Hauptausschuss lehnt Kinder- und Jugendparlament für Halle ab – auch der Kinder- und Jugendrat (KJR) war dagegen
In Halle (Saale) wird es kein Kinder- und Jugendparlament geben, also eine Art Stadtrat für alle unter 18 Jahren. Der Hauptausschuss hat am Mittwoch die zur Einführung nötige Satzung und Wahlordnung abgelehnt. Die Fraktionen Linke, Grüne, FDP/Freie Wähler, MitBürger/Volt hatten noch einen Änderungsantrag eingebracht, der dem Jugendpalarment noch mehr Rechte zugestehen wollte, die Stadtverwaltung sollte dort gefasste Beschlüsse in den Stadtrat einbringen. Mit 4 Ja und 7 Nein wurde dieser Antrag aber abgelehnt. Die Verwaltungsvorlage wurde einstimmig mit 11 Nein abgelehnt. Das letzte Wort hat zwar der Stadtrat, doch die Stimmverhältnisse sind deutlich.
In der Sitzung hat sich auch der Kinder- und Jugendrat gegen die Einführung positioniert. Die Beteiligung von Jugendlichen stärken zu wollen sei zwar wichtig, doch ein Parlament sei nicht der richtige Weg. Es gebe genug Gremien in der Stadt, sagte Sammy Knorre vom KJR. Die bisherigen Ressourcen sollten besser ausgeschöpft werden. “Wir hätten uns gewünscht, die bisherigen Gremien aufwerten zu lassen, statt neues zu schaffen”, meinte Sammy. Bereits vor 6 Jahren habe man sich gegen die Einführung positioniert. In den letzten Jahren habe es eine fehlgelaufene Diskussion gegeben. So sei in der Politik nur über die Einführung geredet worden, aber nicht, ob diese überhaupt sinnvoll ist. Zudem stellte Sammy die Frage, ob solch ein Parlament überhaupt jugendfreundlich ist und man die Jugendlichen erreicht, die man gern erreichen möchte. Stattdessen befürchtet er, dass um die Sitze im Jugendparlament eine Art Wahlkampf entflammt und am Ende die rhetorisch schlagfertigen Jugendlichen aus gutbürgerlichem Haus und hoher Bildung in das Parlament einziehen. Besser sei es, niedrigschwellige Angebote zu fördern. Zwar habe auch der KJR eine Defizite, “aber auch ein Jugendparlament ist keine Wunderwaffe.”
“Wir hören zu oft die Meinung von Politikern, die meinen zu wissen, was Jugendliche wollen”, sagte Carsten Heym (AfD), seine Fraktion lehnt ein Jugendparlament ab. Zur Wahl würden sich eh nur ausgewählte Jugendliche und Lobbygruppen stellen. Das sehe man an Leipzig, dass bei der letzten Wahl zum Jugendparlament eine Beteiligung von 5 Prozent hatte. Jusos, Fridays For Future und ähnliche Gruppierungen treten dort an. “Jugendliche haben andere Interessen als stupiden Parlamentarismus.” Auch für es zu einer Polarisierung und Frühpolitisierung, die man nicht wolle, sagte sein Fraktionskollege Alexander Raue. “Jugendliche haben andere Interessen, als einen stupiden Parlamentarismus“.
“Wenn der Parlamentarismus stupide ist, liegt es an den Menschen, die darin sitzen”, sagte Detlef Wend (MitBürger). Für ihn ist ein Jugendparlament keine Konkurrenz zum KJR, sondern eine Ergänzung. Tim Kehrwieder (FDP) verwies darauf, dass sich U30-Stadträte verschiedener Parteien zusammengetan haben, um das Jugendparlament an den Start zu bringen. Auch gebe es Jugendliche, die das wollen. Konkreter wurde er auch auf Nachfrage nicht.
Anhand des Diskussionsverlaufs war Melanie Ranft (Grüne) schon eine Ablehnung. “Schade, dass das Projekt beerdigt wird. Da freut sich die Stadtverwaltung.” Christoph Bernstiel (CDU) bemängelte eine Polemik, die die Befürworter an den Tag legen. “Nur weil Ihnen diese Wahrheit nicht gefällt, werden Sie ein Stück weit gemein.” Es gebe in der Praxis andere, tauglichere Gremien. Zudem könnte man sich das Geld für eine Wahl sparen (Die Rede ist von 38.000 Euro). Stattdessen könnte man das Budget vom KJR aufstocken.
Sie finde die Behauptung der Grünen, die Stadt würde sich über eine Ablehnung freuen, erklärte Sozialdezernentin Katharina Brederlow. Auch bei einer Ablehnung werde sich die Stadt Gedanken machen, wie man die Jugendbeteiligung stärken kann. Wichtig sei es, die Breite der Jugendlichen zu erreichen.
„In der Sitzung hat sich auch der Kinder- und Jugendrat gegen die Einführung positioniert. Es gebe genug Gremien in der Stadt, sagte Sammy Knorre vom KJR.“
Der bisherige Kinder- und Jugendrat ist nicht durch freie und allgemeine Wahlen legitimiert, ein mögliches Kinder- und Jugendparlament wäre es allerdings. Offenbar hat man seitens des KJR Angst, an Einfluss zu verlieren, wenn es ein richtiges Kinder- und Jugendparlament gäbe. Demokratie ist offenbar nicht von allen erwünscht.
Ich kenne sowohl die zuständigen Verwaltungsbeamten, sowie die KJR-Mitglieder und ein paar Stadträte und bin aus dieser Sicht nicht ganz derselben Meinung. Zwar gibt es keine richtige Wahl zum KJR aber per Stadtratsbeschluss (der KJR wurde 2002 gegründet) ist das die offizielle Interessensvertretung für Kinder und Jugendliche also gewissermaßen legitimiert. Jeder im Alter von 12 bis 27 kann bei Interesse mitmachen, daher ist es ein offenes und basisdemokratisches Gremium. Eine Wahl für ein Parlament ist erstens teuer (pro Wahlgang kostet es der Stadt 30.000€, die man sinnvoller verwenden kann) und zudem wäre dieses Jugendparlament kein richtiges Parlament sondern am ehesten ein Beirat (mehr ist in der Kommunalverfassung nicht drinne) und der Engagementbeirat zum Beispiel wird auch nicht teuer gewählt. Der KJR ist demokratisch, wer Interesse an einem Gespräch hat, kann sich gerne zu einem Gespräch anmelden 🙂
Hannes?bist du es? Keiner von uns sieht dich als Freund
,,Demokratie ist offenbar nicht von allen erwünscht.“ Damit kennst du dich ja Bestens aus.
Absoluter Quatsch, Du warst ja nicht beim Ausschuss dabei, kennst also nicht den ganzen Austausch der Worte
Welchen Einfluss hat der KJR denn?
Besser als Sammy vom KJR kann man es nicht zusammenfassen, was das Kernproblem linksgrüner Politik (SPD, Linke, Grüne, MitBürger, Volt) ist: nämlich die nicht enden wollende Erfindung von neuen Gremien, neuen Opfergruppen oder neuen Sozialleistungen, die niemand braucht, mit immer mehr Bürokratie und immer mehr Verwaltungspersonal auf allen Ebene (auf denen man eigene Parteileute unterbringen kann), die zu einer völligen Dysfunktionalität unseres Staates geführt hat. Möge am 23.02.2025 dem linksgrünen Irrweg ein nie dagewesener Denkzettel in unserem Land verpasst werden.
Menschen wie du brauchen ganz viel Liebe. Und ab und zu, eine Umarmung.
Das hoffe ich zwar auch inständig, aber wen willst du dann nehmen? CDU? Wenn ich den Merz höre, kommt mir das große Brechen 🙁
Also, ich lese eher heraus, dass das die Fraktionen Mitbürger/Volt, die Grünen, die Linken und die FDP/Freien Wähler wollen. Von der SPD lese ich diesmal nichts. Die obigen allein scheinen dafür gestimmt zu haben, gibt ja nur 4 Ja-Stimmen.
Die SPD befindet sich im OB Wahlkampf. Sie wollen Geier nicht mit der Zustimmung zu so einem politisch einseitigen Blödsinn wie dem Jugendparlament beschädigen.
SPD ist doch mit ihrem neuen Vertreter aus den Reihen des KJR gegen das Jugendparlament oder ?
Mal eine gute Nachricht, dass es keinen Hortlerverein gibt.
Die Kinder könnten sich dafür als Hilfe im Pflegeheim verdingen. Unentgeltlich.
Besonders bezeichnend ist, wie herr Raue seine Verachtung gegenüber Jugendlichen offen darlegt. Er glaubt natürlich zu wissen und zu bestimmen, was Jugendliche wollen und was nicht. Beschämend und wirklich böse.
Du aber als alter Opi weißt das?