Halle erinnert an die Bücherverbrennung vor 83 Jahren
Mit einem Gedenktag wird am 12. Mai 2016 auf dem Uniplatz in Halle (Saale) an einen unrühmlichen Tag in der Geschichte von Stadt und Universität erinnert. Denn am 12. Mai 1933 brannten auch auf dem Universitätsplatz Bücher. 83 Jahre später lädt „Halle gegen Rechts – Bündnis für Zivilcourage“ ab 18 Uhr zu einer Gedenkstunde ein. Die Veranstaltung beginnt mit einem Grußwort von Cornelia Zimmermann vom Stadtmuseum. Anschließend spricht Prorektor Prof. Dr. Wolfgang Auhagen von der Uni Habe, bevor Werke der damals verbotenen Autoren präsentiert werden. Die Veranstalter empfehlen, Sitzkissen mitzubringen. Bei schlechtem Wetter wird ins Löwengebäude ausgewichen.
Die Liste der geschassten Bücher wurde in Halle sogar um viele weitere Autoren ergänzt, die Stadt war also übereifrig in jenen Jahren. 140 Autoren stehen auf dem “Halleschen Generalindex”, wie Heinrich Heine, Klabund, Frank Wedekind, Albert Einstein, Carl Zuckermayer und Friedrich Hollaender.
Ab Mitte Februar 1933 wurden Schulbüchereien nach gemäß der NS-Ideologie geschichtlich nicht geeigneten Werken durchgesehen. Im März folgte die groß angelegte Säuberungsaktion „Wider den undeutschen Geist!“ Im April ist in einer halleschen Zeitung zu lesen, dass die deutsche Studentenschaft vom 12. April bis 10. Mai einen „Aufklärungsfeldzug wider den undeutschen Geist“ veranstaltet. Auf öffentlichen Anschlägen wird in 12 Thesen der treibende Geist dokumentiert. Die braune Studentenschaft in Halle ging zunächst aktionistisch und hysterisch vor, ändert später jedoch ihre Taktik. Studierende befragten Buchhändler und Bibliothekare, welche Bücher jüdischer, marxistischer und sonst „volkszersetzender“ Autoren am meisten gekauft bzw. ausgeliehen wurden.
Im Mai 1933 war die hallesche Universität auch “judenfrei”, alle jüdischen Studenten und Wissenschaftler waren suspendiert. Der Name Martin-Luther-Universität: auch ein Werk des dunkelsten Kapitels in Deutschland. Aber konsequent, Martin Luther war bekennender Antisemit. Am 23. Mai 1933 kann man in einer Zeitung lesen, dass 20 hallesche studentische Verbindungen geschlossen der NSDAP beigetreten waren.
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