus der New Yorker Bronx nach Ostdeutschland über und entfacht schon bei Jugendlichen in der DDR eine Euphorie, die bis heute andauert. Seitdem rappt, breakt, sprayt und mischt zwischen Ostsee und Erzgebirge eine aktive und hingebungsvolle Hip Hop-Community, die kommerziell erfolgreiche Rapper wie Trettmann, Finch und Morlockk Dilemma hervorgebracht hat und zunehmend mehr als einzigartig in einem gesamtdeutschen Kontext wahrgenommen wird und. Joerg Schnurre, der sich als Jugendlicher in den neunziger Jahren selbst der Dessauer Hip Hop-Szene anschließt, hat es sich nun zum Ziel gesetzt der facettenreichen Jugend- und Subkultur die ultimative Anerkennung zuteilwerden zu lassen: eine Eintragung in das Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes. Dafür hat er sich mit Laura Ettlich zusammengeschlossen, einer jungen Medienwissenschaftsstudentin, die sich ehrenamtlich für verschiedene Kultur- und Bildungsprojekte in Dessau engagiert. Bereits seit Monaten ziehen die beiden durch Kinosäle, Turnhallen, Skateparks und Musikklubs in Ostdeutschland, um auf ihr Vorhaben aufmerksam zu machen. Unter dem Namen Ostbronx plant die Initiative, im nächsten Jahr einen Aufnahmeantrag für die prestigeträchtige UNESCO-Liste zu stellen und einen Dachverband zu gründen, der die verschiedenen Hip Hop-Akteur:innen in Ostdeutschland vernetzt und nach außen vertritt. Den offiziellen Auftakt ihrer Kampagne markiert nun eine zweitägige Veranstaltung in Dessau am kommenden Wochenende, zu der interessierte Gäste und Vertreter:innen der Presse herzlich eingeladen sind. Der Workshop Hip Hop in Ostdeutschland auf dem Weg zum immateriellen Kulturerbe findet in Kooperation mit dem Landesheimatbund Sachsen-Anhalt statt. Workshop Hip Hop in Ostdeutschland auf dem Weg zum immateriellen Kulturerbeim Gemeindezentrum St. Peter & Paul, Zerbster Str. 48, 06844 Dessau-Roßlau Freitag, 27. September 2024 18.30 Uhr: Einlass 19.00 Uhr: Filmvorführung der Dokumentation Here we come (Nico Raschick, 2006) und anschließendes Publikumsgespräch mit Andreas Parnt (Achiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.) 21.00 Uhr – 23.00 Uhr: Get together mit Musik von Duktus Samstag, 28. September 2024 11.00 Uhr: Vortrag von Dr. Leonhard Schmieding (Universität Potsdam): Hip Hop in der DDR 13.30 Uhr: Impuls von Joerg Schnurre (NEWKID e.V.): Warum braucht es einen Antrag; Informationen zur Bewerbung für das Bundesverzeichnis für immaterielles Kulturerbe von Ortrun Vödisch (Landesheimatbund Sachsen-Anhalt e.V.) 14.00 – 15.30 Uhr: Podiumsdiskussion Was war, was ist, was wird mit dem Hip Hop in und aus Ostdeutschland? mit VertreterInnen unterschiedlicher Generationen des Hip HopModeration: Dirk Wald (Wittenberg)Podiumsgäste: Jens Hilgner (Outlaw Kinder- und Jugendhilfe e.V., Dresden), Resi Gabbel, Breakdance-Formation The Saxonz, Dresden), Thomas Meumerzheim (Naumburg), Dr. Leonard Schmieding (Universität Potsdam) 19.00 Uhr: Abschlussparty KulTour Live (Werkstattcafé, Ferdinand-von-Schill-Str. 3, 06844 Dessau-Roßlau) |
Also Hip-Hop mag ja in der DDR einen gewissen Kultstatus erreicht haben, aber fürs immaterielle Kulturerbe ist das dann doch ein bisschen dürftig. So einflussreich auf die Kultur im Osten war es nun auch wieder nicht.
„Was wäre eine Kultur ohne Tradition?“
(Nulli aus dem Internet, ca. 2024)
Was willst du damit jetzt sagen?
Dass du nur hohle Phrasen drischst vielleicht.
Jetzt, da sich die Jungen immer weniger als Ossis verstehen, wollen die Älteren ihren Identitätsstatus noch schnell von der UNESCO bestätigt sehen. Ist ostdeutscher Hip-Hop nicht kulturelle Aneignung und damit für jeden Identitätssektierer sowieso bäh?