Sachsen-Anhalts Firmen stellen kaum Behinderte ein

Gesetzlich vorgeschrieben müssen private und öffentliche Arbeitgeber mit mehr als 20 Beschäftigten wenigstens fünf Prozent ihrer Arbeitsplätze mit Schwerbehinderten besetzen. In Sachsen-Anhalt betrifft diese Pflicht insgesamt 4.339 Arbeitgeber, doch nur 710 kommen ihr vollständig nach. Das zeigt die aktuellste BA-Statistik, die auf ausgewerteten Daten vom Dezember 2017 beruht. 2.340 Arbeitgeber bleiben unter der Marke und besetzen immerhin zwischen einem und fünf Prozent ihrer Arbeitsplätze mit Schwerbehinderten, 1.289 beschäftigen gar keine Schwerbehinderten. Wer die Regel nicht erfüllt und unter der 5-Prozent-Vorgabe bleibt, muss eine Ausgleichsabgabe zahlen.
Arbeitsagenturen unterstützen mit Beratung und Fördermitteln
„In Sachsen-Anhalt dominieren die kleinen und mittelständischen Unternehmen, in denen der Chef oft selbst mit anpackt und keine Personalabteilung zur Verfügung hat. Ihnen fehlen deshalb oft die Zeit und das Wissen, sich mit der Beschäftigung von Schwerbehinderten auseinanderzusetzen. Andere wiederum haben Vorurteile und trauen Schwerbehinderten weniger zu. Unsere Kolleginnen und Kollegen in den Arbeitsagenturen unterstützen Arbeitgeber mit guter Beratung, umfangreichen Fördermitteln und auch bei zwischenmenschlichen Fragen. Einstellen müssen aber die Unternehmen. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels kann sich keine Firma leisten, auf die Qualitäten von Menschen mit Behinderung zu verzichten“, erklärte Kay Senius, Chef der Arbeitsagenturen in Sachsen-Anhalt.
Sachsen-Anhalt bei der Besetzungsquote bundesweites Schlusslicht
Aufgrund der gesetzlichen 5-Prozent-Quote müssten in Sachsen-Anhalt rechnerisch 19.022 mit schwerbehinderten Arbeitnehmern besetzten sein. Tatsächlich sind es 13.925 nach aktuellem Stand der statistischen Auswertung von Dezember 2017. Das entspricht einer Besetzungsquote von 3,4 Prozent. In keinem anderen Bundesland ist die Quote so niedrig wie in Sachsen-Anhalt. Bundesweit liegt die Besetzungsquote von Schwerbehinderten bei 4,6 Prozent, in Ostdeutschland bei 4,5 Prozent. Es gibt aber nicht nur regionale Unterschiede, sondern auch branchenspezifische: Die geringsten Besetzungsquoten weisen in Sachsen-Anhalt die Branchen Bau (2,1 Prozent), Gastgewerbe (2,2 Prozent) und Handel (2,3 Prozent) auf. Über der gesetzlichen Quote von 5 Prozent liegt nur der Bereiche Öffentliche Verwaltung und Sozialversicherung (5,9 Prozent).
Bis zu 90 Prozent Förderung des Arbeitsentgeltes bei Einstellung von Schwerbehinderten möglich
Die Arbeitsagenturen können Unternehmer bei der Einstellung von schwerbehinderten Menschen unterstützen. So können Eingliederungszuschüsse in Höhe von bis zu 70 % des Arbeitsentgelts bei einer Förderdauer von bis zu 24 Monaten gewährt werden. Bei besonders betroffenen schwerbehinderten Menschen kann die Förderdauer bis zu 60 Monate und ab dem vollendeten 55. Lebensjahr bis zu 96 Monate betragen. Das Land Sachsen-Anhalt unterstützt mit zusätzlichen Fördermitteln in Höhe von weiteren 20 % des Arbeitsentgelts. Somit können die Leistungen für besonders betroffene schwerbehinderte Menschen bis zu 90 % des Arbeitsentgelts betragen.
Meist ist Krankheit die Ursache für eine Schwerbehinderung
Häufigste Ursache einer Schwerbehinderung ist eine im Lebensverlauf erworbene Krankheit. Schwerbehinderte Menschen sind daher meist älter. In Folge des demografischen Wandels wird ihre Zahl auch künftig steigen. Die Beschäftigung schwerbehinderter Menschen hat in Deutschland generell weiter zugenommen, Ihre Arbeitslosigkeit ist von 2017 auf 2018 um vier Prozent gesunken. In Sachsen-Anhalt waren im März 2019 insgesamt 3.879 schwerbehinderte Menschen arbeitslos, was im Vergleich zum Vorjahresmonat (März 2018: 4.075) ein Rückgang von 4,8 Prozent darstellt.
Schwerbehinderten Arbeitslosen gelingt es nach wie vor seltener als nicht-schwerbehinderten, eine Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt aufzunehmen. Gemessen am Arbeitslosenbestand werden sie allerdings auch nicht so häufig arbeitslos. Der Arbeitsmarkt für schwerbehinderte Menschen wird weniger durch die Konjunktur und stärker durch rechtliche Rahmenbedingungen und die demografische Entwicklung beeinflusst.
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